Kommentar zum AbstiegskampfGlückstrikots, Kerzen, Fußballgott – Der FC braucht jede denkbare Unterstützung

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Der Geißbock Hennes der Neunte, das Maskottchen des 1. FC Köln, stürmt auf den Rasen des Stadions. Dabei wird er von seinem Betreuer an der Leine gehalten.

Der 1. FC Köln und sein Maskottchen Geißbock Hennes der Neunte brauchen in diesen Tagen jede erdenkliche Unterstützung.

Dominique Heintz vom 1. FC Köln beschwor zuletzt den Fußballgott. Ob das im Abstiegskampf reichen wird?

In den vergangenen Wochen kursierten eine Menge Schlagworte rund ums Geißbockheim. Crunchtime. Gegner auf Augenhöhe. Endspiel. Sie sollten den Ernst der sportlichen Lage verdeutlichen und im besten Fall so etwas wie Aufbruchstimmung erzeugen.

Nun, genutzt hat es bislang wenig. Die Punkt- und Torausbeute bleibt weiterhin die eines Absteigers. Und doch ist der 1. FC Köln weiterhin im Rennen um den Klassenerhalt dabei. Unglaublicherweise ist sogar der direkte Verbleib in der Bundesliga noch im Bereich des Möglichen.

Göttlicher Beistand für den 1. FC Köln

Nach der Trainingseinheit am vergangenen Mittwoch brachte FC-Verteidiger Dominique Heintz einen bislang kaum beachteten Aspekt zur Sprache. „Jetzt müssen wir einfach die Chance, die uns der Fußballgott noch einmal geschenkt hat, nutzen“, wird Heintz auf der Internetseite des 1. FC Köln zitiert.

Göttlicher Beistand als letzter Rettungsanker in der sportlichen Krise. Darauf hätte man schon früher kommen können in der Stadt, die den Beinnamen „et hillije Kölle“ trägt.

Hat es sich der 1. FC Köln verscherzt?

Erzbischof Rainald von Dassel ließ 1164 die Gebeine, die von den Katholiken, als die der Heiligen Drei Könige verehrt werden, nach Köln bringen. Spätestens seit dieser Zeit weiß man am Rhein, aus spiritueller Verbundenheit Kapital zu schlagen.

Gottes Stellvertreter auf Erden ist bekanntermaßen der Heilige Vater in Rom. Macht das Gianni Infantino als Fifa-Präsident zum Abgesandten des Fußballgottes? Zumindest mit seiner Institution hat es sich der 1. FC Köln durch den missglückten Coup mit Sturmtalent Jaka Čuber Potočnik verscherzt.

Eine Kerze im Kölner Dom

Wo Infantinos Amtsbruder Aleksander Čeferin von der UEFA in dieser Angelegenheit steht, ist nicht überliefert. Bei den deutschen Würdenträgern, etwa bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), ist der 1. FC Köln wohl gleichfalls nicht mehr wohlgelitten. Über die Rädelsführerschaft bei der Revolte in Sachen Investoren-Einstieg ist sicher noch nicht genügend Gras gewachsen.

Also müssen die Kölner die Angelegenheit mal wieder selbst in die Hand nehmen. Ein Kerzchen im Dom hat noch nie geschadet, um höheren Orts für bessere Stimmung zu sorgen. Schließlich war Köln einst eine der bedeutendsten Pilgerstätten des Christentums. Ein wenig Amtshilfe wäre da schon angemessen.

Kleeblätter und Schornsteinfeger als Grundausstattung eines jeden FC-Fans

Es ist nun aber stets ratsam, nicht alles nur auf eine Karte zu setzen. Vierblättrige Kleeblätter, Glückspfennige und Marienkäfer – aber bitte artgerecht gehalten – sollten am Samstag zur Grundausstattung eines jeden FC-Fans gehören.

Wie man anhand der im Laufe der Saison zahlreich abgebrannten Pyrotechnik erkennen kann, sind manche Fußball-Anhänger äußerst einfallsreich dabei, Dinge unbemerkt ins Stadion zu bekommen. So sollten es dann diesmal bitteschön Hufeisen, Glücksschweine und vielleicht der eine oder andere Schornsteinfeger sein. Letztere dürfen sogar ganz legal dabei sein, sie sollten nur eine gültige Eintrittskarte haben.

Glückstrikots für den 1. FC Köln

Beliebt sind bei Fans in solchen Fällen die Glückstrikots. Man wählt vor einem Spiel ein x-beliebiges aus. Gewinnt der 1. FC Köln, wird es bei der nächsten Partie wieder getragen. Ungewaschen, versteht sich. Die glückbringende Kraft darf schließlich nicht vom Waschpulver vertrieben werden.

Der Haken an der Sache ist, dass der 1. FC Köln in der laufenden Spielzeit noch keine zwei Spiele in Folge gewinnen konnte. Da müssen die Glückstrikots der letzten beiden Begegnungen ausreichen, die zumindest nicht verloren wurden. Der Zweck heiligt die Mittel. Im Krieg und in der Liebe ist bekanntermaßen alles erlaubt. Gleiches gilt für den Abstiegskampf. Irgendwie ist das ja dasselbe. Gewissermaßen.

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