Uni KölnStudenten beklagen marode Bibliothek

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Fast überall in der Bibliothek hängen die Elektro-Leitungen von der Decke herab.

Fast überall in der Bibliothek hängen die Elektro-Leitungen von der Decke herab.

Köln – Kaugummis auf dem Boden, durchgelaufene Teppiche, Kabel hängen fast im gesamten Gebäude von der Decke herab. Erstaunlich schäbig präsentiert sich die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) – und das, nachdem der Bau gerade einmal vor zwei Jahren für sechs Millionen Euro saniert worden ist. Erneuert wurden Brandschutztechnik, Cafeteria, Glasfassaden, Garderobe und die Selbstausleihe mit 150 000 Buchtiteln – sie steht den Studenten nun bis 24 Uhr offen.

Die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) wurde 1966 von Rolf Gutbrod errichtet. Der Bau aus Sichtbeton soll demnächst unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Bücherei umfasst 3,9 Millionen Bände, ungefähr 6000 Zeitschriftenabos und 67 000 elektronische Zeitschriften. 2012 betrug die Zahl der angemeldeten Nutzer 44 306, zudem wurden 1,9 Millionen Besucher gezählt. (ris)

In weiten Teilen des Gebäudes herrschen aber ästhetische Tristesse und Flickwerk vor. Student Jörn (Geschichte und Kunstgeschichte, 31) ärgert sich schon länger über die heruntergekommene Bücherei am Albertus-Magnus-Platz. „Es sollte doch die gute Stube der Universität sein, stattdessen ist es ein Schandfleck.“ Er findet Müll auf dem Boden vor, Staub in den Regalen und Fenster, durch die man nicht mehr durchsehen kann oder deren Scheiben mit Holzbrettern verschlossen wurden.

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Es gibt Risse in den Wänden, unverputzte Mauerteile, und mitunter funktionieren die Drucker nicht. „Man muss dann selbst bei einer Servicefirma anrufen“, sagt Jörn. Wenn man Pech habe, könne man das gesamte Wochenende über nicht ausdrucken.

Die Vorwürfe sind kein Einzelfall. Studentin Mona (24) studiert Chemie und Französisch und friert im Winter schon mal gehörig in der Bibliothek. „Ich habe hier schon mit Handschuhen gelernt.“ Vivian (Regionalwissenschaften Lateinamerika, 27) ekelt sich vor Schimmel in den Lesesälen, und fast alle befragten Studenten beklagen, dass es viel zu wenige Anschlüsse für Laptops und zu wenig Platz zum Lernen gebe. Kein Wunder also, dass zahlreiche Studenten mit ihren Notebooks auf den Stufen im Treppenhaus lernen oder zwischen den Bücherregalen in den Lesesälen.

Deckenplatten aus Sicherheitsgründen entfernt

Die Bibliotheksleitung hat das Problem zumindest erkannt: „Die bauliche Situation ist wirklich desolat“, sagt USB-Leiter Wolfgang Schmitz. Die Deckenplatten seien aus Sicherheitsgründen entfernt worden: In der Vergangenheit seien einige von ihnen „wegen Ermüdungserscheinungen“ herabgefallen und hätten auch Mitarbeiter getroffen. Verletzt worden sei allerdings niemand. Recht gibt Schmitz den Studenten auch bei anderen Problemen. „Das Gebäude ist schon sehr verwohnt“, die Klimaanlage sei oft überlastet. „Im Winter sitzen die Studenten hier in dicken Sachen, im Sommer schwitzen sie.“

Schnelle Abhilfe wird es allerdings nicht geben: Denn eine weitere Sanierung sei erst in fünf Jahren geplant, die USB stehe im internen Ranking der Hochschule nicht weit vorne, so Schmitz. Selbst nach einer Renovierung werde es wohl nicht genügend Platz für alle Laptop-Nutzer geben. Denn aus brandschutztechnischen Gründen könnten nicht mehr Laptop- und Lese-Plätze eingerichtet werden. „Wir bräuchten daher dringend einen Erweiterungsbau“, sagt Schmitz. Erste Vorgespräche dazu habe es bereits mit der Bauverwaltung der Universität gegeben, konkrete Ergebnisses lägen allerdings noch nicht vor. Schmitz könnte sich den Bau gegenüber dem Studierenden-Service-Center vorstellen.

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