InternetNiederkassel droht der Telekom mit Ende der Partnerschaft beim Glasfaserausbau

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Bei einem Pressetermin für den Glasfaserausbau stehen Vertreter der Stadt und der Telekom vor einem magentafarbenen Bus und halten ein meterlanges Glasfaserkabel in der Hand.

An einem Strang, wie hier bei einem Pressetermin zu Beginn des Projektes, ziehen Stadt und Telekom beim Ausbau des Glasfasernetzes in Niederkassel längst nicht mehr.

Die Telekom hat jetzt zugesagt, auch den Niederkasseler Stadtteil Mondorf an ihr Glasfasernetz anzuschließen. Wann das passiert, ist aber völlig offen.

Für Niederkasselerinnen und Niederkasseler, die auf schnelles Internet angewiesen sind, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Der Bonner Telekommunikationsriese Telekom will sein Glasfasernetz im gesamten Stadtgebiet ausbauen, auch im Stadtteil Mondorf, für den dies bislang nicht feststand. Und auch im dortigen Gewerbegebiet will die Telekom die Kabel verlegen lassen. Die schlechte Nachricht: Wann genau Unternehmen und Haushalte in Mondorf ihren Glasfaseranschluss bekommen können, steht weiter völlig in den Sternen.

„Frühestens 2026“, lautete jetzt im Stadtratsausschuss für Bauen und digitale Infrastruktur die wenig konkrete Auskunft, die Telekom-Ausbaukoordinatorin Anna Reddig Politikern und Vertretern der Stadtverwaltung geben konnte oder wollte. „Wir wollen dieses Gebiet planen und den Ausbau wie vereinbart vorantreiben“, sagte Reddig. „Recht unpräzise“ nannte Stephan Smith, der Erste Beigeordnete der Stadt, diese Ankündigung. „Ich kann da keinen Unterschied zu früheren Ankündigungen der Telekom sehen.“

Telekom will Glasfaserausbau in Niederkassel verlangsamen

Und auch in den Reihen der Ratsmitglieder wurde die Aussage Reddigs mit Skepsis aufgenommen. Vor allem Politikerinnen und Politiker aus Mondorf haben offensichtlich erhebliche Zweifel, dass sie ich auf Zusage des Konzerns verlassen können. „Alles sehr vage“, kommentierte Rudolf Wickel (FDP) etwa. Und von Angela Niethammer (CDU) musste sich Andrea Lehmann, die Gebietsleiterin Glasfaser der Telekom, vorwerfen lassen, sie verbreite „Marketingphrasen“.

Die Telekom begründet ihre vagen Aussagen zum Tempo beim Glasfaserausbau mit ihren Qualitätsstandards. Beim bisherigen Ausbau auf Niederkasseler Stadtgebiet habe man die selbst gesetzten Standards mitunter nicht erreicht, räumte Ausbaukoordinatorin Reddig ein und spielte damit vor allem auf die auch von der Politik immer wieder bemängelten Tiefbauarbeiten an. Man werde – auch im Stadtteil Rheidt, in dem der Ausbau gerade weiter vorangetrieben wird – mit weniger Bautrupps von Fremdunternehmen arbeiten. Das verlangsame den Ausbau, werde aber die Qualität der Arbeiten verbessern.

Niederkassel hat mit anderen Unternehmen über Glasfaserausbau gesprochen

Klar wurde in der Sitzung, dass der Geduldsfaden der Stadtspitze beim Thema Glasfaserausbau demnächst reißen könnte. Das Verhältnis zum Bonner Konzern ist spätestens seit November vergangenen Jahres zerrüttet. Damals hatte die Telekom angekündigt, der Glasfaseranschluss erfolge nur noch für jene Haushalte und Unternehmen kostenlos, die auch einen Glasfasertarif abschließen – bei den Bonner oder einem anderen Anbieter. Ursprünglich hatte der Konzern zugesagt, jedes Haus kostenlos anzuschließen, unabhängig davon, ob ein Vertrag für einen Glasfasertarif abgeschlossen wird.

„Kompletter Ausbau von Nord bis Süd mit kostenlosen Hausanschlüssen für alle“, erinnerte der Ausschuss-Vorsitzende Helmut Plum (SPD) an die Zusagen der Telekom. Diese Zusage hat auch für den Ersten Beigeordneten der Stadt grundsätzlich weiterhin Gültigkeit. Er drohte dem Konzern unverhohlen damit, dass die Stadt die Zusammenarbeit mit der Telekom beim Glasfaserausbau auch beenden könne.

„Die Stadt hat mit anderen Unternehmen gesprochen, die ein hohes Interesse daran haben, ein Glasfasernetz in Niederkassel zu bauen“, sagte Smith. Diese Firmen machten einen überzeugenden Eindruck, stünden „Gewehr bei Fuß“ und könnten mit dem Ausbau des schnellen Internets in Mondorf nicht erst 2026 beginnen. „Da kommen wir schon ins Grübeln“, so Smith.

Nicht überlegen muss Smith, bei einem Anliegen der Telekom. Sie hatte bei der Stadt gefragt, ob man im Rathaus damit einverstanden wäre, wenn das Unternehmen Vertriebsmitarbeiter von Tür zu Tür schickt, um für die Glasfasertarife des Konzerns zu werben. Das möchte die Stadt definitiv nicht, wie sie schon zum Start des Niederkasseler Glasfaserausbaus mit der Telekom vereinbart hatte. „Nach negativen Erfahrungen, die man in Bonn mit den Methoden solcher Vertriebler gemacht hat, ist das nicht in unserem Sinne“, sagte der Beigeordnete.

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