Kundgebung gegen KneipensterbenEhrenfelder Kneipe „Qlosterstüffje“ droht Schließung

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Miriam Bär, Wirtin Sabine Baumgart und Marius Lambertz vom „Qlosterstüffje“ stehen vor der Theke

Für Miriam Bär, Wirtin Sabine Baumgart und Marius Lambertz vom „Qlosterstüffje“ ist die Kneipe mehr als nur ein Job. Das Team sowie die Stammgäste seien wie eine Familie für sie.

Der Mietvertrag des „Qlosterstüffje“ läuft aus, was das Ende für die Kneipe bedeuten könnte. Am Freitag rufen sie zur Kundgebung auf.

Der Kneipe „Qlosterstüffje“ an der Venloer Straße droht die Schließung. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer des Gebäudes läuft Ende Mai aus. Marius Lambertz, der im „Qlosterstüffje“ arbeitet und dort unter dem Spitznamen „Miro“ bekannt ist, möchte die Konzession der aktuellen Wirtin übernehmen. Mit dem Vermieter versucht das „Qlosterstüffje“ einen neuen Vertrag auszuhandeln. Doch das gestalte sich schwierig, so die Wirtin Sabine Baumgart. „Wir sind seit 15 Jahren hier drinnen“, so Baumgart. 

Der Vermieter gebe ihnen weder eine Zu- noch Absage. Seine Aussagen seien nicht konkret, so berichten sie: Er argumentiere mit dem Wert und dem Stand der Immobilie. Die Räumlichkeiten bedürften einer Sanierung. Es gebe andere Interessenten. „Bisher sind alle Bemühungen, um einen hinausgehenden Betrieb sicherzustellen, durch den Vermieter ignoriert worden“, schreibt das „Qlosterstüffje“ in ihrem Aufruf zur Kundgebung. Der Vermieter hat sich gegenüber dieser Zeitung nicht dazu geäußert. 

Ehrenfelder Kneipe ruft zur Kundgebung auf

Um eine Finanzierung von Modernisierungsmaßnahmen, die bei Weiterbetrieb anfallen würden, bemüht sich das Team des „Qlosterstüffje“. Im April organisierten sie eine Versteigerung mit Gegenständen aus der Kneipe. „Die Sachen haben einen sentimentalen Wert“, so Lambertz. Auch eine Crowd-Funding-Kampagne planen sie. Ein Getränkeverleger und eine Brauerei würden sich an den Kosten für eine Modernisierung beteiligen, heißt es im Demo-Aufruf des „Qlosterstüffje“. 

Bis Mittwoch haben sie dem Vermieter eine Frist gesetzt, sich zurückzumelden. „Wir haben einen Zeitdruck, weil Existenzen dranhängen“, so Lambertz. Für Freitag (17. Mai) um 19 Uhr rufen sie auch zu einer Kundgebung gegen das Kneipensterben vor der Kneipe auf. „Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass etwas sehr Wichtiges dadurch kaputtgeht, wenn die Entscheidungen der Räumlichkeiten nur mit Blick auf Rendite getroffen werden“, so Lambertz.

Kneipensterben in Köln 

Dabei gehe es nicht nur um das „Qlosterstüffje“. Auch die Kneipe „Lotta“ in der Südstadt nimmt an der Kundgebung teil. Das Gebäude, in dem sich die Kneipe befindet, steht zum Verkauf. Ein Kölner Betreiberkollektiv plant es zu kaufen, um die „Lotta“ von möglichen Abrissplänen von Immobilienfirmen zu bewahren.

Im vergangenen Jahr mussten bereits einige Kneipen in Köln schließen wie das „Zoo - Die Schänke“ in Ehrenfeld. Zuletzt traf es die Kneipe „Jeck“ in der Altstadt, deren Pachtvertrag nicht verlängert wurde.

Das Sterben von Kneipen habe eine jahrzehntelange Geschichte, so stellvertretender Geschäftsführer Mathias Johnen des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Nordrhein. „Es gibt nicht ‚die Ursache‘, und es hat natürlich auch etwas mit der Umsetzung von Nichtraucherschutz zu tun“, sagt Johnen. „Ich bewerte die zunehmende Konkurrenz von anderen gastronomischen Angeboten, insbesondere mit stärkerem Speisen- und oder Getränkeangebot, als hauptausschlaggebend.“

Die Kneipe „Qlosterstüffje“ von außen

Das „Qlosterstüffje“ organisiert am Freitag vor der Kneipe eine Kundgebung gegen das Kneipensterben.

Den Faktor Gentrifizierung bewertet Johnen als weniger relevant, sondern „eher die Zweckentfremdung und Nutzungsänderung der Kneipenstandorte“. Nachfolgelösungen mit Beibehaltung des Kneipenkonzeptes erwiesen sich als zunehmend schwierig, sagt der stellvertretende Geschäftsführer. „Natürlich ist die Kneipe ein hoch anzusetzendes Kulturgut mit stadtgesellschaftlich identitätsbildendem Charakter. Es ginge Großes verloren, wenn man die Kneipen nicht rettet“, betont er. 

Dem stimmt auch die IG Kölner Gastro Köln zu. Im vergangenen Jahr schrieb der Verband einen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz. Darin schrieben sie, dass seit 2019 jede vierte Kneipe oder Bar hätte schließen müssen. „Die Situation ist immer noch die Gleiche“, sagt Geschäftsführerin Maike Block der IG Kölner Gastro. „Auch wenn die Gentrifizierung eine Problematik ist, setzt es sich auch aus mehreren Faktoren zusammen. Das alles führt dann zu einer Schieflage.“

Das Team „Qlosterstüffje“ sowie Stammgäste sind betrübt. „Es vergeht kein Tag, an dem unsere Gäste uns nicht fragen, wie es weitergeht“, sagt Lambertz. Die Kneipe sei ein Treffpunkt in der Nachbarschaft. „Als Aushilfe ist es ein wichtiger Zuverdienst“, sagt Mitarbeiterin Miriam Bär. Doch auch die Gemeinschaft haben einen besonderen Wert für sie: „Es ist ein bisschen, als würde eine Familie auseinanderfallen“, sagt Bär. 

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