Drei Jahre nach SchließungWas auf dem Thurn-Gelände in Neunkirchen-Seelscheid entstehen könnte

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Das Gelände der ehemaligen Thurn-Werke in Neunkirchen, Kämmerer Johannes Hagen ist auch Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens zur Vermarktung der Fläche und steht mitten einer leeren Halle.

Das Gelände der ehemaligen Thurn-Werke in Neunkirchen, Gemeinde-Kämmerer Johannes Hagen ist auch Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens zur Vermarktung der Fläche.

Im Januar 2021 war die letzte Schicht des Herstellers für Wasch- und Spülmittel. In Spitzenzeiten arbeiteten in den Hallen 600 Menschen.

16.000 Quadratmeter Hallenfläche sind das, was früher einmal die Thurn-Werke in Neunkirchen waren. Im Januar 2021 war die letzte Schicht des Herstellers für Wasch- und Spülmittel, der jahrelang Firmen wie dm, Aldi und Rossmann beliefert hatte. Das Unternehmen ging damals in die Insolvenz. In Spitzenzeiten hatten hier bis zu 600 Menschen gearbeitet.

Beim Gang im Mai 2024 durch die früheren Produktionsflächen ist davon allerdings nichts mehr zu spüren. Die Schritte hallen laut, wo früher Abfüllmaschinen ratterten. Ausgabespender mit bunten Ohrenstöpseln an den Wänden zum Schutz des menschlichen Ohres gegen den Lärm erinnern noch immer daran.

Nicht alles ist leer. Johannes Hagen ist es schon gelungen, rund 8000 Quadratmeter der Flächen zu vermieten. Er ist der Kämmerer der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid und gleichzeitig Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens, das das gesamte Firmengelände damals aus der Insolvenz heraus kaufte. „Die Politik wollte, dass die 13 Hektar große Fläche in die öffentliche Hand kommt“, berichtet er.

Hallen in Neunkirchen-Seelscheid sind in die Jahre gekommen

Damit sollte sichergestellt werden, dass an diesen Standort ein neues Gewerbegebiet sicher entwickelt werden konnte. „Man wollte unbedingt verhindern, dass wieder einem Unternehmen an dieser Stelle das Geld ausgeht.“  Vor über 50 Jahren produzierte dort die Firma Avon, später ein Werk, das Tontöpfe herstellte. 2009 kam Thurn aus Much hierhin.    

Das Gelände der ehemaligen Thurn-Werke in Neunkirchen.

Das Gelände der ehemaligen Thurn-Werke in Neunkirchen, links die Wohn-Container für Geflüchtete.

Die Hallen sind in die Jahre gekommen. Auf Teilen des Flachdaches entdeckt das Auge große Pfützen. „Es gibt Undichtigkeiten“, berichtet Hagen. Die Dachdecker hätten die „Sache allerdings im Griff.“ Aber wie das halt so sei, Wasser fände immer seinen Weg. Deswegen müsse an mehreren Stellen nach dem Loch gesucht werden. 

Dass irgendwann eine grundlegende Sanierung ansteht, ist Hagen klar. Aber dazu müssten erst einmal langfristige Mieter gefunden werden. Sechs Millionen Euro hat die das gemeinsame kommunale Unternehmen der Gemeinden Neunkirchen-Seelscheid und Much im Jahr 2021 für das Gelände bezahlt.

Logistikunternehmen nutzen die alten Produktionshallen von Thurn in Neunkirchen als Lagerflächen

Die Hallen als Abstellflächen seien begehrt, berichtet Hagen. Sie hätten eine Sicherheitsklasse, die das Lagern von chemischen Produkten wie Waschmitteln erlaube. „Das findet man nicht überall.“  Verhandlungen mit zwei großen Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe hätte es schon gegeben.

Aber durch Corona und dem Ukrainekrieg hätten diese Unternehmen neue Investitionen erst einmal zurückgestellt. Logistikunternehmen würden die Flächen zurzeit zum Lagern nutzen. „Es gibt Gespräche über langfristige Verträge“, sagt Hagen.   

Lagercontainer stehen in den Produktionshallen der ehemaligen Thurn-Werke in Neunkirchen.

Teile der ehemaligen Produktionshallen der Thurn-Werke in Neunkirchen sind als Lagerfläche vermietet.

Auf dem Parkplatz vor dem früheren Verwaltungsgebäude stehen weiße Wohncontainer. 450 geflüchtete Menschen können dort untergebracht werden. „300 Personen leben zurzeit hier“, sagt Hagen. In spätestens drei Jahren sollen sie aber an anderer Stelle in den Gemeinden Much und Neunkirchen-Seelscheid eine Wohnung bekommen. Dann könnten an dieser Stelle mehrere kleine Handwerks- und Gewerbebetriebe Platz finden. „Die Nachfrage ist riesengroß“, berichtet Hagen. Je nach Konzeption könnte die Fläche sogar erweitert werden.          

In Neunkirchen gibt es am 23. Mai 2024 einen Workshop über die Zukunft der alten Flächen von Thurn

Sechs Hektar der Fläche des Grundstückes sind bebaut, sieben Hektar befinden sich außerhalb des umzäunten früheren Betriebsgeländes. Hagen kann sich vorstellen, dass an den Randlagen des Areals auch Wohnungsbebauung möglich ist. Das müsse jedoch die Politik entscheiden. Wenn diese Flächen für die Verlagerung von Handwerksbetrieben oder kleinen Firmen genutzt würden, „werden die früheren Standorte frei und dort können dann Wohnungen entstehen“, so eine weitere Überlegung.  

Fest steht, dass jetzt die Weichen für die Zukunft der Fläche gestellt werden. Am Donnerstag, 23. Mai, gibt es deswegen einen „Workshop für Unternehmen und Unternehmer“, wie es Hagen formuliert. Wer Interesse hat, der kann gerne eine Nachricht per E-Mail schicken. Die entsprechenden Unterlagen werden dann zugeschickt.

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