„Zieht euch warm an“Meteorologe Sven Plöger kritisiert bei Auftritt in Sankt Augustin SUV-Trend

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Mit dem Titel "Zieht euch warm an, es wird heiß", überschrieb Sven Plöger seinen Vortrag.

Mit dem Titel „Zieht euch warm an, es wird heiß“, überschrieb Sven Plöger seinen Vortrag.

„Muss doch nur 80 Kilogramm Körpergewicht von A nach B transportieren. Warum muss ich dann dreieinhalb Tonnen Blech mitnehmen?“, fragte Plöger.

„Haltung!“ Es ist wohl das Wort, das am häufigsten in Sven Plögers Vortrag fiel. Der Meteorologe forderte vom Publikum in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG), dass sich jeder Einzelne die Folgen des Klimawandels bewusst machen müsse. Denn erst mit einer gewissen Haltung bekomme man auch die nötige Motivation, etwas dagegen zu unternehmen.

Das RSG, wo Plöger selbst zur Schule ging, war Schauplatz der Auftaktveranstaltung zur „Woche der Nachhaltigkeit“ in Sankt Augustin. Bürgermeister Max Leitterstorf und Stephanie Lorek, Nachhaltigkeitsmanagerin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg begrüßten den bekannten Wettermoderator und die 450 Gäste in der Schulaula. Richtig zu kommunizieren, was in Sachen Klima zu tun sei. Das sei laut Plöger neben der Haltung die wichtigste Voraussetzung, um die Krise zu bekämpfen.

Viele Menschen reagieren erst bei einer konkreten Bedrohung

Der Meteorologe zeigte dazu einen Ausschnitt aus einer alten Wissenschafts-Sendung von 1978, in der Hoimar von Ditfurth die Problematik des Klimawandels erklärt. Was von Ditfurth in der Sendung damals kommunizierte, wirkt aktueller denn je. „Die Problematik ist uns schon lange bekannt. Wir haben kein Wissensproblem, sondern ein Handlungsproblem“, betont Plöger.

Plöger erschien auf Krücken in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

Plöger erschien auf Krücken in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

Und mit dem Handeln sei das so ein Problem. Er vergleicht es mit dem Säbelzahntiger Diego aus dem Film „Ice Age“. Genau wie das Tier würden auch wir Menschen erst dann reagieren, wenn wir eine ganz konkrete Bedrohung erkennen. Bilder zu betrachten, die zeigen, wie schnell Gletscher oder Polareis schmelzen, würden dafür nicht ausreichen. „Ein anderes Problem: Man sieht den Erfolg seines Tuns nicht“, fügte Plöger hinzu. „Der letzte Februar war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Uns kommen nur 13 bis 14 Grad nicht zu warm vor.“ Wenn es im Sommer plötzlich über 40 Grad werden, sehe das schon anders aus.

Plöger erschien bei Auftritt in Sankt Augustin auf Krücken

Die Themen Umwelt und Klima seien im aktuellen Diskurs so präsent wie nie zuvor. Leider gebe es aber auch so viele Flugreisen, Kreuzfahrten, Plastikmüll und SUV-Zulassungen, wie nie zuvor. Plöger: „Ich muss doch nur 80 Kilogramm Körpergewicht von A nach B transportieren. Warum muss ich dann immer dreieinhalb Tonnen Blech mitnehmen?“

Leider werde das Klima aber vor allem im derzeitigen Dauerkrisenmodus immer auf die lange Bank geschoben. „Im Gegensatz zu Kriegen, Corona und Finanzkrisen ist die Klimakrise nämlich mit Abstand die langsamste“, begründet der Meteorologe.

Plöger erschien übrigens auf Krücken und musste während des Vortrags sitzen. Eine Verletzung am Fuß war der Grund, den der 57-Jährige auch zum Anlass nahm, gründlich über seinen Zustand zu scherzen. Nicht etwa beim Sport, sondern beim Treppenlaufen sei ihm das Unglück passiert.

Was die Klimaproblematik anging, betrieb Plöger in seinem Klima-Vortŕag keine Schwarzmalerei: „Ich bin kein Dystop oder Apokalyptiker.“ Der Eintritt zu dem Vortrag war frei, es wurde aber zu Spenden aufgerufen. Die eingenommenen 1070 Euro sollen nun für eine Pflanzaktion eingesetzt werden.

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