Deutsche WelleWeltrekord-Sprengung am Kölner Raderberggürtel droht zu scheitern

Lesezeit 3 Minuten
Das mit Asbest belastete ehemalige Funkhaus in Raderberg soll weg.

Das mit Asbest belastete ehemalige Funkhaus in Raderberg soll weg.

Köln – Die geplante Weltrekord-Sprengung des ehemaligen Deutsche-Welle-Hochhauses am Raderberggürtel kann möglicherweise noch scheitern. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, zeigt sich der benachbarte Deutschlandfunk (DLF) wenig begeistert von dieser Art des Abbruchs.

Die Verantwortlichen befürchten demnach, dass der Sendebetrieb durch die Sprengung beeinträchtigt werden könnte – dabei geht es vor allem um eventuelle Schäden durch Steinflug am DLF-Funkhaus und um die entstehende Staubbelastung.

Ein Teil der Nebengebäude wurde bereits abgerissen.

Ein Teil der Nebengebäude wurde bereits abgerissen.

„Wegen der geringen Entfernung von 35 Metern und dem früheren baulichen Zusammenhang, sind wir vom Rückbau in besonderer Weise betroffen“, sagte ein DLF-Sprecher auf Anfrage. Die Aufrechterhaltung des 24-stündigen Sendebetriebs und der Arbeitsfähigkeit habe höchste Priorität. „Unsere Vorbehalte gegenüber der bisher diskutierten Variante zum Abriss haben wir gegenüber den Investoren und der Stadt deutlich gemacht“, so der Sprecher.

Sprengung schneller als Abtragung

700 neue Wohnungen am Raderberggürtel

Auf dem 55 700 Quadratmeter großen Gelände am Raderberggürtel sollen 700 neue Wohnungen entstehen – bis zu zehn Prozent davon sollen Sozialwohnungen sein. Das Kooperative Baulandmodell, das einen Anteil von 30 Prozent geförderten Wohnungen vorschreibt, kam nicht zum Zuge, weil die Asbestsanierung und der Abriss dafür zu teuer sein sollen. (att)

Die Eigentümer des 138 Meter hohen Welle-Gebäudes, das aus einem Studio-, einem Büro- und einem Aufzugturm besteht, bevorzugen die Sprengung als schnellsten Weg, um auf dem Areal bauen zu können. „Es würde ein Jahr dauern, das Hochhaus mit Maschinen abzutragen“, sagte Sprecher Holger Römer. Dabei würden jeden Tag Staub und Lärm entstehen. Das bedeute für die Anwohner eine große Belastung. Im Fall einer Sprengung gehe es hingegen deutlich schneller.

Das 1974 gebaute Welle-Hochhaus wäre der neue Weltrekordhalter, falls in der Zwischenzeit nicht ein noch höheres Gebäude gesprengt wird. Bislang nimmt das J.L.-Hudson-Building in der US-Stadt Detroit mit 134 Metern den Platz des Spitzenreiters ein.

Der städtischen Bauaufsicht liegt seit April 2016 ein Antrag auf Erteilung einer Baugenehmigung für den Abbruch der drei Welle-Türme mittels einer Sprengung vor. „Neben dem bauaufsichtlichen Verfahren bedarf es für den Fall des Sprengabbruchs einer sogenannten Sprenganzeige“, sagt Rainer Straub vom Bauaufsichtsamt. Der Antrag muss dem städtischen Ordnungsamt vorgelegt werden, das bei der Prüfung die Bezirksregierung beteiligt.

Genehmigung steht noch aus

Für eine Sprengung des Welle-Hochhauses liegt bislang noch keine Genehmigung vor. Dem Vernehmen nach besteht durchaus die Möglichkeit, dass diese niemals stattfinden wird. Die Fragen nach Beeinträchtigung der Nachbarn und dem Umfang der Absperrungen wären, sind bei der Prüfung von großer Bedeutung.

Blick in das leere Foyer

Blick in das leere Foyer

Bislang heißt es, dass sich während der für das Frühjahr 2018 geplanten Sprengung niemand in einem Radius von 160 Metern um das Haus aufhalten darf. Es käme eine Technik zum Einsatz, bei der das Gebäude wie ein Zollstock zusammenklappen soll.

Dazu werden die Stahlstützen in den ersten drei Geschossen gesprengt, zeitversetzt folgen drei weitere Ebenen. Bevor die Türme abrissbereit sind, müssen zunächst die Stahlträger von dem krebserregenden Spritzasbest befreit werden, mit dem sie ummantelt sind. Die Arbeiten in hermetisch abgeschlossenen Bereichen laufen zurzeit.

KStA abonnieren