Kölner FamilientragödieMutter mit Messer fast getötet – Mädchen umarmt Vater im Gerichtssaal

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Der Angeklagte im Landgericht mit seinem Verteidiger Gordon Christiansen und zwei Wachtmeistern.

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Gordon Christiansen und zwei Wachtmeistern im Landgericht Köln

Ein vierfacher Familienvater aus Köln soll seine Ehefrau mit Messerstichen fast getötet haben. Doch die Kinder scheinen zu ihm zu halten.

Emotionale Szenen spielten sich am Dienstag bei einem Strafprozess wegen versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht ab. Ein Familienvater, der laut Anklage im Eifersuchtswahn mit einem Messer auf seine Ehefrau eingestochen hatte, umarmte im Gerichtssaal minutenlang seine 14-jährige Tochter. Der 56-Jährige sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft in der JVA Ossendorf und wartet nun auf sein Urteil.

Köln: Mädchen bekam brutalen Streit der Eltern mit

Das Mädchen hatte einen brutalen Streit zwischen den Eltern mitbekommen, in dessen Verlauf der Vater die Mutter fast bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben soll. Für die Entstehungsgeschichte der späteren Messerattacke war die 14-Jährige somit eine wichtige Zeugin – sie verweigerte im Saal allerdings die Aussage. Als nächste Angehörige darf sie das, das Kind muss den Vater nicht belasten.

Verteidiger Gordon Christiansen fragte den Vorsitzenden Richter Alexander Fühling danach, ob der Mandant noch kurz mit der Tochter sprechen dürfe. Fühling stimmte dem zu. In den Armen des Vaters weinte das Mädchen und auch dem Angeklagten liefen die Tränen über das Gesicht. Er küsste die Wangen und Hände seiner Tochter. Es schien, als habe man sich sehr lange nicht mehr gesehen.

Landgericht Köln: Tochter lebt Fotos vom Handy der Mutter vor

Kinder, die augenscheinlich zu ihrem Vater halten, obwohl der die Mutter laut Staatsanwaltschaft schwer verletzt und fast getötet hat: Das ist auch ein Aspekt der Familientragödie, die im August vergangenen Jahres ihren Ursprung hatte und nun vor dem Landgericht aufgearbeitet wird. Eine Tochter und ein Sohn des Angeklagten hatten zuvor bereits ausgesagt – und zwar eher für den Vater.

Die Tochter hatte dem Richter sogar Fotos vom Handy der Mutter vorgelegt, die deren Affäre mit einem Arbeitskollegen belegen sollen. Ein Verdacht in die Richtung war der Auslöser des Streits. Laut Anklage war die Geschädigte nach der körperlichen Auseinandersetzung aus der Kalker Wohnung geflohen. Der Ehemann war ihr danach mit dem Auto bis zu einer Anschrift in Sürth gefolgt.

Köln: Opfer erlitt mehrere Messerstiche in den Rücken

Am Tatort soll der Mann auf seine Ehefrau gewartet und sie unvermittelt mit zwei Messern angegriffen haben. Ein Anwohner eilte der Frau zur Hilfe und konnte den Angreifer mit einer Holzlatte vertreiben. Das Opfer erlitt mehrere Stiche in den Rücken, überlebte knapp. Während die Anklage von einem geplanten Mordversuch spricht, deutete Verteidiger Christiansen eine Spontantat im Affekt an.

Die Messer seien nicht extra mit zum Tatort genommen worden, sondern könnten zufällig im Auto gelegen haben, so offenbar die These des Anwalts. Dazu befragt, sagte der Sohn des Beschuldigten im Zeugenstand: „Wir haben die Messer mal mitgenommen, um etwas zu schneiden, das kann also sein.“ Eine Affekttat kann deutlich milder bestraft werden. Der Prozess wird fortgesetzt.

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