„Hat etwas Meditatives an sich“Kölnerin will mit Töpferstudios kreative Räume der Begegnung schaffen

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Sari Tanuhardja an der Töpferscheibe.

Sari Tanuhardja an der Töpferscheibe.

Sari Tanuhardja hat zwei Töpferstudios in Mülheim. Es sollen kreative Orte sein für alle, die Lust aufs Töpfern haben.

Einen Ort, an dem sie einfach töpfern kann. Einen Ort, an dem sie ungestört ihre Hände um den weichen Ton legen, ihn formen kann. Das hat sich die Kölnerin Sari Tanuhardja gewünscht, nachdem sie während der Lockdownzeit das Hobby für sich gefunden hatte. Also öffnete sie 2022 ihr erstes Töpferstudio in Köln-Mülheim. Teilte es auch mit anderen Töpferbegeisterten. Anfang dieses Jahres kam dann das zweite an der Mülheimer Freiheit dazu.

Ton ist vielseitig, lässt viel Raum für Kreativität

Der Raum ist hell, schlicht eingerichtet. Bloß die Drehscheiben mit Hockern davor, ein paar Regale und ein hoher Tisch stehen im Raum. Es soll wenig ablenken, man solle direkt herunterkommen können, erklärt Tanuhardja. „[wabi.sabi] community studio“ steht in weißer schlichter Schrift an der Glastür. Wabi-Sabi sei ein japanisches Konzept, das die Schönheit im Unperfektem beschreibt, erzählt Tanuhardja.

Sari Tanuhardja vor der Tür eines ihrer Studios.

Sari Tanuhardja vor der Tür eines ihrer Studios.

Das passe für sie genau zum Töpfern. Ton sei unglaublich vielseitig, biete unendliche Kreationsmöglichkeiten. „Jedes Teil ist einzigartig, mit kleinen Macken“, sagt die 44-Jährige, „das schafft Raum für Kreativität und kann im Prozess inspirieren.“ Für Tanuhardja gehe es nämlich viel mehr um den Prozess des Töpferns als um das Produkt, das entsteht. „Raus aus dem Kopf, rein in die Hände“, nennt sie es mit einem Lächeln im Gesicht.

Töpferstudio mit Mitgliedschaft

Angefangen hatte Tanuhardja während eines Lockdowns mit dem Handaufbau also dem Töpfern ohne Drehscheibe. Sie hatte sich schnell in die Handarbeit verliebt. „Es hat etwas Meditatives an sich“, sagt Tanuhardja. Außerdem sei das Experimentieren und Aneignen der verschiedenen Techniken spannend für sie.

Als sie das Töpfern an der Drehscheibe lernen wollte, merkte sie, dass es eine hohe Nachfrage, aber zu wenig Angebot gab. Über Ebay Kleinanzeigen fand sie letztendlich einen Eins-zu-Eins Kurs, lernte das Handwerk und legte sich ihre erste Drehscheibe zu. Um mehr Ruhe und Raum für ihr Hobby zu schaffen, eröffnete sie das erste Studio an der Tiefentalstraße und teilte ihre Handarbeit auf Instagram.

„Mir ging es eigentlich einfach darum, mein Hobby zu teilen“, blickt Tanuhardja zurück, „aber ich habe schnell eine Community gefunden und Anfragen für Kurse bekommen.“ In Köln gebe es eine Gemeinschaft an Töpferinnen, die sich über Social Media untereinander kennen und unterstützen. So kam Tanuhardja auf die Idee, ihr Studio zu teilen.

Sie entwickelte ein Mitgliedschaftskonzept, ähnlich wie bei Fitnessstudios, vergleicht sie es. Für einen monatlichen Mitgliedschaftsbeitrag können das Studio und der Ton genutzt werden. In dem neuen Studio gibt es unterschiedliche „Pakete“. Die meisten würden aber das All-In Paket wählen, in dem alle Geräte wie auch der Brennofen inbegriffen sind.

Pottery Festival am 25. Mai in Köln

Das Studio soll ein Ort sein für alle, die töpfern wollen, sagt Tanuhardja, die nebenbei frei als Fotografin arbeitet. Die Mitglieder können jederzeit in das Studio, so sei eigentlich immer etwas los. „Wir kommen hier häufig zusammen, inspirieren uns gegenseitig, quatschen über das Töpfern, aber auch über alles andere“, sagt sie, „Wir nennen es immer Töpfertherapie“. Über die Mitgliedsbeiträge finanziert Tanuhardja die Fixkosten der Studios.

Profit machen sie und ihre Mitglieder dann über Töpferkurse, die im Studio gegeben werden. Es bestehe eine große Nachfrage nach ihnen. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute etwas mit ihren Händen tun wollen.“ Tanuhardja sagt, sie nimmt einen Töpferhype in Deutschland und in Köln wahr. Immer mehr Studios würden geöffnet, das merke sie auch bei ihren Mitgliedern, die nach und nach eigene kreative Orte schaffen.

In Köln findet zudem am 25. Mai ein Pottery Festival im Kulturbunker statt. Tanuhardja organisiert das Festival nicht selbst, kennt aber über ihre Social-Media-Vernetzung die Organisatorinnen, wirbt für den Tag in ihrem Schaufenster. „Die Idee ist, dass da alle zusammenkommen können, die Spaß am Töpfern haben, egal ob als Hobby oder professionell“.

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