Ein Märchenschloss - wie verhext

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Ortstermin im Märchenschloss: In Leichlingen baut ein Düsseldorfer sein „Traumhaus“.

Antiker Palast und Schweinestall, Fachwerk-Romantik und Barock-Schlösschen, Sägewerk und Ritterburg - von allem etwas hat der Müllerhof, der seit nun schon 17 Jahren an der Wupper hinter der Ortschaft Ziegwebersberg seiner Vollendung entgegen geht. Ein architektonisches Durcheinander wie im Disneyland prägt das Mammutprojekt, dessen Baumeister dort seinen Lebenstraum verwirklicht: Der Düsseldorfer Schreinermeister Otto Kunze baut sich aus Türmchen, Tordurchfahrten, Säulen und wahren Wäldern aus Holz einen repräsentativen Bauernhof und Altersruhesitz. Der Leichlinger Bauausschuss unternahm jüngst eine Ortsbesichtigung auf der privaten Dauerbaustelle. Staunend wandelten die Politiker durch Hallen voller Eichenholz, Galerien, Gewölbe und Gärten. Die Kernfrage, wann er fertig werde, konnte der Bauherr nicht beantworten. Wie viel Geld er schon in seine Vision gesteckt hat? Er zähle es nicht mehr, winkte er zermürbt ab. So viel, dass er seinen Schreinereibetrieb auch mit 75 Jahren noch nicht aufgeben könne. 1987 gab es die ersten Bauvoranfragen. Seitdem wird langsam, aber mit einem enormen handwerklichen Aufwand an dem Gesamtkunstwerk gebastelt. Kunze: „Ich baue keine Blechhütten, die nach ein paar Jahren zusammenfallen!“ Zum Vorbild hat er sich traditionelle oberschlesische Gutshöfe seiner alten Heimat genommen. Das ihm vertraute Pfarrhaus seiner Geburtsstadt bei Ratibor lässt er im Hauptwohnhaus zur eigenen Freude wieder auferstehen. Ärger mit Umweltschützern, Behörden und Landwirtschaftskammer begleiteten das unmittelbar an ein Naturschutzgebiet gebaute Projekt von Anfang an. Es gilt trotz der prächtigen Ausführung als landwirtschaftlicher Betrieb und genießt den Status eines privilegierten Bauvorhabens im Außenbereich. Mit jedem neuen Trakt und jeder Bauantragsänderung wuchsen zwar die Zweifel, ob auf dieser Baustelle alles mit rechten Dingen zugehe. Aber die Stadtverwaltung bestätigte, dass es bei den regelmäßig vorgenommenen Kontrollen keinerlei Beanstandungen gegeben habe. Der bloße Verdacht mancher Kritiker, die argwöhnen, dass dort gar keine Gemüse- oder Tierzucht geplant werde, sondern am Ende eine exklusive Wohnresidenz im Grünen, sei deshalb kein Grund, dagegen einzuschreiten.

Otto Kunze selbst beteuert, dass er nichts anderes vorhabe, als endlich seinen Traumberuf Bauer auf dem Müllerhof auszuleben. Ob er Gemüse anbauen, Schweine oder Pferde züchten werde, müsse er flexibel entscheiden.

Momentan ist die Dauerbaustelle ins Stocken geraten. Das größte Problem: Die Kreisverwaltung verlangt eine neue Feuerwehrzufahrt mit Brücke über das feuchte Naturschutzgebiet - sonst darf der Hof nicht in Betrieb genommen werden.

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