GroßaquariumWie es mit dem Sealife-Gebäude in Königswinter weitergeht

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Eine Treppenanlage führt auf das runde Gebäude zu, das bis Ende Dezember das Sealife-Aquarium beherbergte. Im Hintergrund links ist der Turm der Pfarrkirche St-Remigius zu sehen..

An der Rheinallee in der Altstadt von Königswinter gelegen: Für das ehemalige Sealife strebt die Stadt eine Zwischennutzung an.

In dem Gebäude des ehemaligen Sealife-Aquariums in der Königswinterer Altstadt könnte ein „Klimazentrum“ entstehen. 

„Wir sind zu 99 Prozent fertig“, sagt Martin Lind von Merlin Entertainments über die Räumung des Sealife-Gebäudes in der Altstadt von Königswinter. Letzte Arbeiten seien noch an der IT oder der Telefonanlage zu erledigen, bevor der prominent an der Rheinallee gelegene Rundbau spätestens zum 31. März an die Stadt übergeben wird.

Die rund 2000 Tiere jedenfalls, die Besucher des Großaquariums bis zum 31. Dezember vorigen Jahres besichtigen konnten, bevor Merlin die Einrichtung nach 17 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen hat, sind laut Martin Lind inzwischen mit Spezialtransporten in andere Aquarien gebracht worden.

Die meisten Tiere kamen ins Sealife-Center nach Oberhausen

„Wir waren schon etwas angespannt und hatten Respekt vor der Aufgabe“, sagt Lind, der General Manager Cluster NRW bei Merlin ist. Rund 200 Meeresbewohner seien in das Sealife nach Oberhausen gekommen, die anderen zumeist in weitere Häuser des Unternehmens. Die weitesten Fahrten führten demnach nach Paris (Frankreich), Scheveningen (Niederlande) und Blankenberge (Belgien).

Der mit der Stadt Königswinter vereinbarte Vertrag sieht vor, dass sich Merlin um die Tiere und beispielsweise die Entsorgung des Wassers kümmert, der eventuelle Ausbau der Aquarien aber wäre Sache der Stadt. Sollte das Gebäude an der Rheinallee abgerissen werden, würden sich beide Vertragspartner die Kosten teilen, die auf 440.000 Euro geschätzt wurden.

Interimslösung soll am liebsten eine touristische Nutzung vorsehen

Doch bevor dieser Fall eintritt, wollen Rat und Verwaltung erstmal zweigleisig fahren, wie aus den Unterlagen für den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt hervorgeht (Mittwoch, 8. März, 17 Uhr, Rathaus Oberpleis).

Interessenbekundung für Zwischennutzung

Dieses Verfahren soll „möglichst bald eine befristete Zwischennutzung als Interimslösung“ bringen. Gedacht wird an eine „möglichst“ touristische Nutzung, die einen vorübergehenden Leerstand verhindern soll. Die Zwischennutzung solle ohne größere Umbauten oder bauliche Ergänzungen auskommen. Die Stadt Königswinter würde allenfalls den Rückbau der Aquaristik übernehmen, so die Sitzungsvorlage. Entscheidend soll sein, dass die Interimslösung zur Belebung der Altstadt und des Tourismus’ beiträgt. Der Zeitplan: Bekanntmachung im April 2023, Auswertung im Juli 2023, Vergabe an Interessenten im Oktober 2023.

Interessenbekundung für Nachnutzung

Für eine langfristige Nachnutzung sollen zusammen mit der interfraktionellen Arbeitsgruppe Altstadtentwicklung die Rahmenbedingungen für ein Interessenbekundungsverfahren erarbeitet werden. Neben „fixen“ Rahmenbedingungen (wie die Lage des Sealife-Gebäudes im Überschwemmungsgebiet des Rheins) gibt es aus Sicht der Verwaltung auch Vorgaben, die in der politischen Beratung noch festgelegt werden könnten (zum Beispiel eine Änderung des Bebauungsplans). Der Zeitplan in diesem Fall: Bekanntmachung im Juli 2023, Auswahl der Favoriten im November 2023, Einleitung der Bürgerbeteiligung im November/Dezember, Beginn des Vergabeverfahrens im April 2024.

Unterdessen haben die beiden Journalisten Katrin Janßen und Hansjürgen Melzer in vielen Gesprächen für ihre Idee geworben, im ehemaligen Sealife ein „Klimazentrum“ zu verwirklichen. Die Initiatoren erwarten durch das Projekt eine „große touristische Strahlkraft“ und denken an eine Finanzierung über das Land NRW beziehungsweise über EU-Fördermittel.

Drei Personen stehen vor einem Aquarium, eine Frau hält ihr Kind auf dem Arm. Der Raum ist in rotes und violettes Licht getaucht.

Inzwischen geschlossen: Blick ins Sealife Königswinter, das am 31. Dezember 2022 seinen Betrieb einstellte.

Es gebe „viel Zuspruch“ für die Idee, sagt Hansjürgen Melzer auf Anfrage. Voraussichtlich im April solle sich ein Ausstellungsplaner das Gebäude ansehen und eine erste Einschätzung abgeben, ob es sich überhaupt für ein „Klimazentrum“ eigne. Als „wohl größte Hürde“ könnten sich die nötigen Investitionen ins Gebäude erweisen, meint Melzer.

Um an eine öffentliche Förderung zu kommen, wäre wohl eine Art Kooperation mit der Stadt oder dem Rhein-Sieg-Kreis nötig. Beim späteren Betrieb sieht der Klimazentrums-Initiator weniger Probleme. So habe ein großes Bonner Unternehmen die Bereitschaft signalisiert, als Sponsor zur Verfügung zu stehen.

Auf die Nähe zum UN-Klimasekretariat in der Stadt Bonn hingewiesen

„Eine tolle Möglichkeit“, sieht Hans Peter Lindlar, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), in einem Klimazentrum. Und er verweist auf die Nähe des Bundesamtes für Naturschutz und des UN-Klimasekretariats in der benachbarten Bundesstadt Bonn. Lindlar sieht als Finanzier eher den Bund gefordert.

Kein Thema ist für ihn die Integration eines Naturparkhauses beziehungsweise einer Wildnisausstellung, wie sie dem VVS vorschwebt, in das angedachte „Klimazentrum“.

Wirtschafts- und Tourismusförderer bewerten Vorschlag als gute Idee

Als gute Idee bewerten den Vorschlag der beiden Journalisten auch Oliver Bremm, Chef der Tourismus Siebengebirge GmbH, und Andreas Pätz, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WWG. Aber auch aus Bremms Sicht gibt es zwei Knackpunkte: Ein Bauherr müsse das Gebäude herrichten, und man brauche einen Betreiber. Vor diesem Hintergrund müsse der Vorschlag noch weiter ausgefeilt werden, sagt Andreas Pätz.

Bremm hat zudem die Sorge, dass das Gebäude und das Areal für ein Klimazentrum zu klein sein könnten. Aber man wisse ja nicht, ob im geplanten Interessenbekundungsverfahren noch andere tolle Ideen bekannt werden.

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