WaldpflegeIn Hürth werden mehr als 600 alte Pappeln gefällt

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Blick auf die Fällmaschine, die gerade eine Pappel kürzt.

Stück für Stück wurde mit der Fällmaschine auch die Pappel an der Kreuzung zur Frechener Straße/Theresienhöhe gekürzt.

Auf 50.000 Quadratmetern wird das Wäldchen an der Theresienhöhe durchforstet. Viele morsche Pappeln mussten gefällt werden.

Das war Präzessionsarbeit: In gut fünf Metern Höhe war das Stahlseil um den mächtigen Stamm der etwa 25 Meter hohen und 60 Jahre alten Pappel gespannt. Das andere Ende des Stahlseils hing am Schlepper. Erst als es stramm angespannt war, also auf Zug stand, setzte Waldvorarbeiter Pierre Wienholz die Motorkettensäge an und gab Gas. Holzspäne stoben hoch – zuerst knackte es leise - dann lauter. Wie in Zeitlupe fiel die Pappel im nächsten Augenblick um – weg von der Straße, genau dorthin, wo der Vorarbeiter den mächtigen Baum liegen haben wollte.

Waldpflege in Hürth: mehr als 600 alte Pappeln gefällt

Zum Endspurt der umfangreichen Waldpflege- und Durchforstungsmaßnahmen zwischen Hermülheim und Alt-Hürth sind nun auch die rund 40 alten Pappeln entlang der Straße Theresienhöhe gefällt worden. Dazu musste beim Umlegen einzelner Baumexemplare die Straße aus Gründen der Verkehrssicherheit kurzzeitig gesperrt werden. „Aber alles lief planmäßig und ist gut gegangen“, erklärte der Vorarbeiter. Einige Pappeln seien vorsichtshalber doppelt an den Stahlseilen gesichert worden, weil sie extrem schräg zur Straße standen.

Wienholz geht davon aus, dass die Durchforstung des 50.000 Quadratmeter großen Pappelwaldes oberhalb der Theresienhöhe zum Großteil in zwei Wochen beendet ist. Insgesamt wurden bisher mehr als 600 alte und angegriffene Pappeln, rund 800 Festmeter Holz, entlang der Straße und im angrenzenden Waldgebiet aus den Beständen genommen.

Für Profis wie Wienholz war das jedoch kein Problem. Die Bäume wurden teils mit Motorsägen einzeln gefällt, dann mit PS-starken Winden herangezogen und schließlich über die Rückegasse mit dem Tragschlepper aus dem Wald geholt. Viele konnten aber auch mit der Fällmaschine aus den Beständen entnommen werden.

Verkehrssicherheit nun wieder gewährleistet

„Pappeln haben eine Lebenserwartung von 60 bis 70 Jahren“, erläutert Förster Frank Mayer. Ihr Alter habe man den meisten Bäumen deutlich angesehen. „Etliche waren im vergangenen Sommer nur noch spärlich belaubt. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, hätten wir die Pappeln ohnehin zeitnah sukzessive entnehmen müssen“, erklärt Mayer. Das von der Stadt geplante Konzept, im Wald oberhalb der Theresienhöhe einen Sport- und Bewegungspark zu integrieren, habe die ganze Sache lediglich beschleunigt.

Federführend hat Mayer die Waldarbeiten organisiert, stellvertretend für seinen Kollegen Lukas Jüssen, der im Sommer 2022 als Förster einen Bezirk im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis übernommen hat. Da Mayer als Förster im Regionalbezirk Rhein-Sieg-Erft allerdings auch für private und kommunale Wälder im Vorgebirge bis Alfter und Swisttal zuständig ist, freute er sich natürlich, als nun sein neuer Kollege Martin Wiegelmann als Nachfolger von Jüssen seinen Dienst antrat.

Große Nachfrage an heimischen Jungpflanzen

Inzwischen ist Wiegelmann mit dem Projekt bestens vertraut. Öfter kommt auch der städtische Gebäudeamtsleiter Christian Stähler vorbei, um sich die Fortschritte der Baumfällarbeiten anzusehen. Licht und Luft kommt durch die Durchforstung nun auch an die Roteichen, Kirschen und verschiedene Ahornbäume, die entlang der Theresienhöhe und im hinteren Wald stehen.

Sie bilden mit den heimischen Hecken und Sträuchern den neuen Bestand. „Die entstandenen Lücken sollen im Herbst unter anderem mit jungen Traubeneichen aufgeforstet werden“, erklärt Wiegelmann. Zunächst wolle er schauen, was sich dort im Wald selbst ansiedelt. Aufgrund der hohen Waldschäden sei die Nachfrage an heimischen Jungpflanzen enorm. „Ich gehe aber davon aus, dass aufgrund der guten Mast im vergangenen Herbst genügend Saatgut für die Aufzucht junger Eichen zur Verfügung steht“, so Wiegelmann.

In Absprache mit dem Forstamt soll ab Herbst in den kommenden Jahren auf der durchforsteten Fläche rund 35.000 Quadratmeter Mischwald neu aufgeforstet werden. Die Gesamtkosten für die Erneuerung des Waldes bezifferte Stadtbaudirektor Manfred Siry auf rund 315.000 Euro. Die beim Durchforstungen entstandenen Rückegassen werden laut Siry in die weitere Gestaltung des Fitness- und Bewegungsparks integrieren. „Sie bilden künftig auch die Wege, die wir hier auch für die Waldpflege und Sicherungsmaßnahmen benötigen“, erklärt sein Amtsleiter Stähler.


Aus Pappeln werden Holzschuhe

Die Pappelstämme, die nun angefallen sind, werden verkauft. Das Holz ist vielseitig verwendbar. Große Mengen gehen an die Papier- und Verpackungsindustrie. Gehäckselt werden die Holzreste auch als Brennstoff zum Heizen verwendet. Großes Interesse haben laut Forstbetrieb auch die Holländer, die das Pappelholz für die Herstellung von Holzschuhen nutzen.

Martin Wiegelmann ist 57 Jahre alt. Er kam aus dem Hochsauerland, wo er für den Wald auf dem höchsten Berg in NRW, den 843 Meter hohen Langenberg zuständig war, ins Rheinland. Im Rhein-Erft-Kreis reicht seine Zuständigkeit vom Rhein in Wesseling bis Pulheim. Neben privaten und kommunalen Forsten ist er auch für die Wälder großer Firmen zuständig, wie etwa Shell in Wesseling und den WDR-Wald in Köln-Bocklemünd.

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