Worrell 1000André Hauschke aus Euskirchen ist beim härtesten Katamaran-Rennen der Welt

Lesezeit 4 Minuten
André Hauschke hält eine Fahne hoch, auf der „Clean Sailing 2024 Clean Beaches, Save the Oceans, Keep on Cleaning“ und der Hinweis „Worrell 1000 - Team MLP“ stehen. Im Hintergrund sind auf einem See Segelboote zu erkennen.

Mit einer Botschaft macht sich das Team MLP mit André Hauschke (hier am Zülpicher Wassersportsee) und Gerard Loos auf den Weg: „Save the Oceans“, also „Rettet die Ozeane“.

André Hauschke vom RSC Zülpich nimmt zum zweiten Mal am Katamaran-Rennen „Worrell 1000“ vor der Ostküste der USA teil. Start ist am 12. Mai.

Ein tauber Fuß, offene Handflächen, Schmerzen an Rücken und Hüfte: Vor knapp zwei Jahren brachte das Langstrecken-Katamaran-Rennen „Worrell 1000“ vor der Ostküste der Vereinigten Staaten André Hauschke an seine Grenzen. Doch die Blessuren sind längst verheilt – und Hauschke ist am Montag in Miami gelandet. Denn er nimmt zum zweiten Mal am „Iron Man of Plastic Boats“ teil, wie die Regatta scherzhaft genannt wird.

Hauschke weiß: Worrell und Schmerzen gehören zusammen. Doch diesmal ist er vorbereitet, will Handschuhe tragen, die ihn vor dem Salzwasser des Atlantiks schützen. Einlagen in den Schuhen sollen verhindern, dass er sich erneut einen Nerv einklemmt, wenn er wieder stundenlang im Seil hängt.

Gerard Loos und André Hauschke, ein deutsch-niederländisches Team

Sicherheit gibt dem 60-jährigen Ex- und Bald-Wieder-Euskirchener, der normalerweise für den Ruder- und Segelclub Zülpich antritt, sein neuer Partner: der Niederländer Gerard Loos. Der 71-Jährige nimmt zum sechsten Mal an der Worrell 1000 teil. Hauschke und Loos kannten sich lange Zeit nur als Konkurrenten, mal war der eine, mal der andere vorn, etwa bei Europameisterschaften. „Gerard ist Profisegler, einer der weltbesten auf dem Katamaran, er ist Alleskönner und segelt jedes Boot in Perfektion“, ist Hauschke voll des Lobes. Viel wichtiger aber: „Ich mag und achte ihn.“

Beide teilten bei der Worrell vor zwei Jahren das gleiche Schicksal. Beide haderten mit ihren damaligen Partnern, Loos wurde sogar Letzter. Und so flachsten sie schon damals: „Wir müssen mal gemeinsam was Großes machen.“ Angedacht war entweder eine Weltmeisterschaft – oder eben eine Worrell-Teilnahme.

Katamaran ist mit 42 Quadratmetern so groß wie eine Single-Wohnung

Gerard Loos ist Steuermann. „Das heißt, ich muss richtig malochen“, erzählt Hauschke lachend. 42 Quadratmeter groß ist der Hobie-18-Katamaran, so groß wie eine Single-Wohnung. „Der ist brutal schwer zu händeln“, so Hauschke. Aber dennoch sei er befreit: „Gerard Loos ist an Bord. Damals hatte ich die Verantwortung für meinen Partner. Jetzt wissen wir beide, dass wir uns ergänzen. Ich werde von Gerard lernen, wir kämpfen gemeinsam, da steigt auch der Faktor Sicherheit.“

André Hauschke steuert einen Hobie-14-Katamaran.

Intensiv bereitete sich André Hauschke auf seine zweite Teilnahme an der Worrell 1000 vor, hier auf einem Hobie-14-Katamaran.

Überhaupt ist das für die beiden das oberste Gebot: „Nicht die Platzierung hat höchste Priorität, sondern sicher zu finishen.“ Die beiden erfahrenen Segler, die teilweise alleine mehr Lebenserfahrung vorweisen als manches Team gemeinsam, wissen um die Gefahren, die das Segeln auf dem Atlantik mit sich bringt. „Du bist den Naturgewalten ausgesetzt, es zählt die innere Demut“, berichtet der Extremsportler Hauschke und meint damit Riffe oder große Deltagebiete mit Strömungssituationen.

Klimatische Veränderungen sind beim Worrell-1000-Rennen spürbar

Und dann spüre man auch Auswirkungen der klimatischen Veränderung: Halbwinde, Gegenwind durch den Golf- und Labradarstrom, „sodass wir kreuzen müssen“. Da sei hohe Konzentration gefragt. Über das permanente Gefühl des Grenzbereichs sagt der Euskirchener: „Ich kenne viele Schweinehunde, die ich überwinden musste. Doch manchmal kommen noch neue hinzu.“ Nur vor einer Sache hat er Angst: vor einer offenen Verletzung im Wasser, die Haie und Orcas anlocken könnte.

Das Team MLP, benannt nach dem Sponsor und Arbeitgeber Hauschkes, hat sich eine Herzensangelegenheit buchstäblich auf die Fahne geschrieben. „Save the Oceans – Keep On Cleaning“. Hauschke erklärt das Ansinnen: „Der sportliche Aspekt ist das eine. Aber wenn der Fokus der Sportseglerwelt auf einem Ereignis liegt, dann sollte man auch eine Message senden, die über die Platzierung hinausgeht.“ Und so macht das Team eben Werbung für eine Organisation, die dafür sorgt, dass Strände und Ozeane gereinigt werden, und auf Spendengelder angewiesen ist.

Appell an die nächste Generation für saubere Ozeane und Seen

„Wenn wir schon die Möglichkeit haben, dann wollen wir an die nächste Generation appellieren: Schützt diese schönen Gebiete – egal, ob auf dem Meer oder an den örtlichen Seen. Jeder, der Wassersport betreibt, sollte diesen Grundgedanken haben“, findet Hauschke.

Mittlerweile ist das Team MLP in Miami angekommen – und hat zum ersten Mal auch das in Australien gefertigte Boot F18 Edge von Windrush, eines der schnellsten Boote der Welt, gesehen. Üben konnte man vorher damit nicht. Überhaupt war viel Einzeltraining angesagt. Hauschke betrieb Ausdauersport, fuhr Rennrad, machte Skitouren mit mehr als 1000 Höhenmetern am Tag. Und er nutzte jede Gelegenheit zum Segeln.

Mental und körperlich sei er topfit. „Das letzte Kölsch hatte ich an Karneval, ich habe auf unnötiges fettiges Zeug verzichtet und mich ausgewogen und gesund ernährt.“ Deshalb freut er sich dann auf die Rückkehr nach Deutschland – und auf das erste Kölsch und eine „Mantaschale“, also eine Portion Pommes rot/weiß.


So kann man die Worrell verfolgen

Das „Worrell 1000 Race“ findet von Sonntag, 12. Mai, bis Freitag, 24. Mai, statt und feiert 50-jähriges Bestehen. Los geht es in Hollywood in Florida, das Ziel liegt in Virginia Beach in Virginia. Zwischenstopps gibt es in Städten in Florida, Georgia, South und North Carolina. Live verfolgen kann man das Team MLP im Internet.

KStA abonnieren