Söldner trotz Prigoschins Tod aktivKrieg dehnt sich aus – Ukraine greift angeblich Wagner-Miliz in Afrika an

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Die Gefechte zwischen den Regierungstruppen und der „Rapid Support Force“ (RSF) im Sudan dauernd an. Zuletzt stand nach Beschuss der „Greater Nile Petroleum Oil Company Tower“ in Khartum in Flammen. Die RSF-Miliz soll nun Ziel ukrainischer Angriffe geworden sein.

Die Gefechte zwischen den Regierungstruppen und der „Rapid Support Force“ (RSF) im Sudan dauernd an. Zuletzt stand nach Beschuss der „Greater Nile Petroleum Oil Company Tower“ in Khartum in Flammen. Die RSF-Miliz soll nun Ziel ukrainischer Angriffe geworden sein.

Novum im Krieg: Laut CNN machen ukrainische Spezialkräfte Jagd auf von der Wagner-Gruppe unterstützte Milizen in Afrika. 

Ukrainische Spezialeinheiten sollen hinter einer Reihe von Drohnenangriffen und einer Bodenoperation gegen eine von der russischen Wagner-Gruppe unterstützte Miliz im Sudan stecken, das berichtet CNN. Der US-Sender beruft sich auf eine Quelle im ukrainischen Militär, die erklärt habe, „wahrscheinlich“ seien „ukrainische Spezialkräfte dafür verantwortlich“.

Ziel der Attacken sei die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) gewesen, die von der russischen Söldnergruppe Wagner in ihrem Kampf gegen die sudanesische Armee um die Kontrolle des Landes unterstützt werden soll. 

Nach Wagner-Waffenlieferung: Ukraine soll Miliz im Sudan angegriffen haben

Zweifelsfrei nachweisen lasse sich die Beteiligung der Ukraine zwar nicht, berichtet CNN, die Videoaufnahmen, die dem Sender zugespielt worden seien, deuteten allerdings auf „Drohnenangriffe ukrainischer Prägung“ hin.

Christiaan Triebert, Journalist bei der „New York Times“, erklärte im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter), er habe ähnliche Informationen von einer Quelle erhalten, die mit ukrainischen Drohnen-Programmen vertraut sei. Die Drohnen würden „über eine dritte Partei“ in den Sudan geliefert, „Endnutzer“ der Drohnen sei „keine sudanesische Gruppe“, so Triebert. 

Attacken im Sudan: Videoaufnahmen zeigen ukrainische Schrift auf Drohnen-Controller

Die Aufnahmen, die vom US-Sender veröffentlicht wurden, zeigen mehrere Drohnenangriffe auf vollbesetzte Jeeps als auch auf geparkte Fahrzeuge und vermeintlich Miliz-Kämpfer rund um die sudanesische Hauptstadt Khartum. In dem Videomaterial ist auf einem Drohnen-Controller ukrainische Schrift erkennbar.

Auf einer anderen Aufnahme sind mindestens drei Kämpfer zu sehen, die anscheinend einen Angriff auf ein Gebäude durchführen. In einem Clip, der offenbar mit einer Bodycam aufgenommen wurde, tragen die Soldaten Nachtsichtgeräte und Raketenwerfer.

Ausschnitte der Videos kursieren bereits seit vergangenem Donnerstag in den sozialen Medien. Bildmaterial von der Bodenoperation wurde bisher nicht veröffentlicht.

Angriffe auf afrikanische Miliz folgen auf große Waffenlieferung der Wagner-Gruppe

Die Ukraine hat sich auf Anfrage des US-Senders nicht offiziell zu den Angriffen im Sudan bekannt. Eine hochrangige Quelle im sudanesischen Militär sagte laut CNN, er habe „keine Kenntnis von einer ukrainischen Operation im Sudan“.

Mehrere der im Videomaterial gezeigten Angriffe sollen laut der Analyse des US-Senders am 8. September auf der Shambat-Brücke, die Khartum und die Stadt Omdurman verbindet, stattgefunden haben. Zu diesem Zeitpunkt habe es entsprechende lokale Berichte in den sozialen Netzwerken gegeben.

Damit seien die Angriffe lediglich zwei Tage nachdem die russischen Wagner-Söldner einen großen Waffenkonvoi in den Sudan geschleust hätten, geschehen, wie eine sudanesische Quelle gegenüber bestätigt habe. Satellitenbilder stimmen mit der Aussage überein.

Wagner-Gruppe auch nach Tod von Jewgeni Prigoschin in Afrika aktiv

Die russische Söldnergruppe hat bei Moskaus ausländischen Militäreinsätzen und auch im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine zentrale Rolle gespielt. Sowohl bei Einsätzen in Afrika als auch in der Ukraine wurden die Wagner-Söldner beschuldigt, Gräueltaten begangen zu haben.

Im Sudan hat die Wagner-Gruppe bereits beide Konfliktparteien unterstützt. Zunächst stellte sie sich auf die Seite der sudanesischen Militärregierung, mittlerweile gilt jedoch RSF-Miliz um Anführer Mohamed Hamdan Dagalo als einziger Partner der Söldnergruppe, die in mehreren afrikanischen Ländern aktiv ist.

Wagner-Gruppe in Afrika: „Für uns sind der Kreml und Wagner ein und dasselbe“

„Rund 90 Prozent der Waffen der RSF stammen von Wagner“, erklärte ein hochrangiger sudanesischer Militär gegenüber dem US-Sender. Demnach gingen die Waffenlieferungen von der Söldnergruppe an die sudanesische Miliz auch nach dem Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin „unvermindert“ weiter.

Prigoschin war am 23. August bei einem Flugzeugabsturz in Russland getötet worden. US-Behörden halten einen Sprengsatz an Bord des Privatjets für die wahrscheinlichste Ursache des Absturzes. Kurz vor seinem Tod war Prigoschin eigenen Angaben zufolge in Afrika unterwegs.

Nach dem Tod des Söldnerchefs intensivierte Moskau die Bemühungen, die Kontrolle über die Wagner-Söldner in Afrika zu übernehmen. „Für uns sind der Kreml und Wagner ein und dasselbe“, erklärte die Quelle in den sudanesischen Behörden nun gegenüber CNN.

Auslandseinsätze wären Novum im Kampf der Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg

Bisher haben sich die Kämpfe zwischen Russland und der Ukraine auf das Territorium der beiden Länder begrenzt. Russland hatte sein Nachbarland am 24. Februar 2022 völkerrechtswidrig überfallen. Mittlerweile läuft eine ukrainische Gegenoffensive, bei der Kiew auch auf Drohnenangriffe weit hinter der russischen Grenze setzt. Angriffe auf russische Ziele im Ausland wären ein Novum.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte zuletzt in einem Interview über Russlands Einfluss in afrikanischen Ländern gesprochen. „Russland versucht sehr stark, Länder durch Zwang, Bestechung und Angst in seiner Umlaufbahn zu halten“, sagte Kuleba gegenüber der französischen Agence France-Presse.

„Russland hat zwei Werkzeuge für seine Arbeit in Afrika, die mächtigsten sind Propaganda und Wagner“, führte Kuleba aus. „Unsere Strategie besteht nicht darin, Russland zu ersetzen, sondern Afrika aus dem Griff Russlands zu befreien“, fügte er an.

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