Jazz-Saxofonist gestorbenWetten, dass Sie mindestens ein Album mit David Sanborn besitzen?

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David Sanborn trägt einen schwarzen Anzug und justiert das Mundstück seines Altsaxofons.

Jazz-Saxofonist David Sanborn ist mit 78 Jahren gestorben

David Sanborn besiegte die Kinderlähmung, um einer der größten Saxofonisten des Jazz zu werden. Jetzt ist der Amerikaner mit 78 Jahren gestorben. Unser Nachruf.

Die Soloalben des Altsaxofonisten David Sanborn findet man im Plattengeschäft zumeist unter „Smooth Jazz“ eingeordnet, Gefälligkeitsmusik für den Hintergrund. Dabei klang Sanborns Ton alles andere als glatt, hell wie der von Cannonball Adderley, drängend wie der von John Coltrane, energiegeladen und tough wie die Gitarrensoli von Albert King und Little Milton, den schwarzen Bluesmeistern, mit denen der in Wisconsin aufgewachsene Amerikaner bereits im Alter von 14 Jahren zusammenspielte.

Glatt klang Sanborn eigentlich nur im von Giorgio Moroder komponierten Liebesthema zu Paul Schraders die gierigen 1980er einläutenden Filmdrama „American Gigolo“. Oder wurde er in die Schublade gesteckt, weil er als spätgeborener Jazzer das Populäre nicht scheute? Mit den Namen der Pop-, Rock- und Soul-Größen, die ihn als Sessionmusiker anheuerten, ließe sich eine ganze Zeitungsausgabe füllen, von James Brown bis Eric Clapton, von Carly Simon bis Elton John, Bruce Springsteen und den Rolling Stones. Vielleicht sollte man besser die wenigen bekannten Musiker aufzählen, für die Sanborn nie ins Sax blies.

Einen seiner ersten prominenten Einsätze hatte er 1972 auf dem Track „Tuesday Heartbreak“ auf Stevie Wonders Album „Talking Book“. Zum Star machte ihn David Bowie. In seinen verschiedenen Phasen duettierte der Sänger stets mit dem jeweils passenden Gitarrenheld, für sein Blue-Eyed-Soul-Album „Young Americans“ übernahm Sanborns Saxofon diese Rolle: Im Titelstück schildert Bowie das Aufwachsen in den USA aus der Alien-Perspektive, während Sanborn die Skizze mit Fleisch und Farbe füllt.

Kurz darauf schloss er sich den Bands der Brecker Brothers und Bob James' an, jammte mit Miles Davis und Pharoah Sanders in seiner eigenen TV-Show „Night Music“. Schwer vorstellbar, dass Sanborn mit drei Jahren an Kinderlähmung erkrankt war und ein Jahr in einer eisernen Lunge verbracht hatte; zum Saxofon griff er auf ärztlichen Rat. Am Sonntag ist David Sanborn mit 78 an Prostatakrebs gestorben.

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