Kriminalitätsstatistik für 2023Jeder dritte Täter in Rhein-Erft hat keinen deutschen Pass

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In Pulheim wurde im 2023 ein 85-Jähriger in seinem Haus ermordet. Seit Dienstag müssen sich zwei Syrer dafür vor Gericht verantworten.

In Pulheim wurde im 2023 ein 85-Jähriger in seinem Haus ermordet. Seit Dienstag müssen sich zwei Syrer dafür vor Gericht verantworten.

Zahlen im Rhein-Erft-Kreis entsprechen dem Anstieg in NRW. Straftaten sind 2023 insgesamt zurückgegangen. 

Erstmals hatte  NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik im April 2023 für das Land Nordrhein-Westfalen die Zahlen der Tatverdächtigen bekanntgegeben, die keinen deutschen Pass haben. In den Landkreisen waren zu diesem Zeitpunkt die Präsentationen zur Kriminalstatistik allerdings schon erarbeitet – ohne die ausdrückliche Berücksichtigung der Kriminalitätszahlen von Menschen ohne deutschen Pass. Auf Anfrage dieser Redaktion hat die Polizei des Rhein-Erft-Kreises diese Zahlen nun zusammengetragen.

Insgesamt ist demnach auch zwischen Bedburg und Wesseling ein Anstieg der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. Der Anteil der ermittelten nichtdeutschen Tatverdächtigen lag 2023 bei etwa 33,04 Prozent.

Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen
Herbert Reul

Dies entspricht annähernd dem Wert in Nordrhein-Westfalen. 34,9 Prozent der Straftäter 2023 besaßen keinen deutschen Pass. Reul hatte bei der Bekanntgabe der Zahlen deutlich gemacht: „Nichtdeutsche sind deutlich überrepräsentiert. Und das bei fast allen Delikten. Heißt unweigerlich: Wir müssen über Ausländerkriminalität sprechen. Ich benenne lieber Dinge, wie sie sind, als dass ich sie aussitze.“

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Im Rhein-Erft-Kreis wurden 2023 insgesamt 4368 nichtdeutsche Tatverdächtige ermittelt. (2022: 4186). Möglich ist laut Polizeisprecher Roland Schmidt, dass ein Tatverdächtiger jedoch mehrfach in Erscheinung getreten sein könnte, oder aber mehrere Tatverdächtige eine oder mehrere Taten gemeinsam begangen haben.

Der Anstieg der ermittelten nichtdeutschen Straftäter ist in allen Altersgruppen erkennbar: 126 Tatverdächtige wurden 2023 in der Altersgruppe unter 14 Jahren ermittelt. (2022: 125) Bei den Jugendlichen im Alter zwischen 14 bis unter 18 Jahren wurden 2023 insgesamt 287 Tatverdächtige ermittelt (2022: 225).

275 Tatverdächtige zählte die Polizei 2023 bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis unter 21 Jahren. (2022: 237). Im Jahr 2023 konnte die Polizei 3680 erwachsene nichtdeutsche Straftäter ab 21 Jahren ermitteln. (2022: 3599).

Auch Menschen auf der Durchreise gehören zu nichtdeutschen Straftätern

Einfluss auf die Kriminalstatistik könne auch der Zuwachs der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit an der Gesamtbevölkerung haben, so der Behördensprecher. Den veröffentlichten Zahlen des statistischen Landesamts NRW zufolge wurde mit einem Anstieg um 11,5 Prozent bereits Ende 2022 mit 3,1 Millionen Menschen ein neuer Höchststand erreicht. (2021: 2,8 Millionen). Der Ausländer-Anteil an der Bevölkerung beträgt 15,6 Prozent.

In die Kriminalitätsstatistik geraten diese Menschen jedoch nur, wenn sie auch kriminell auffallen. Zu den nichtdeutschen Tatverdächtigen gehören auch Menschen auf der Durchreise, ebenso Touristen aber auch all jene Menschen die teils schon Jahre in NRW leben und arbeiten, bisher jedoch nicht die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben.

Staatsangehörigkeit spielt im Strafrecht keine Rolle

Den größten Anteil von Tatverdächtigen ohne deutschen Pass machen laut Polizei Rumänen vor Türken, Polen, Italienern, Syrern und Ukrainern aus. Auch dies deckt sich mit der NRW-weiten Entwicklung.

Die Staatsangehörigkeit spielt im deutschen Strafrecht keine Rolle. Eine mögliche Inhaftierung ist je nach Straftat nötig, wenn Fluchtgefahr gegeben ist – wenn die Tatverdächtigen in Deutschland keinen festen Wohnsitz, oder eine stabile Lebensstruktur aufweisen können. Das gilt für deutsche und ausländliche Tatverdächtige gleichermaßen. Allerdings gilt immer die Einzelfallüberprüfung, sagt der Polizeisprecher.

Insgesamt waren die Straftaten 2023 im Rhein-Erft-Kreis zurückgegangen

Rangführer bei den Straftaten nichtdeutscher Straftäter im Rhein-Erft-Kreis ist die gesamte Bandbreite der Körperverletzung vor Ladendiebstahl, Betrugsdelikten, Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Rauschgiftdelikten, beziehungsweise Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Insgesamt sank jedoch die Anzahl der erfassten Straftaten 2023 im Rhein-Erft-Kreis bei gleichzeitigem Anstieg der Aufklärungsquote um knapp fünf Prozent auf 52,08 Prozent. Die Aufklärungsquote lag damit erstmals wieder über der bisherigen 30-Jahre-Bestmarke von 2021 der Kreispolizeibehörde im Rhein-Erft-Kreis.

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