AngriffeGewalt in Krankenhäusern nimmt zu – Rhein-Bergs Kliniken aber noch auf „Sonnenseite“

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Ein Pfleger betritt die Notaufnahme.

Insbesondere in den Notaufnahmen kommt es immer wieder zu Handgreiflichkeiten. (Symbolbild)

In bestimmten Abteilungen und je nach Uhrzeit, würden die Mitarbeitenden bereits mit Angriffen rechnen. Der Ernstfall trete aber selten auf. 

Gewalt im Krankenhaus? Unmittelbar denkt man bei dieser Frage zuerst an Anschläge, doch davon blieben die Krankenhäuser in der Kreisstadt – Evangelisches Krankenhaus, Marienkrankenhaus und Vinzenz-Pallotti-Hospital – bisher verschont. Jedoch steigt die Zahl der „Rohheitsdelikte“ in Krankenhäusern bundesweit teilweise drastisch. In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Gewalttaten 2023 um 29 Prozent – im Saarland waren es gar 67 Prozent.

Gewalt ist ein Thema auch in den Bergisch Gladbacher Krankenhäusern. In manchen Fachabteilungen muss man sogar damit rechnen: Im vorigen Jahr verletzte ein Randalierer einen Sanitäter im EVK. Er kam mit einer Geldstrafe davon. „In der Notaufnahme kommt es durch Faktoren wie alkoholisierte Patienten und je nach Frequentierung bei gewissen Wartezeiten tendenziell häufiger zu aggressivem Verhalten gegenüber unserem Personal“, berichtet Pressesprecher Daniel Beer. Ausbrüche wie der bereits beschriebene Fall seien aber „sehr selten“.

Gewaltbereitschaft ist größer geworden

So ist es auch in den GFO-Kliniken. Ulrike Hermeth, stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, bestätigt: „Es kommt selten vor. Die Gewaltbereitschaft ist zwar größer geworden, aber wir sind in Bergisch Gladbach auf der Sonnenseite.“

Während der Corona-Zeit gab es allerdings Konfrontationen mit uneinsichtigen bis zu aggressiven Patienten und vor allem mit Angehörigen und Besuchern. „Insgesamt ist die Stimmung in der Bevölkerung allgemein rauer geworden“, fasst Beer zusammen. Zum Patientenklientel der EVK-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gehören aber auch Menschen, die aufgrund psychischer Erkrankungen zu gewalttätigen Verhaltensmustern neigen. Um das Personal zu schützen und auf solche Fälle vorzubereiten, werden Schulungen durchgeführt.

„Im Bereich der Psychiatrie werden unsere Mitarbeiter nach dem sogenannten KUGA-Konzept geschult“, so der Pressesprecher. „Mehrere aus unserem Team wurden für den kontrollierten Umgang mit Gewalt und Aggression geschult und zu KUGA-Trainern ausgebildet.“ Auch Deeskalations-Training wird angeboten. In Psychiatrie, Notaufnahme und Pforte gibt es außerdem Notallknöpfe, mit denen im Ernstfall direkt Kollegen zu Hilfe gerufen werden können. Das gesamte Team soll sich an seinem Arbeitsplatz jederzeit sicher fühlen und bei Bedarf auf Hilfe und Unterstützung zurückgreifen können.

Auch nach einem tätlichen Angriff steht der betroffene Mitarbeiter nicht allein mit den manchmal traumatischen Auswirkungen: Auf Wunsch gibt es Einzel- und Supervisionen sowie seelsorgerische und auch psychiatrische Begleitung und Unterstützung. So wird es auch in den GFO-Kliniken gehandhabt. „Wir haben ein Gewaltschutzkonzept – wenn zum Beispiel in der Ambulanz Mitarbeiter bedroht werden“, sagt Mitarbeitervertreterin Ulrike Hermeth. „Wenn etwas passiert ist, wird den Mitarbeitern ein Angebot für die psychologische Betreuung gemacht.“ Auch präventiv werde gearbeitet, mit einem kompletten Programm: Zum Beispiel, dass abends alle Türen abgeschlossen werden, die nicht unbedingt offen sein müssen.

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