Casanova badete hierAusstellung in Zülpicher Römerthermen führt durch 2000 Jahre Geschichte

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Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner und Kurator Michael Meurer.

Vorstellung der neuen Ausstellung zur Thermengeschichte Aachens (noch bis zum 3. März 2024) im Museum für Badekultur mit Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner und Kurator Michael Meurer.

Schon die Römer nutzten die die Thermalquellen in Aaachen. Eine Ausstellung über 2000 Jahre Geschichte.

Wussten Sie, dass die Stadt Aachen eigentlich Bad Aachen heißt? Zumindest dürfte sie diesen Namen führen, denn sie ist staatlich anerkannte Kurstadt. Über Jahrhunderte strömten zahlreiche Kurgäste nach Bad Aachen zu den Thermalquellen, die schon die Römer nutzten. Dieser 2000-jährigen Geschichte der Badekultur haben die Römerthermen Zülpich nun eine ganze Ausstellung gewidmet. Kuratiert hat sie Michael Meurer, Althistoriker mit Schwerpunkt Römerzeit.

Diese dominiere daher ein wenig die Ausstellung, sagt Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner und lacht. „Diese Ausstellung ist von mir schon länger geplant gewesen“, verrät sie weiter. Schließlich habe Aachen kein Stadtmuseum, das die Geschichte der Badekultur darstelle. Nun also ist es so weit. Gezeigt wird mit Grafiken, Bildern und historischen Überresten, wie die Thermalquellen mitten in der Stadt über die Jahrtausende genutzt wurden.

Nach einem Exkurs in die Geologie beginnt die Zeitreise

Die Ausstellung beginnt mit einem kurzen Exkurs in die Geologie. Hier werde erklärt, woher das Thermalwasser komme und wie viele Quellen es in Aachen gebe, erklärt Meurer. Danach beginnt die Zeitreise. Die römischen Thermalquellen hätten einen ziemlichen Nachteil gehabt, berichtet Meurer. Sie seien nicht an Hauptverkehrsrouten angebunden gewesen. Diesen Nachteil galt es auszugleichen, und das geschah durch Größe.

„Eine Ausstellung über Aachen kommt natürlich nicht ohne Karl den Großen aus.
Michael Meurer Kurator der Sonderausstellung „Baden in Bad Aachen“

Zunächst entstand die Bücheltherme, die etwa 4700 Quadratmeter groß gewesen sei. Wenig später wurde die 6200 Quadratmeter große Münstertherme gebaut. Es habe also in der Römerzeit parallel zwei große Thermalbäder in Aachen gegeben, so Meurer. Die Faszination für das Thema ist ihm beim Gang durch die Ausstellung anzuhören. Auf die Römerzeit folgt die Kaiserzeit. „Eine Ausstellung über Aachen kommt natürlich nicht ohne Karl den Großen aus“, sagt Meurer und lacht.

Der habe das Baden nicht nur für seine Gesundheit genutzt, sondern auch, um Politik zu machen. Eine Tradition, so wirft Hofmann-Kastner ein, die schon bei den Römern begonnen habe und bis in die Neuzeit reiche. Von Karl dem Großen aus geht es weiter ins Mittelalter. Hier erfahren die Besucher, warum der Stadtbrand von 1656 für die Thermalbäder ein Glücksfall war, und was der in Lüttich geborene Mediziner Francois Blondel mit dem Wiederaufbau Aachens zur bekannten Kurstadt zu tun hatte.

Nach Karl dem Großen kamen in den folgenden Jahrhunderten weitere illustre Gäste nach Aachen. Casanova beispielsweise. Und Napoleon. In der Ausstellung findet sich ein eigens zusammengestelltes Gästebuch mit all den prominenten Namen, die einst zu den Thermalquellen reisten. Zum Abschluss beleuchtet die Ausstellung die Gründe dafür, warum Aachen heute kaum als Kurstadt bekannt ist. Das Ende sei durch die beiden Weltkriege gekommen, berichtet Meurer. Infrastruktur und Bäder seien zerstört worden.

Beim Wiederaufbau habe die Stadt sich auf andere Dinge fokussiert, ergänzt die Museumsleiterin. Heute gelte sie als Hochschulstadt und Stadt des Handels. Immerhin ein Thermalbad gibt es in Aachen noch. Kein historisches, aber mit dem Thermalwasser betrieben. Doch eine Rückkehr zur Kurstadt sei nicht erkennbar, sagt Meurer. Selbst im Namen verzichtet die Stadt auf eine Verbindung zu ihrer Bad-Geschichte. Das habe alphabetische Gründe, weiß Meurer. Dadurch stehe Aachen in allen Listen immer an erster Stelle.


Auch einen Audioguide gibt zur Sonderausstellung. Allerdings muss man das Endgerät dafür selbst mitbringen: ein Smartphone. Über QR-Codes kann an verschiedenen Stationen der Guide gestartet werden. Damit man andere Besucher nicht stört, wird empfohlen, Kopfhörer mitzubringen. Durch die Ausstellung führt die Figur Clara Blondel, die viel über die Geschichte des Badens in Aachen zu erzählen weiß.

Der Eintritt beträgt für Erwachsene 3 Euro, Studierende und Auszubildende zahlen 2,50 Euro. Ein Kombiticket für Sonder- und Dauerausstellung kostet 6 Euro, ermäßigt 5 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei. (jre)

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