„Das war mein Baby“Gründungsleiterin der Gesamtschule Hürth wechselt zur Bezirksregierung

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Schulleiterin Sabine Sommer in ihrem Büro. Vor sich auf dem Schreibtisch ein Korb mit bunten Papierblüten.

Mit guten Wünschen auf Papierblüten verabschiedeten sich die Schüler von Schulleiterin Sabine Sommer.

Sabine Sommer hat die Hürther Gesamtschule zehn Jahre lang aufgebaut. Jetzt wechselt die Schulleiterin als Dezernentin zur Schulaufsicht.

Aus dem Fenster ihres Schulleiterbüros an der Gesamtschule hatte Sabine Sommer Domblick – nun bezieht die Kölnerin ein Büro nahe der Kathedrale: Nach zehn Jahren in Hürth wechselt die Pädagogin zur Bezirksregierung nach Köln. Direkt nach Pfingsten tritt Sommer ihre neue Stelle als schulfachliche Dezernentin in der Schulaufsicht für Gesamtschulen an. Ihre neue Aufgabe erklärte die Schulleiterin ihren Schülerinnen und Schülern bei ihrer „Abschiedstournee“ durch die Klassen so: „Ich werde die Chefin der Chefs.“

Die Gesamtschule in Hürth gab es noch gar nicht, als Sabine Sommer vor fast genau zehn Jahren zur Schulleiterin ernannt wurde. Die Lehrerin für Sport und Biologie war zuvor Leiterin einer Gemeinschaftsschule in Köln-Buchheim. Ihr Auftrag damals: Mit ihrer Stellvertreterin Karin Germund-Posselt sollte sie die neue Schule in Hürth aufbauen, die im August 2014 zunächst provisorisch in den Räumen der früheren Dr.-Kürten-Förderschule an der Bonnstraße mit zehn weiteren Lehrkräften und 112 Schülerinnen und Schüler startete.

Die Hürther Gesamtschule ist eine Herzensangelegenheit für die scheidende Leiterin

Drei Jahre später zog die Gesamtschule in einen 40 Millionen Euro teuren Neubau an der Sudetenstraße um. Inzwischen werden dort 1043 Schülerinnen und Schüler von einem 130-köpfigen Kollegium unterrichtet und betreut. Im Schuljahr 2022/23 legten die ersten Schülerinnen und Schüler ihr Abitur an der Hürther Gesamtschule ab – der Schulaufbau war abgeschlossen.

„Die Gesamtschule war mein Baby, das habe ich großgezogen“, sagt die 59-jährige scheidende Schulleiterin lächelnd. „Jetzt ist noch einmal Zeit für etwas Neues.“ Bei der Schulaufsicht in der Bezirksregierung werde sie für 17 Gesamtschulen im Raum Aachen verantwortlich sein. Daneben werde sie sich bei der Bezirksregierung schwerpunktmäßig mit der Personalentwicklung an den Gesamtschulen beschäftigen. Für die Hürther Schule wird sie nicht mehr zuständig sein. „Die Gesamtschule war und bleibt aber eine Herzensangelegenheit“, sagt Sommer. Sie gehe mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“.

Weggang reißt ein personelles Loch an der Gesamtschule Hürth

Die Entscheidung für einen Wechsel zur Bezirksregierung sei ihr auch deshalb schwergefallen, weil sie wisse, dass ihr Weggang zunächst ein personelles Loch an der Gesamtschule reißen werde. Denn die Schulleiterstelle wird frühestens in einem Jahr neu besetzt. Das sei eine Folge des Beamtenrechts: Sabine Sommer hat eine neunmonatige Probezeit, solange werde die Stelle in Hürth freigehalten und erst danach neu ausgeschrieben. Das Bewerbungs- und Auswahlverfahren dauere noch mal einige Monate.

„Meine Aufgaben werden erst mal auf mehrere Schultern verteilt“, sagt Sommer. Insgesamt bestehe das Leitungsteam aus fünf Kolleginnen und Kollegen, weitere Lehrkräfte sollen mit einbezogen werden. Sie wisse die Schule aber in guten Händen, sagt Sommer. „Wir waren von Anfang an ein tolles Team mit sehr guten, motivierten Lehrkräften. Und wenn’s mal drauf ankommt, ziehen alle an einem Strang.“ Für die erfolgreiche Arbeit und den guten Ruf der Gesamtschule sprechen laut Sommer auch die Anmeldezahlen. Jedes Jahr müssten zwei komplette Schulklassen abgewiesen werden.

Zwar hat Sabine Sommer ihren Posten in Hürth am Freitag offiziell geräumt. Wirklich weg ist sie aber nicht. Weil sie ihre neue Stelle etwas früher als geplant antreten wird, sei die Übergabe noch nicht ganz abgeschlossen, auch ihr Büro hat sie noch nicht ausgeräumt. Außerdem werde sie natürlich zu den anstehenden Abschlussfeiern kommen – und zum Schulfest im September, wenn die Gesamtschule ihren zehnten Geburtstag feiern wird. Was es bedeutet zu gehen, sei ihr erst am offiziellen letzten Tag so richtig klar geworden: „Ich musste schon schlucken beim Gang durch die Klassen.“

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