Sonne, Wind, WärmeWie Bürger in Blankenheim von erneuerbaren Energien profitieren sollen

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Das Bild zeigt sieben Windräder eines Windparks in der Eifel.

Am Windpark Rohr-Reetz sind auch die Gemeinde Blankenheim und die eegon-Genossenschaft beteiligt.

Die Energiegenossenschaft eegon ermöglicht Beteiligungen für Bürger und plant neue Projekte in der Gemeinde Blankenheim.

Auch in der Gemeinde Blankenheim machen sich die Einnahmen aus zwei kleinen Windparks langsam, aber sicher positiv in der Gemeindekasse bemerkbar. Gewerbesteuer und Einnahmen als Mitgesellschafter der Betreibergesellschaften lassen den Kämmerer schmunzeln. Nun sollen über die Eifel-Energiegenossenschaft eegon auch die Bürger selbst vom Erlös aus dem Verkauf von Strom aus Windkraft und Photovoltaik profitieren.

Der kommende Herbst könnte in und um Blankenheim herum in Sachen alternative Energien eine wichtige Zeit werden. Denn voraussichtlich im September, spätestens aber Anfang Oktober, können Bürger als Darlehensgeber für die eegon aus Wiesbaum, nahe der Landesgrenze von NRW zu Rheinland-Pfalz, aktiv den Ausbau regenerativer Energieerzeugung unterstützen.

Konkret geht es um die zehnprozentige Beteiligung der Genossenschaft an der EWP Rohr-Reetz GmbH, einem kleinen Windpark, bestehend aus fünf neueren neben zwei älteren Anlagen. Den Windpark selbst hat die e-regio entwickelt, die Genossenschaft ist zu Jahresbeginn als Kommanditist eingestiegen.

Bürger können in Windpark Rohr-Reetz investieren

Es ist ein Investment, dessen Erträge allen Mitgliedern der Genossenschaft zugutekommt. Über einen Mindestanteil von 500 Euro kann hier jeder Mitglied werden und von den Erlösen aus dem Stromverkauf profitieren.

Ein Mann deutet auf ein Plakat.

Die erneuerbaren Energien sind das Thema der eegon-Genossenschaft und von Vorstand Johannes Pinn.

Das Investment in den Windpark kostet Geld, genauer um die 1,3 Millionen Euro. Die sollen über Mitgliedernachrangdarlehen, so der Fachterminus, refinanziert werden. Für einen Zeichnungszeitraum von drei Monaten sollen bevorzugt Einwohner aus dem Gemeindegebiet gewonnen werden.

Man könne mit einem Mitgliedernachrangdarlehen von 2000 bis maximal 20.000 Euro dabei sein, so eegon-Vorstand Johannes Pinn. Und dann gibt's schon die anteilsabhängigen Renditen aus dem Verkauf des Stroms der Windkraftanlagen bei Rohr und Reetz. „Pro Hektar Flächenverbrauch produzieren wir mit einem Windrad an diesem Standort etwa zwölf Millionen Kilowatt erneuerbaren Strom pro Jahr“, so Pinn.

Für Gemeinde Blankenheim zahlt sich erneuerbare Energie bereits aus

Das durchaus marktübliche Verfahren der Nachrangdarlehen, so Pinn, soll für die Investoren nicht nur deshalb risikolos sein: Zinssatz wie Tilgung sind festgeschrieben. Das Verfahren wurde laut Pinn bereits erfolgreich beim Bürgerwindpark Schleiden, an dem eegon 25 Prozent der Anteile hält, sowie beim Windpark Ormont-Stadtkyll angewendet.

„Als Gemeinde war uns immer wichtig, dass nicht nur wir uns bei den beiden Windparks Rohr-Reetz und Blankenheimerdorf beteiligen können, sondern dass dies auch für alle Bürger und Bürgerinnen direkt möglich ist“, begrüßt Bürgermeisterin Jennifer Meuren die Idee. Sie beziffert die jährlichen Gewerbesteuereinnahmen aus den beiden Windparks im Gemeindegebiet auf rund 150.000 Euro.

Ab diesem Jahr kommen aus der Beteiligung der Gemeinde an der EWP Rohr-Reetz 60.000 bis 70.000 Euro (vor Steuern) dazu. Zudem zahlte die eegon zwischen 2018 und 2022 insgesamt 16.189 Euro als Pacht für die mit PV-Paneelen der Genossenschaft bestückten Dächer der Gesamtschule Eifel, den Grundschulen in Blankenheim und Dollendorf und auf der Weiherhalle.

In Ripsdorf könnte ein kleines Nahwärmenetz entstehen

Die Einnahmen aus dem Verkauf des durch Windkraft erzeugten Stroms sind zudem die Grundlage für weitere Investments der Energiegenossenschaft, die im Blankenheimer Gemeindegebiet in den kommenden Monaten geplant sind. In diesem Fall geht es um den Aus- und Neubau von Nah- und Fernwärmenetzen, gespeist aus alternativen Energien, um unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden. Vergleichbar sind ein erstes Projekt in Marienthal an der Mittelahr nach der Flut, wo 34 Liegenschaften mit Nahwärme aus Holzpellets und Solarenergie versorgt werden, sowie eine komplett auf Holzhackschnitzel setzenden Nahwärmeversorgung in der Hunsrückgemeinde Ellern.

Auch Ripsdorf könnte so bald energieautark werden. Wenn die Gemeinde bekanntlich eins viel hat, dann sind es Wald und Bäume. In Ripsdorf steht 2024 die Grundsanierung der Dorfdurchgangsstraße an. Das wäre ein idealer Zeitpunkt für die Verlegung eines Nahwärmenetzes, so es gewollt wird und auch die Frage einer möglichen Förderung geklärt ist. „Im Herbst werden wir mit den Ripsdorfern jedenfalls eine Busfahrt nach Ellern machen, damit sie sich dort das in der Größe vergleichbare Projekt ansehen können“, so Pinn.


Die Eifel-Energiegenossenschaft

„Eifel ist Eifel“, sagt Johannes Pinn, wenn er über die Gründung der Eifel-Energiegenossenschaft (eegon) spricht. Er und Volker Pressel aus Hillesheim leiten die 2009 gegründete Genossenschaft ehrenamtlich aus einem Zwei-Zimmer-Büro im Industrie- und Gewerbepark Higis bei Wiesbaum.

Die eegon versorgt mit ihren Energieerzeugungsmodellen mittlerweile Kommunen sowohl in der nordrhein-westfälischen wie der rheinland-pfälzischen Eifel. So sind etwa in den Verbandsgemeinden Gerolstein und Prüm derzeit zwei Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit insgesamt 75 Hektar geplant. Spätestens Anfang 2025 soll die Baugenehmigung erteilt sein.

Ausdrückliches Ziel der Genossenschaft sei immer die möglichst breite Bürgerbeteiligung, so Pinn – an allen Projekten. Er meint schlicht: „Wir haben uns immer gesagt: Wenn schon die Windkraftanlagen oder PV-Freiflächenanlagen bei uns in der Eifel rumstehen, dann wollen wir Eifeler auch davon profitieren – und nicht nur Investoren von anderswo.“ (sli)

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