„Unser Leben wird besser“Ex-Freundin schildert brisante Details in Prozess um Kölner Kopfschuss-Mord

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Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim

Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim

Im Zeugenstand belastete die Frau den Angeklagten, der den Auftrag gegeben haben soll.

Spannende Aussagen bekamen die Beteiligten am Montag im Prozess um den angeklagten Auftragsmord an einem ehemaligen „Hells Angels“-Rocker in Mülheim zu hören. Im Landgericht belastete die Ex-Freundin einen mutmaßlichen Schützen, der nach der Tat geflohen war. Und auch gegen den Angeklagten Hami S., der das Verbrechen in Auftrag gegeben haben soll, sagte sie aus.

Köln: Mutmaßlicher Schütze sollte „Job“ erledigen

„Unser Leben wird ein anderes sein, aber viel besser“, habe ihr damaliger Freund ihr einige Tage vor den tödlichen Schüssen im Mülheimer Böcking-Park berichtet, berichtete die 26-Jährige im Zeugenstand. Der Mann habe von viel Geld gesprochen, Yachtfahrten und einer Villa in der Türkei. Er müsse nur diesen einen „Job“ für Hami S. erledigen, den er gut aus dem Rocker-Club kannte.

Der Angeklagte Hami S. mit seinem Verteidiger Leonhard Mühlenfeld beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte Hami S. mit seinem Verteidiger Leonhard Mühlenfeld beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

„Ich wusste nicht, was das für ein Job war“, erklärte die Zeugin auf Nachfrage des Richters. Ihr Freund habe es selbst auch nicht gewusst, er sollte das erst kurz vor der Ausführung erfahren. „Ich habe daran gedacht, dass er vielleicht eine Bank überfallen soll, aber niemals an Mord.“ Im Mai vor einem Jahr habe man sich voneinander verabschiedet. „Er sagte, er müsse nach Holland“, sagte die Zeugin.

Zeugin: Mutmaßlichen Mordauftrag nie angesprochen

Tatsächlich habe sich der Freund aber in einer Wohnung in Porz aufgehalten, das habe sie anhand der Standortdaten seiner Handys gesehen. Die Zeugin hatte ihren Freund heimlich überwacht. Man habe noch Videotelefonate geführt und sie habe verquollene Augen bei ihm wahrgenommen. „Ich habe ihn noch nie so traurig und verletzt, so kaputt gesehen“, sagte die Frau im Zeugenstand.

Ein Mordauftrag sei auch zu dem Zeitpunkt des Gesprächs kein Thema gewesen. Nach der tödlichen Attacke im Park – getötet wurde ein früherer „Hells Angels“-Kollege per Kopfschuss, womöglich wegen nicht bezahlter Schulden – habe sie nie mehr was von ihrem Freund gehört. Der war über Griechenland in die Türkei geflohen. „Ich habe das Gefühl, dass er jetzt nicht mehr lebt“, sagte die Zeugin.

Köln: Zellengenosse sprach von geplanter Abreibung

Dem Angeklagten sei der mutmaßliche Schütze – beschuldigt ist noch ein weiterer Ex-Rocker – hörig gewesen. „Er wäre für Hami gestorben“, sagte die Zeugin. Dabei sei er als Anwärter in der aufgelösten „Hells Angels“-Gruppierung, in der der Bruder des Angeklagten der Chef war, sogar misshandelt worden. Hami S. und auch das spätere Mordopfer Eren Y. seien dort feste Mitglieder gewesen.

Ein Zellengenosse des Angeklagten hatte zuletzt ausgesagt, Hami S. habe ihm gegenüber lediglich von einer geplanten Abreibung gesprochen, die aus dem Ruder gelaufen sei. Die Staatsanwaltschaft überzeugte das nicht. Wohl auch, weil der mutmaßliche Schütze bereits im Vorfeld von Flucht gesprochen hatte. Hami S. droht daher die gleiche Strafe wie einem Mörder: lebenslänglich Haft.

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