Woodslach-FestivalRocker machte seiner Freundin auf der Bühnen einen Antrag

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Leverkusen – Auch Rocker können manchmal weich und sehr, sehr rührselig werden. Beim Woodslach-Festival in Hitdorf war es am Samstag um 18.30 Uhr soweit: Die Band Schönen Urlaub hatte gerade ihr Set auf der Bühne unterm Hof-Zelt zwischen Scheune und Garage beendet. Die Nachfolger von Windstärke 7 bauten ihre Instrumente und Verstärker auf.

Da griff sich ein Rocker namens Heiko das Mikrofon, verdrückte ein Tränchen – und machte seiner Tanja mit kräftiger aber doch hörbar aufgeregter Stimme einen Heiratsantrag. Tanja hörte das, schritt zur Bühne, begann zu weinen – und sagte: „Ja“. Applaus. Jubel. Das Woodslach hatte mal wieder gezeigt, warum es in der Stadt so bekannt und beliebt ist: Wer sich hier mit anderen trifft, um ein Wochenende lang zu rocken, der gehört automatisch zur Familie und wird ebenso automatisch in alle Familienangelegenheiten mit reingezogen. Sogar in bald-eheliche.

Und die Familie, die sich Jahr für Jahr im Hof des Hauses Voigtslach 5b am Stadtrand zu Langenfeld in Steinwurfweite zur A59 und diversen Kuhweiden trifft, wird immer größer.

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Tolle Atmosphäre

Christine Villach, die zum dreiköpfigen Organisations- und Helferteam des Festivals gehört und die Musik nach eigenen Worten „mitunter schrecklich“ findet und die laut lacht, wenn sie das zugibt, sprach von 700 bis 800 Besuchern, die sich mittlerweile im Laufe eines Wochenendes einfinden. „Mittlerweile“ bedeutet: Nach nunmehr sechs Jahren und sieben Ausgaben des Konzertreigens, der namentlich an die Straße Voigtslach sowie das legendäre Woodstock-Open-Air angelehnt ist. „Es ist einfach eine unglaublich tolle Atmosphäre. Alle ziehen mit – Team, Bands, Besucher. Und die Ideen, die jedes Mal hinzukommen, um das Festival noch besser und schöner zu machen, sind unglaublich!“

Zum Beispiel die Idee mit dem Ü-70-Sofa, das in diesem Jahr erstmals am Start war: In der Zeltmitte, direkt vor dem Sound- und Licht-Mischpult und nur ein paar Meter von der Bühne entfernt, stand es auf einem Podest.

Und jeder, der bereit war, zehn Euro oder mehr in die Spendenkasse für den guten Zweck – dieses Mal war das der Kinderschutzbund Leverkusen und Langenfeld – zu stecken, durfte eine halbe Stunde darauf sitzen. Oder die Idee mit den Versteigerungen: Mehrere der insgesamt acht über den Samstag und Sonntag verteilt auftretenden Bands aus der Region hatten signierte Instrumente zur Verfügung gestellt, um die jeder Besucher bieten konnte.

Dass ein solches Festival – aufgezogen durch Ehrenamt, Nachbarschaftshilfe, unbeugsamem Idealismus und mit viel Sinn für Originalität – nicht lange unentdeckt auch über die Stadtgrenzen hinaus bleibt, das zeigte sich unter anderem an Kerstin und Jojo, die darauf bestanden, nur Kerstin und Jojo zu sein, weil das mit den Vornamen eben zu einer großen Familie dazugehöre.

Weite Anreisen

Und an Frank Oehlerking. Kerstin und Jojo reisen seit mehreren Jahren aus Bremen zu jedem Woodslach an, weil sie das Festival von einem Freund kennen „und weil wir hier jedes Mal eine großartige Zeit unter lauter großartigen Musikfans und Rheinländern haben“, wie Jojo sagt.

Frank Oehlerking wiederum kommt aus Hessen und wagte es in diesem Jahr sogar, auf der Wiese vor dem Festivalgelände zu campen: Er war mit dem Wohnwagen inklusive Heizöfchen angereist und betonte umgeben von Abendkälte: „Da muss man durch. Gerade wenn es sich um das Woodslach handelt!“

Dass bei so viel Begeisterung und Spaß an der Freude am Sonntag als dem zweiten Konzerttag die Sonne sogar durchgehend blicken ließ, bewies: Es gibt einen Rock-Gott, der das Engagement für die gute Musik und den guten Zweck zu ehren und zu belohnen weiß. Friede, Freude, Eierkuchen und Rock: Fast wie damals in Woodstock.

Wie viel Geld sie im Rahmen des Festivals für den Kinderschutzbund eingenommen haben und wann sie das Geld übergeben wollen, das werden die Veranstalter des Woodslach im Laufe der kommenden Woche bekanntgeben. Alle Informationen dazu stehen auch im Internet.

www.woodslach.de

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