Extreme war vor rund 35 Jahren eine der weltweit gefragtesten Rockbands. Mit ihrem ersten Album nach 15 Jahren gastierte die US-Band jetzt in Köln.
„Erwarte das Unerwartete“Rockband Extreme erobert Köln im Hummelflug
Wie viele Hobby-Gitarristen, die mit ihren Bands wöchentlich eine Kiste Bier „leerproben“, am Montagabend in der Live Music Hall glänzende Augen bekamen, kann nur gemutmaßt werden. Schließlich stand auf der Bühne jener prominente Kollege, der als einer der besten Saitenvirtuosen der Rockmusik gilt: Nuno Bettencourt.
Dessen Band Extreme gab sich die Ehre, die mit der Schmuseballade „More than Words“ 1991 einen Welthit landete und damalige Kuschelrock-Fans grob täuschte. Denn das Quartett aus Boston steht weniger für romantische Abende bei Kerzenlicht, sondern für harten, virtuosen Rock mit Metal- und Funk-Einflüssen.
Live Music Hall Köln: Hardrock-Band Extreme meldet sich zurück
Nachdem Extreme Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre große Hallen füllte und unter anderem beim Tribute-Konzert für Freddie Mercury in London gefeiert wurde, kam es dann zum Bruch: Sänger Gary Cherone stieg bei Van Halen ein, Nuno Bettencourt versuchte sich solo oder wurde von einer prominenten Dame aus dem Popbusiness gebucht: Rihanna. Nach der Reunion tat sich die Band viele Jahre schwer, bis nach 15 Jahren im Sommer mit „Six“ ein viel beachtetes neues Album veröffentlicht wurde.
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Extreme: Nuno Bettencourt macht den Hummelflug
So kam es, dass rund die Hälfte des Publikums die Hand hob, als Nuno Bettencourt fragte, wer zum ersten Mal bei einem Extreme-Konzert sei. Es entwickelte sich ein energiegeladener Abend, bei der die Musiker zeigten, wie virtuos Rockmusik sein kann und wie viele Wendungen ein Song nehmen kann. Motto der knapp zwei Stunden: „Erwarte das Unerwartete“.
Allen voran Nuno Bettencourt verzückte seine Fans mit ausgedehnten Gitarrensoli, die spielerisch und technisch zuweilen an eines seiner Vorbilder erinnerten: Eddie van Halen. Dem 2020 verstorbenen Kollegen huldigte er, indem er eine Reminiszenz an dessen Solo im Song „Eruption“ einbaute.
Dass Bettencourt ebenso die Klassik beeinflusst hat und nach eigenen Angaben Brahms oder Johann Sebastian Bach schätzt, zeigte sich bei seiner wahnwitzigen Version von Rimski-Korsakows „Hummelflug“.
Die Setlist ließ so gut wie keine Wünsche offen. „Decadence Dance“, „Rest in Peace“ oder „Get the Funk Out“ wurden gefeiert. Aber auch für das Kölner Publikum gab es ein Sonderlob. Nach Stationen unter anderem in Tokio und Paris stellte Nuno Bettencourt erstaunt fest, dass sich in der Ehrenfelder Halle ein äußerst stimmgewaltiges und auch textsicheres Volk tummelt.
„Ich habe da eine Idee, wir gründen eine neue Band“, schlug der Gitarrist vor. „Ihr seid dann die Künstler und müsst ganz viel spielen und touren – und ich bin euer Manager: Ich bekomme die ganze Kohle.“ Unüberhörbar legte sich danach das Publikum noch mehr ins Zeug: Der Chor bei „More than words“ ließ jedenfalls erahnen, dass in der Live Music Hall so mancher Hobby-Musiker stand, der dieser Vorstellung nicht abgeneigt schien.