„Wir bereiten uns darauf vor“Putin spricht über Atomkrieg gegen Westen und leugnet Verluste in der Ukraine

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Wladimir Putin im Gespräch mit der „China Media Group“ am Montagmorgen. Zuvor hat der Kremlchef am Sonntag auch dem bekannten Propadagandisten Pawel Zarubin ein Interview gegeben.

Wladimir Putin im Gespräch mit der „China Media Group“ am Montagmorgen. Zuvor hat der Kremlchef am Sonntag auch dem bekannten Propadagandisten Pawel Zarubin ein Interview gegeben.

Der Kremlchef hat über einen möglichen Konflikt mit dem Westen gesprochen. Russland bereite sich vor, wolle aber „Frieden“, so Putin.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich in zwei Interviews ausführlich zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg seines Landes gegen die Ukraine und den Konflikt mit dem Westen geäußert. Putin nutzte die Gespräche zudem, um die Beziehung zu Chinas Machthaber Xi Jinping zu loben. Auch die laufende Offensive der russischen Streitkräfte in der Ostukraine, bei der Russland laut Beobachtern „extreme Verluste“ hinnehmen muss, kommentierte der Kremlchef.

Im Gespräch mit Propaganda-Journalist Pawel Zarubin vom Staatssender Rossija 1 äußerte sich Putin am Sonntag (15. Oktober) auch zu einem möglichen militärischen Konflikt mit dem Westen. Putin antwortete dabei auf eine Frage in der TV-Sendung „Moskau. Kreml. Putin“.

Wladimir Putin über Westen: „Wir bereiten uns auf Krieg vor, aber wollen Frieden“

Zarubin hatte den russischen Machthaber zuvor gefragt, was er zu der Empfehlung eines US-Kongressgremiums denke, wonach sich die USA auf mögliche gleichzeitige Kriege mit Russland und China vorbereiten sollten, die auch den Einsatz von Atomwaffen beinhalten könnten.

„Wir bereiten uns auf den Krieg vor, aber wir wollen Frieden“, erklärte Putin. Sollte der Westen jedoch den Krieg wollen, dann sei das „ein ganz anderer Krieg und nicht so etwas wie eine spezielle Militäroperation“. In Russland darf der Krieg gegen die Ukraine auf Geheiß des Kremls nicht als Krieg bezeichnet werden, Putin hat den Medien des Landes den Begriff „Spezialoperation“ vorgeschrieben.

„Extreme Verluste“ in der Ostukraine? Wladimir Putin behauptet das Gegenteil

Der Kremlchef äußerte sich in dem Gespräch auch zum Vorstoß russischer Truppen in der Ostukraine. Russlands Armee soll nach Angaben Putins Fortschritte bei ihrer Offensive in der Ukraine gemacht haben – auch im zuletzt hart umkämpften Awdijiwka. „Unsere Soldaten verbessern ihre Positionen in fast dem gesamten Gebiet, das ziemlich groß ist“, sagte Putin. „Dies betrifft die Gebiete von Kupjansk, Saporischschja und Awdijiwka.“

Der russische Staatschef lobte die „aktive Verteidigungsstrategie“ der Armee und wiederholte, dass die ukrainische Gegenoffensive „völlig gescheitert“ sei. „Wir wissen, dass der Feind in einigen Kampfgebieten neue Offensiveinsätze vorbereitet“, sagte Putin weiter. Am Samstag hatte es nach ukrainischen Angaben „sehr hitzige“ Kämpfe rund um Awdijiwka gegeben. Demnach hatten die Angriffe der russischen Soldaten seit Tagen nicht nachgelassen.

„Die schiere Dummheit der russischen Aktionen in Awdijiiwka ist erstaunlich“

Seit 2014, als Awdijiwka kurzzeitig unter die Kontrolle von durch Russland unterstützte Separatisten fiel, ist die Stadt ein Symbol für den ukrainischen Widerstand. Awdijiwka wurde schon vor Beginn der Offensive im Februar 2022 regelmäßig bombardiert. In der Stadt leben den Behörden zufolge derzeit noch rund 1600 Einwohner, vor Moskaus Offensive waren es mehr als 30.000.

Die ukrainische Armee erklärte unterdessen am Sonntag, dass russische Angriffe in der Region „abgewehrt“ worden und „ohne Erfolg“ geblieben seien. Mehrere Politik-Experten gaben unter Berufung auf Fotos in den Onlinenetzwerken von Angriffen auf Awdijiwka an, dass die Russen offenbar große Verluste an militärischem Material erlitten hätten.

Wladimir Putin lobt Xi Jinping überschwänglich 

Auch der US-Amerikaner Ryan O’Leary, der seit Monaten als Freiwilliger für die Ukraine kämpft, schilderte russische Verluste. „Die schiere Dummheit der russischen Aktionen in Awdijiiwka ist erstaunlich“, schrieb O’Leary im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter).

Die Analysten der US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) gehen unterdessen davon aus, dass Putin eine zurückhaltende Wortwahl verwendet, um die Erwartungen in Bezug auf russische Geländegewinne rund um Awdijiwka kleinzuhalten. Zum jetzigen Zeitpunkt sei ein Durchbruch durch die ukrainischen Linien nur mit sehr hohem Aufwand zu realisieren, so die Einschätzung der US-Experten. 

In einem weiteren Interview mit chinesischen Medien lobte Putin zudem den chinesischen Diktator Xi Jinping überschwänglich. „Er ist ein gründlicher, ruhiger, aber sachlicher und verlässlicher Partner, das möchte ich betonen“, erklärte Putin. Der russische Außenminister Sergej Lawrow reiste unterdessen am Montag nach China – offenbar um ein Treffen zwischen Putin und Xi vorzubereiten. Am Mittwoch will Lawrow dann Nordkorea besuchen. (mit dpa)

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