„Hermann Göring Meisterschule“Kronenburger Haus blickt auf NS-Vergangenheit zurück

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Wuchtig wirkt das  schmiedeeiserne Emblem  der ehemaligen Göring-Schule im einstigen Luftschutzbunker.

Dahlem-Kronenburg – Eine Dauerleihgabe mit Vorgeschichte ist jetzt für Besucher im einstigen Luftschutzbunker des Kronenburger Hauses für Lehrerfortbildung zu sehen.

Es ist ein vermutlich 1938 vom Kronenburger Schmied Josef Köller zur Eröffnung der damals in dem Haus ansässigen „Hermann Göring Meisterschule“ gefertigtes, gut einen Meter im Durchmesser großes Emblem. Im umlaufenden Schriftzugring ist ein wuchtiger, angewinkelter Arm mit einer Faust, die einen Eisenring hält. Es ist das Hauswappen der Familie des NS-Reichsmarschalls Hermann Göring, der beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess 1946 zum Tod verurteilt wurde.

Einstiges Emblem ist nun im alten Luftschutzbunker

Darf man das Vorhandensein des einst am Treppenaufgang zur 1937 und 1938 erbauten „Hermann Göring Meisterschule für Malerei“ an der Bruchsteinfassade aufgehängten Emblems überhaupt erwähnen? Darf man es anderen zeigen? Genau diese Fragen über den nötigen, besonders sensiblen Umgang mit der Vorgeschichte des heutigen Hauses für Lehrerfortbildung unterhalb des historischen Burgortes stellen sich gerade wieder.

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Die Geschichte des Hauses vermittelt  Martin Schöddert.

Denn im einstigen Luftschutzbunker des seit 1952 vom Land Nordrhein-Westfalen als Bildungsstätte für die Pädagogen genutzten Gebäudeensembles hat Hausverwalter Martin Schöddert vor wenigen Wochen eine Skulptur anbringen lassen, die genau diese Fragen stellt.

Vermutlich 1938 war das Kreisemblem angefertigt worden. Seit wenigen Wochen ist es nun als Dauerleihgabe dahin zurückgekehrt, wo es mutmaßlich nach Kriegsende 1945 abmontiert worden war. „Das Ding lag jahrzehntelang irgendwo auf dem Betriebsgelände des heutigen Landmaschinenhandels Köller in Kronenburgerhütte“, so Martin Schöddert. Die Nachfahren von Josef Köller wollten sich jetzt davon trennen. Verschrotten oder nicht – das sei die Frage gewesen, so Schöddert. Er bot den dauerhaften Verbleib im Haus für Lehrerfortbildung an. Dort, davon ist er überzeugt, kann das schwere Eisenteil gute Dienste im Sinne der Vermittlung der Vorgeschichte der Bildungsstätte tun. Der einstige Luftschutzbunker scheint Schöddert für den Zweck genau der richtige Ort.

Programme

Kunst- und Kulturtage

Neben Bewährtem mehr Musik. So könnte man das Motto der Kronenburger Kunst und Kulturtage (KKK), die vom 9. bis 11. September geplant sind, benennen. Unter anderem ist die Schweizer Cellistin Valeria Fritz eingeladen, die sich 2021 beim „Transient Impulsfestival“ an Multimedia-Installationen im Haus für Lehrerfortbildung und auf der alten Kyllbrücke in Kronenburgerhütte beteiligte.

Das Freie Forum Kronenburg als Veranstalter der KKK, so Vorstand Martin Schöddert, plane zudem eine Konzertpremiere: Fritz, die Musikschule des Landkreises Vulkaneifel, und Frank Reinshagen, in Kronenburg lebender Jazz-Dozent an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz, sollen eine Komposition entwickeln und einstudieren. „Regionalität und Professionalität“ sei gleichermaßen für die KKK wichtig, so Schöddert. Im Haus für Lehrerfortbildung, das Schöddert leitet, sollen zudem wieder Arbeiten von Kreativen der Behindertenkunstwerkstatt „Will So Sein“ aus Aachen ausgestellt werden. (sli) 

Konzerte

Verstärkt auf Open-Air-Konzerte im Innenhof setzt das Haus für Lehrerfortbildung in seinem Kulturprogramm. So ist in der zweiten Junihälfte in Kooperation mit der Big Band der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und dem dort tätigen Dozenten für Jazzkomponisten Frank Reinshagen ein Konzert geplant.

Schon wenige Wochen zuvor, am 29. Mai, wird der bekannte einstige Kölner Straßenmusiker Klaus der Geiger mit dem Jazzgitarristen Marius Peters im Innenhof zu sehen und zu hören sein. Das Konzert war ursprünglich am Sonntag nach der Hochwasserflut Mitte Juli des vergangenen Jahres eingeplant, wurde aber verschoben. Die beiden Musiker treten mit dem Programm „Paganini trifft auf politischen Protest“ auf.

Zudem steht am 31. Juli wieder das Abschlusskonzert des mehrtägigen Gesangsworkshops „Kronenburg Classes“ auf dem Terminkalender im Haus für Lehrerfortbildung. (sli) 

Es ist nicht das erste Mal, dass Schöddert einen Weg sucht, die Historie des Gebäudeensembles der Öffentlichkeit zu erklären. 2016 hatte er mit Zustimmung des NRW-Schulministeriums, das Nutzer des vom Bau- und Liegenschaftsamt des Landes an die Bezirksregierung Köln vermieteten Gebäudeensembles ist, eine Informationstafel an der Außenwand anbringen lassen.

Kronenburger Hausverwalter erhielt kritische Mails

„Das brachte mir zwar ein paar kritische E-Mails ein“, so Schöddert. Aber ansonsten blieb die Tafel, die betont sachlich und ohne Wertung in Text und Bild die Geschichte erzählt, bisher von Schmierereien oder Vandalismus verschont.

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Das Hauswappen  hing früher  an einem Treppenhausturm.

Im 1939 gebauten Luftschutzbunker wird das Eisenemblem an der Wand nun didaktisch eingebettet: Wer hierhin will, kann sich begleitend dazu die 30-minütige Dokumentation „Malen für Hitler“ des Südwestrundfunks aus dem Jahre 1996 ansehen, im Anschluss sind Gesprächsrunden möglich.

Im ungeheizten Bunker ist neben dem Emblem auch eine zweite Variante der „Faust im Eisenring“ zu sehen: als ehemalige gusseiserne Spitze des Turmhelms am Anbau der einstigen Malerschule. Das Gebäude wird heute als Mietwohnung genutzt.

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Auch im Bunker wird so künftig die Doppelfunktion des heutigen Bildungshauses deutlich: Es steht seit 1985 unter Denkmalschutz des Landes NRW. Nach der umfassenden Sanierung 1996 und 1997 wurden hier aber auch mehr als 50.000 Übernachtungen der Lehrgangsteilnehmer registriert. So bedenklich die Vorgeschichte ist – diese Kombination der Nachnutzung hat sich offenbar bewährt. Der Nutzungsvertrag wurde jetzt um zehn Jahre verlängert. Weitere Investitionen in die alten Gemäuer stehen an: Eine neue Heizungsanlage muss eingebaut werden.

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