„Es wird ein langer Tag werden“Kehrtwende im Fall des vermissten Arian – Polizei startet erneut große Suche

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Blick auf den Fluss Oste. Die Suche nach dem seit dem 22. April vermissten sechsjährigen Jungen Arian aus Bremervörde soll ab Mittwoch weitergehen.

Blick auf den Fluss Oste. Die Suche nach dem seit dem 22. April vermissten sechsjährigen Jungen Arian aus Bremervörde soll ab Mittwoch weitergehen.

Vor gut zwei Wochen wurde die aktive Suche nach Arian eingestellt, nun fährt die Polizei plötzlich doch wieder großes Besteck auf.

Seit mehr als drei Wochen wird der autistische Junge Arian vermisst, die großangelegt Suche nach dem sechs Jahre alten Junge wurde bereits Ende April eingestellt. Zum einen, weil bereits ein sehr großes Gebiet abgesucht worden war, zum anderen, weil trotz riesigem Einsatz und zahlreicher verschiedener Maßnahmen keine konkreten Hinweise auf Arians Aufenthaltsort vorlagen

Nun folgt die überraschende Wende im Fall Arian: Die Polizei plant nun doch noch weitere Suchmaßnahmen. Los geht es am Mittwoch. Dann sollen Ermittlerteams zunächst Anwohnerinnen und Anwohner in mehreren Gemeinden (Estorf, Hude, Brobergen und Kranenburg) entlang des Flusses Oste befragen, teilte die Polizei in Rotenburg am Dienstag (14. Mai) mit. „Es wird ein langer Tag werden“, sagte ein Sprecher der Polizei.

Neue Hoffnung im Fall Arian: Polizei startet am Mittwoch überraschend große Suchaktion

Nach Estorf sind es knapp acht Kilometer zu Fuß von Arians Wohnort, nach Kranenburg etwas mehr als elf Kilometer. Ermittlerteams und die Bereitschaftspolizei wollen dort bei Anwohnern klingeln und sie nach Auffälligkeiten fragen, kündigte die Polizei an. „Es wird eine Art Klinkenputzen sein“, sagte Sprecher Heiner van der Werp laut „Bild“-Zeitung.

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Die Anwohnerbefragung in den Ortschaften entlang des Flusses zielt nach Angaben der Polizei auf mögliche neue Hinweise von Menschen, die etwa aufgrund von Urlaubsabwesenheiten bisher noch nicht kontaktiert wurden. Außerdem könnte dadurch noch neues Videomaterial von Überwachungskameras entdeckt werden, das bislang noch nicht ausgewertet worden sei, hieß es.

Vermisster Arian: Polizei nimmt Fluss Oste noch einmal mit Tauchern ins Visier

Am darauffolgenden Donnerstag rückt der Fluss Oste noch einmal in den Fokus der Ermittler. Polizeikräfte mit Sonarbooten sowie Taucher und Spürhunde sollen den Mittellauf der Oste absuchen. „Ziel dieser Maßnahme ist es, mögliche Hinweise, die bislang noch nicht bei der Polizei eingegangen sind, zu erlangen“, erklärte die Polizei. „Die Oste fließt sehr schnell in Richtung Elbe und damit in Richtung Nordsee. Deshalb ist der Fluss von Ebbe und Flut abhängig, kann phasenweise die Fließrichtung ändern“, so Polizeisprecher Heiner van der Werp.

Als eine mögliche Erklärung für das Verschwinden des autistischen Jungen galt von Anfang an, dass er in die durch die Region fließenden Oste gefallen sein könnte. Der Fluss mündet in die Elbe, was Suchmaßnahmen zusätzlich erschwert.

Plötzliche Kehrtwende der Polizei im Fall des vermissten Arian basiert nicht auf neuen Hinweisen

Besondere Anhaltspunkte gebe es nicht, sagte der Sprecher der Polizei. „Für diese geplanten Maßnahmen haben wir keinen konkreten Anlass.“ Umso erstaunlicher ist die plötzliche Kehrtwende. Eigentlich hatte die Polizei die flächendeckende Suche nach Arian längst eingestellt.

Einsatzkräfte der Polizei fahren am 29. April über die Oste. Nun soll dort erneut gesucht werden.

Einsatzkräfte der Polizei fahren am 29. April über die Oste. Nun soll dort erneut gesucht werden.

Eine Gruppe aus fünf Ermittlern und Ermittlerinnen – die „EG Arian“ – sollte den Fall weiter bearbeiten und nur noch konkreten Hinweisen nachgehen. Die Ermittler beschränken sich seit dem Ende der groß angelegten Suchaktion vom 30. April auf „anlassbezogene“ Suchmaßnahmen, die aufgrund von Hinweisen durchgeführt werden.

Autistischer Junge seit dem 22. April vermisst – Suche nach Arian blieb erfolglos

Arian verließ am 22. April das Haus seiner Eltern in dem zu Bremervörde gelegenen kleinen Ortsteil Elm und wird seitdem vermisst. Eine Woche lang wurde die Gegend um Elm von in der Spitze bis zu 1200 Einsatzkräften durchkämmt. Dabei kamen auch Spürhunde, Hubschrauber, Sonarsuchboote, Drohnen, Taucher und ein Aufklärungs-Tornado der Bundeswehr zum Einsatz.

Wir sind der Meinung, dass wir nochmal suchen müssen
Polizeisprecher Heiner van der Werp

Die Suche kostete die zahlreichen Einsatzkräfte, die über einen längeren Zeitraum Tag und Nacht im Einsatz waren, viel Kraft. Mehrere Helfer berichteten davon, wie sehr sie der Vermisstenfall emotional mitnehme. Ende April stellte die Polizei die großflächigen Einsatzmaßnahmen ein und übergab die weitere Suche an eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe.

„Außergewöhnlicher Hinweis“ im Fall Arian läuft ins Leere

Nun also die Kehrtwende: „Wir sind der Meinung, dass wir nochmal suchen müssen, auch wenn wir schon ein sehr großes Gebiet abgesucht haben“, sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag (13. Mai).

Erst vor wenigen Tagen hatten die Ermittler einen „außergewöhnlichen Hinweis“ erhalten. Eine Frau aus Süddeutschland hatte auf einer Webcam etwa 20 Kilometer nördlich von Bremervörde einen treibenden Gegenstand im Wasser entdeckt. Die Befürchtungen, es könnte sich um den leblosen Körper von Arian handeln, bestätigten sich allerdings nicht.

Auch zahlreiche andere neue Spuren und Hinweise, die die EG Arian in den vergangenen Wochen erhielt, liefen ins Leere. Neben einem Unglück könne auch ein Verbrechen nicht ausgeschlossen werden, so die Polizei. Die Ermittler wollen die Hoffnung dennoch nicht aufgeben, die Suche nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens geht weiter. (mit dpa)

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