Video mit Blick hinter die KulissenWas das Umschlagterminal Köln-Eifeltor zum logistischen Zentrum Europas macht

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Die Deutsche Bahn betreibt im Kölner Süden den größten Umschlagbahnhof bundesweit. Unsere Reporterin hat sich angeschaut, wie er funktioniert.

Dieter Schäfer steigt die Wendeltreppe hoch, zehn Meter sind es bis zu seinem Arbeitsplatz. Er ist Kranführer im Güterterminal Köln-Eifeltor: Von oben blickt er auf Container, Trailer und Schienen, bis zum Horizont. Von seinem Arbeitsplatz aus hat er sogar Domblick und das, obwohl das Güterterminal an der Stadtgrenze zu Hürth liegt. Der Mann, in leuchtendem Orange gekleidet, setzt sich ins Führerhaus, in jeder Hand einen Joystick, und bewegt den Greifarm seines Krans.

Auf der Plattform zwischen Treppe und Schäfers kleinem Führerhaus steht an diesem Tag auch Terminal-Leiter Mark Steingans. „Wir sind der Knotenpunkt für die Verkehrsträger Straße und Schiene“, sagt er, während Schäfer seinen Kran über die Gleise steuert. Der Kran wackelt, Steingans hält sich an der Brüstung fest. Mit dem Wort Knotenpunkt beschreibt der Terminal-Leiter die Funktion des Kölner Eifeltors für die Region treffend: Hier werden täglich knapp tausend Container und andere Güterbehälter von LKW auf Züge geladen und für den Weitertransport nach Norden und Süden vorbereitet.  

Dieter Schäfer ist Kranführer im Umschlagterminal: Trailer, Container und Tanks hebt er per Joystick mit den Kranarmen hoch.

Dieter Schäfer ist Kranführer im Umschlagterminal: Trailer, Container und Tanks hebt er per Joystick mit den Kranarmen hoch.

Kranführer Schäfer sorgt dafür, dass die Güter von der Straße auf die Schiene kommen. Er steuert die Kranarme zu einem Container, hebt ihn hoch, als wäre er nur eine leichte Box. Schäfer setzt den Container vom LKW auf den Asphalt. Sieben Spuren hat er zur Auswahl, fünf davon sind schon mit diversen Containern belegt. Auf den Gleisen warten die leeren Waggons, Schäfer hebt Container für Container an und lädt die Züge voll. Zwei Lokführer fahren die beladenen Züge anschließend zum benachbarten Rangierbahnhof Klettenberg und ziehen sie wieder ins Schienennetz

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Tausende LKW steuern pro Woche über die A4 zum Eifeltor

Was genau Schäfer und seine Kollegen hier verladen, wissen sie nicht. Sie sehen von oben nur die bunten Stahldächer. An den Einheiten lässt sich aber ablesen, dass das Terminal in der Chemieregion Rheinland steht: Hier wechseln häufig Tankcontainer mit Flüssigkeiten oder Gasen vom LKW auf die Schiene. Zudem schlägt Schäfer Trailer um, also ganze Auflieger, und hebt mit seinen Krankrallen alles vom LKW hoch, was hinter dem Führerhaus hängt, samt Achse und Reifen.

Loks ziehen die beladenen Züge zum Rangierbahnhof Klettenberg: Von hier aus fahren sie in den Süden und Norden Europas.

Loks ziehen die beladenen Züge zum Rangierbahnhof Klettenberg: Von hier aus fahren sie in den Süden und Norden Europas.

Am Eifeltor kommen pro Woche 100 Züge an, hinzu kommen tausende LKW. Schäfer und seine Kollegen verladen so jedes Jahr  330.000 Container und Trailer, in drei Schichten rund um die Uhr. Drei Kranbahnen gibt es hier mit insgesamt acht Kränen, jede besteht aus sieben Spuren für LKW und vier Gleisen für Züge.

Das macht das Umschlagterminal zum größten der Deutschen Bahn bundesweit. In München und Hamburg wechseln zwar genauso viele Einheiten von Schiene auf Straße und andersherum, aber mit weniger Kränen. Nur das eigene Umschlagterminal der BASF in Ludwigshafen ist noch größer. Die Kölner Güter und solche, die hier umgeschlagen werden, fahren vor allem entlang der Nord-Süd-Achse durch Europa: nach Skandinavien und in die Mittelmeerländer.

Container so weit der Blick reicht: Jährlich schlägt die Bahn am Eifeltor 330.000 Einheiten um.

Container so weit der Blick reicht: Jährlich schlägt die Deutsche Bahn am Eifeltor 330.000 Einheiten um.

Die Deutsche Bahn errichtete das Terminal im Jahr 1969. 1982 gründete die Deutsche Bahn ihre Tochtergesellschaft Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene Straße, kurz DUSS, die den Umschlagbahnhof seitdem betreibt. Über die Jahrzehnte entwickelte sich das Logistikzentrum am Eifeltor um das Terminal herum. Heute sitzen hier diverse Logistikspezialisten, darunter Großkonzerne wie DHL und Fiege. Damit die tausenden LKW den Verkehr im benachbarten Klettenberg nicht stören, hat das Terminal eine eigene Autobahnausfahrt bekommen: Abfahrt 11a führt nach Klettenberg, 11b zum Eifeltor.

Güter auf der Schiene sollen Straßen entlasten

Das Terminal am Eifeltor leistet einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrswende, denn hier passiert das, was man im Logistik-Fachjargon kombinierten Güterverkehr nennt. Dabei legen Güter den Großteil ihrer Strecke per Eisenbahn oder Schiff zurück, nur die ersten und letzten Kilometer gehen über die Straße. Geht es nach der Europäischen Kommission, sollen künftig noch mehr Güter vom LKW auf den Zug verlagert werden, um die vollen Straßen zu entlasten.

Mark Steingans leitet das Umschlagterminal für die DUSS: Vom Kran aus überblickt er den 30 Hektar großen Bahnhof Eifeltor.

Mark Steingans leitet das Umschlagterminal der DUSS: Vom Kran aus überblickt er den 30 Hektar großen Bahnhof Eifeltor.

In Europa kommt die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene allerdings seit Jahren kaum voran. 71 Prozent der Güter in Deutschland werden über die Straße transportiert, 19 Prozent entfallen auf Züge. Das liegt zwar leicht über dem europäischen Durchschnitt von 17 Prozent, aber weit hinter Österreich (30 Prozent) oder EU-Spitzenreiter Lettland (53 Prozent). Sechs Prozent transportieren Binnenschiffe durch das Land.

Jüngst legte die EU-Kommission also einen erneuten Vorschlag vor, Kosten und Emissionen der zunehmenden Gütertransporte auf den Straßen „unter Kontrolle zu halten“, hieß es in einer Mitteilung. Auch das deutsche Bundesverkehrsministerium fördert den Ausbau des kombinierten Verkehrs, indem es Investitionen beispielsweise mit bis zu 80 Prozent bezuschusst.

Auch die DUSS will in Köln weiter investieren: Am Eifeltor soll ein neunter Kran hinzukommen. Terminal-Leiter Mark Steingans sagt: „Wir gehen jeden Tag mit dem Ziel zur Arbeit, so viele Einheiten wie möglich auf Züge zu verladen, um Straßen zu entlasten und die Güter CO2-freundlich zu befördern.“

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