Neue Zahlen der BundesregierungFrauen bekommen sehr viel weniger Rente als Männer

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Gender Pay Gap

Zwischen der Rente von Männern und Frauen klafft eine große Lücke.

  • Worin liegt der erstaunliche Gender-Pension-Gap begründet? Und was sind Forderungen, die sich aus den neuen Zahlen ableiten?
  • Lesen Sie hier die Hintergründe.

Berlin –  Frauen bekommen deutlich weniger Rente als Männer: Laut neuen Zahlen der Bundesregierung liegt die durchschnittlich überwiesene gesetzliche Rente derzeit bei unter 1000 Euro, nämlich bei genau 982 Euro im Monat. Frauen bekommen dabei im Schnitt 425 Euro pro Monat weniger ausgezahlt als Männer. Das geht aus einer Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Nicht einberechnet sind dabei unter anderem weitere Alterseinkommen.

Damit sind die Geschlechter-Unterschiede bei den Altersbezügen sogar noch größer als beim Verdienst, kritisiert Linksfraktionschef Dietmar Bartsch. “Wir haben nicht nur eine Lohn-, sondern auch eine riesige Rentenlücke zwischen Frauen und Männer“, sagte Bartsch dem RND. Laut den Angaben beträgt der Unterschied etwa 35 Prozent.

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Diesen sogenannte Gender-Pension-Gap führt die Leiterin der Studie und Ökonomin Alexandra Niessen-Ruenzi auf die unterschiedliche Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen zurück. Der Grund liege wahrscheinlich darin, dass viele Paare in den Dreißigern eine Familie gründen. „Da Frauen häufiger als Männer nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeiten reduzieren, beginnt sich das geschlechtsspezifische Lohngefälle genau in dieser Altersgruppe zu entwickeln - mit drastischen Folgen für die Finanzen von Frauen und ihre spätere Rente”, sagt die Wissenschaftlerin Dazu kommt jedoch noch eine Reihe weiterer Faktoren: Frauen ergriffen häufiger soziale Berufe, die schlechter bezahlt seien. Damit schreibe sich der Gender-Pay-Gap, also das geeschlechtsspezifische Lohngefälle, in einen Gender-Pension-Gap fort. Zumal selbst bei gleicher Qualifikation in der gleichen Branche immer noch ein Gefälle, auch ohne verlorene Rentenpunkte durch Erziehungszeiten bestehe.

Linke fordert höhere Löhne - gerade in sozialen Berufen

„Wir brauchen deutlich höhere Löhne, vor allem in sozialen Berufen, die oft Frauen ausüben, einen Mindestlohn von 12 Euro und eine Generalüberholung der gesetzlichen Rente. Wir fordern eine Rentenkasse für alle ähnlich wie in Österreich, in die alle einzahlen, auch Abgeordnete, Beamte und Selbständige. Zusammen mit anderen Maßnahmen wäre die gesetzliche Rente dann in der Lage, vor Altersarmut zu schützen und den Lebensstandard zu sichern”, fordert deshalb Dietmar Bartsch.

Doch die Zahlen zeigen auch: Nicht nur zwischen Frauen und Männern, auch zwischen Ost und West besteht ein Gefälle. So bekommt ein Viertel aller Rentner und Rentnerinnen, die 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, weniger als 1000 Euro Rente - im Osten ist es sogar ein Drittel. Zudem haben Menschen, die neu in Rente kommen, neun Euro weniger im Portemonnaie als Bestandsrentner. Besonders Männer, die neu in Rente gehen, müssen mit weniger Geld auskommen.

„Heutige und künftige Rentner sind immer mehr Dauerverlierer der Politik der Bundesregierung”, rügt Bartsch. „Wenn die Durchschnittsrente auf Armutsniveau liegt, ist das ein Armutszeugnis für unser Land.” 

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