EuropawahlDiese Orte und Projekte in Kürten profitierten von EU-Geldern

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Das Foto zeigt den MGV Biesfeld bei der Einweihung des Dorfplatzes Biesfeld

Bei der Einweihung des Dorfplatzes Biesfeld sang der MGV Biesfeld.

Wie sieht es mit EU-Geldern in Kürten aus? Der Biesfelder Dorfplatz profitierte mit 100.000 Euro.

Wie gut, dass es das europäische Förderprogramm Leader gibt: Aus diesem Topf sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Gelder nach Kürten geflossen. Die Verwaltung hatte eher weniger Fortune. Bis dato hat die Gemeinde noch keinen Euro von der EU erhalten.

Leader gilt als Erfolgsmodell für Kürten: Bis zu seiner Neugestaltung war der Platz zwischen Grundschule und Kirche in Biesfeld unscheinbar und wenig einladend. Dass es seit rund zwei Jahre einen attraktiven Dorfplatz gibt, hat sehr viel mit der Europäischen Union zu tun: Auch in Kürten ist die EU zu finden. Die IG Biesfeld erhielt mit 100 000 Euro die Höchstförderung aus dem Förderprogramm Leader Bergisches Wasserland.

Mit einem bunten Fest weihte die Dorfgemeinschaft im vorvergangenen Sommer den neuen Platz ein, der künftig als multifunktionaler Mittelpunkt für das Miteinander im Ort wirbt. Anregungen und Gespräche auf dem neuen Dorfplatz gibt es dank der Fördermittel der Europäischen Union, und die Biesfelder Schulkinder können seit der Fertigstellung von der nahen Bushaltestelle querungsfrei zu ihrer Grundschule kommen.

Kürtener Gesamtschule profitierte von EU-Geldern

Leader, eine Abkürzung aus der französischen Sprache, fördert Angebote im ländlichen Raum, bei Biesfeld passten Förderbedingungen und Interessen der Bürgerschaft bestens zueinander. Aber Gelder aus Europa sind nicht nur in Biesfeld zu finden. Für die Gesamtschule Kürten hat beispielsweise die Katholische Erziehungsberatung die Chatberatung 4.0 aufgelegt, Leader unterstützte mit 80.190 Euro.

Eine pädagogische Fachkraft berät Kinder und Jugendliche über einen Messengerdienst im Internet. Als Kooperationsprojekt der Biologischen Statinen Oberberg und Rhein-Berg unterstützt Leader den Besuch von rund 250 Schulklassen auf einem Bauernhof in Bechen. Mit attraktiven Unterrichtsmodulen wird den Kindern der Zusammenhang zwischen Landschaftspflege und Umweltschutz vermittelt. 82.030 Euro flossen aus dem Leaderprogramm in das Projekt.

Projekt in Olpe

Und es könnte weiter vorangehen mit Leader in Kürten. Die Bürger-Interessen-Gemeinschaft Olpe entwickelt ganz aktuell einen Hexen-Wanderweg. Dieser soll in das europäische Förderprogramm in dieser oder der nächsten Förderrunde eingespeist werden. Vor Ort hofft die IG mit ihrem Vorsitzenden Ralf Füssel, dass eine Bewerbung um Fördergelder erfolgreich sein wird. Spaziergänger könnten sich dann am Angebot erfreuen und beim Flanieren auf dem Hexenweg an die EU-Förderung denken.

Im Rathaus von Kürten sieht es noch etwas zurückhaltender aus bei den Fördergeldern. Weil für die europäischen Förderprogramme das Windhundprinzip gilt, müssen sich die Kommunen sputen. Wer zu spät seinen Antrag einreicht, könnte leer ausgehen, falls Mitbewerber ihre Anträge zeitiger eingereicht haben.

Kürtener EU-Gelder: Kleine Orte sind benachteiligt

Kleine Kommunen wie Kürten seien da benachteiligt, betonen die Akteure. Geld aus der EU ist bislang noch zu keinem Kürtener Verwaltungsprojekt geflossen. Ganz aktuell bangen die Kürten um Fördergelder, die bei der energetischen Sanierung der beiden Turnhallen in Biesfeld und Dürscheid bislang eingeplant sind.

Weil nicht alle Sporthallen gleichzeitig saniert werden können, müssen die beiden Hallen warten, bis die Sportstätten in Kürten am Schulzentrum fertiggestellt sind. Dieses Datum hat sich jetzt um ein Jahr auf Sommer 2026 verzögert. Erst anschließend, also 2027 und 2028, könnten die beiden Sporthallen energetisch saniert werden „Wenn dann noch Mittel aus dem Fördertopf der Europäischen Union vorhanden sind“, betonen die Fachleute im Rathaus.

Je Sporthalle wird auf etwa 450.000 Euro gehofft, bei möglichen Gesamtkosten von 1,1 Millionen Euro für jedes Projekt. Den Kürtenern könnten also im ungünstigsten Fall Hunderttausende an Euro entgehen. Man sieht: Nicht jeder Fördertraum gelingt mit EU-Geldern, manche Vision kann auch platzen.


Am Sonntag, 9. Juni, findet in Deutschland die Europawahl statt. Dann können die Wahlberechtigten mit ihrer Stimme mit darüber entscheiden, wer ins Europäische Parlament einzieht. In der Vergangenheit lag die Wahlbeteiligung oft erschreckend niedrig – für viele ist Europa offenbar sehr weit weg. EU-Kritikern gilt der Zusammenschluss von 27 Staaten oftmals weniger als Friedensgarant, denn als „Bürokratiemonster“, das Steuergelder frisst – ohne sichtbare Gegenleistung. Dabei findet Europa auch direkt vor der eigenen Haustür statt, unterstützt Geld aus Töpfen der Europäischen Union heimische Vorhaben.

Wir haben nachgefragt, welche Projekte im Rheinisch-Bergischen Kreis mit EU-Geld unterstützt werden. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. So wurden beispielsweise keine Projekte des Europäischen Sozialfonds aufgenommen, ein wichtiges Instrument der EU zur Förderung der Beschäftigung in Europa. Er verbessert den Zugang zu Arbeitsplätzen, bietet berufliche Qualifizierung und unterstützt die soziale Integration. (spe)

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