„Absolutes Herzensprojekt“Finanzierung bröckelt – Freizeitkalender für Kölner Familien bangt um Fortbestand

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Der Newsletter-Kalender hält seit rund zehn Jahren Veranstaltungs- und Aktivitäten-Tipps im Kölner Stadtgebiet für Kinder und Eltern bereit (Symbolbild).

Der Newsletter-Kalender hält seit rund zehn Jahren Veranstaltungs- und Aktivitäten-Tipps im Kölner Stadtgebiet für Kinder und Eltern bereit (Symbolbild).

Seit zehn Jahren gibt es den Freizeitkalender für Eltern mit Kindern, der wöchentlich als Newsletter erscheint. 

„Der Kalender, den ich vor zehn Jahren begonnen habe, ist mein absolutes Herzensprojekt“, betont Lisa Herrig. Jeden Freitagnachmittag versendet sie den Freizeitkalender in Newsletter-Form, der Veranstaltungs- und Aktivitäten-Tipps im Kölner Stadtgebiet für Kinder und ihre Eltern bereithält – etwa kostenlose Führungen durch die Stadt oder die Natur, Familien-Cafés und Spieletreffs, Bildungs-, Besichtigungs- und Kulturangebote, Trödel- und Kinderflohmärkte, Kunst- und Schreibworkshops, sportliche Aktivitäten wie Veedelsläufe oder Fahrradtouren, kindgerechte Lesungen und vieles mehr. 

Rund 250 Mail-Adressen im Verteiler

Vermutlich verwenden ihn, auf direkte und indirekte Weise, Tausende Familien im Kölner Stadtgebiet. „In meinem Verteiler befinden sich mittlerweile rund 250 E-Mail-Adressen, darunter 14 Schulen, 95 Kitas, Jugendzentren, Schulsozialarbeiter, kulturelle Einrichtungen, Sportvereine, 20 städtische Mitarbeitende und zehn Kirchengemeinden“, erläutert sie. „Zudem wird der Kalender über unzählige Eltern-Whatsapp-Gruppen verteilt. Auch das Netzwerk der Ford-Elterngruppe mit rund 300 Mitgliedern nutzt ihn beispielsweise.“

Vor zehn Jahren hatte Herrig, die beim freien Träger „Praxis Jugendhilfe“ aus Bayenthal beschäftigt ist, den Kalender im Auftrag des Bezirksjugendamtes Nippes und der Stadt Köln konzipiert. Der Hintergrund war, gerade Familien mit geringem Einkommen und/oder alleinerziehenden Eltern Tipps zur sinnvollen Freizeitgestaltung zu geben.

„Wir hatten damals viel mit sogenannten Wochenend-Vätern zu tun, die ihr Kind übers Wochenende abholten, aber in einem anderen Stadtbezirk wohnten als ihr Kind und nicht wussten, was sie beispielsweise in Nippes mit ihnen anstellen können – außer fernzusehen“, erläutert der Nippeser Bezirksjugendpfleger Thomas Berner im Gespräch. „Schnell wurde aber klar, dass nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche Bedarf an Freizeittipps besteht.“

Schwerpunkt: Kostenlose Veranstaltungen

Ein besonderer Schwerpunkt im Freizeitkalender sind kostenlose Veranstaltungen, die dort orange hervorgehoben sind; alle anderen Aktivitäten sind für „kleines Geld“ wahrnehmbar. Die Termine recherchiert Herrig in Stadt- und Veedels-Zeitschriften, auf Online-Veranstaltungsportalen sowie bei Trägern und Vereinen direkt.

„Die allermeisten Termine stehen nicht in allen gängigen Kalendern drin“, weiß sie. „Andere Freizeitkalender im Netz haben außerdem oft einen Schwerpunkt auf kommerziellen Veranstaltungen oder sind schlicht nicht zielgruppengerecht genug.“ Neben den Tipps für Aktivitäten gibt es Rubriken wie „Sicher im Netz“ oder eine regelmäßige Übersicht mit Beratungs- und Anlaufstellen für alle Lebenslagen.

Finanzierung derzeit nur bis Ende Juni gesichert

Nun aber droht dem Kalender das Aus: Seit Jahresanfang hat sich die Stadt, vor dem Hintergrund der allgemeinen Sparmaßnahmen, aus der Finanzierung des Kalenders zurückgezogen, dessen Arbeitsaufwand sich auf rund 15.000 Euro im Jahr summiert. Um den Zeitraum zu überbrücken, bis eine neue Finanzierung gefunden ist, hat die Bezirksvertretung Nippes den Kalender mit einer Zuwendung aus ihrem Etat für bezirksorientierte Mittel unterstützt.

Organisatorisch angesiedelt ist der Kalender derzeit beim Jugendhilfe-Träger „Zurück in die Zukunft“, der unter anderem den Jugendclub „Dachlow“ in Weidenpesch betreibt. Als eingetragener Verein besteht hier die Möglichkeit, Spenden gegen Zuwendungsbescheid entgegenzunehmen. Auch die Stiftung „Ein Herz lacht“ aus Troisdorf beteiligt sich interimsweise an der Finanzierung. Diese ist derzeit nur noch bis Ende Juni gesichert.

„Ich erhalte viel Rückmeldung von den Empfängern, einige Familien warten regelrecht sehnsüchtig auf ihren wöchentlichen Kalender“, berichtet die Autorin. Vereine, Stiftungen oder Unternehmen, die bereit wären, die Arbeit zu unterstützen, können sich bei Lisa Herrig melden – diese würden natürlich im Newsletter namentlich genannt. Wer den Freizeitkalender selbst beziehen möchte, kann sich per E-Mail anmelden.

freizeitkalender@hotmail.de

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