ErstwählerLandtagskandidaten diskutierten mit Schülern der Gesamtschule Paffrath

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Schüler fragen – Politiker antworten: Frederik Klär und Tim Heckmann mit den Landtagskandidaten Vera Werdes (SPD), Friedhelm Weiß (Grüne), Anita Rick-Blunck (FDP) und Holger Müller (CDU); mit Guido Wagner und Stephanie Peine von der Lokalredaktion Rhein-Berg (v. l.).

Schüler fragen – Politiker antworten: Frederik Klär und Tim Heckmann mit den Landtagskandidaten Vera Werdes (SPD), Friedhelm Weiß (Grüne), Anita Rick-Blunck (FDP) und Holger Müller (CDU); mit Guido Wagner und Stephanie Peine von der Lokalredaktion Rhein-Berg (v. l.).

Bergisch Gladbach – Eigentlich hätte Friedhelm Weiß, Landtagskandidat der Grünen, gar nicht im Saal der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) stehen dürfen. „Das Einfachste wäre, Schulen abzureißen und neue zu bauen, damit sie für das 21. Jahrhundert vorbereitet wären“, hatte der pensionierte Lehrer forsch in die Runde geworfen, die im 70er-Jahre-Betonbau über Themen des Landtagswahlkampfes diskutierte, vorrangig über Bildungspolitik und öffentliche Sicherheit.

Unter den Oberstufenschülern der IGP sind viele Erstwähler.

Unter den Oberstufenschülern der IGP sind viele Erstwähler.

Der Leistungskurs Sozialwissenschaften von Burkhard Müsken hatte die Kandidaten der derzeit im Landtag vertretenden Fraktionen, die im Wahlkreis 21 (Bergisch Gladbach/Rösrath) antreten, zur Podiumsdiskussion eingeladen. Zur Veranstaltung der Schule, die in Kooperation mit dieser Zeitung durchgeführt und von Redaktionsleiter Guido Wagner eingeleitet wurde, kamen Vera Werdes (SPD), Holger Müller (CDU), Friedhelm Weiß (Grüne) und Anita Rick-Blunck (FDP).

Die Politiker trafen auf ein interessiertes Publikum. Viele der Oberstufenschüler dürfen am 14. Mai erstmals ein Kreuzchen auf dem Wahlschein machen, oder genauer gesagt: zwei Kreuzchen. Denn bei der Landtagswahl hat jeder Wahlberechtigte zwei Stimmen. Zu den Erstwählern gehören Tim Heckmann, Frederik Klär, Tobias Lotze, Jonas Jacob und Nick Bacher, die die Veranstaltung vorbereitet hatten. Die waren gut präpariert – inhaltlich wie formal. Zu letzterem gehörte eine große Metallglocke, mit der das Ende der Redezeit eingeläutet werden konnte, die aber meist still blieb.

Für den guten Ton: Tobias Lotze verkabelt Vera Werdes vor dem Auftritt.

Für den guten Ton: Tobias Lotze verkabelt Vera Werdes vor dem Auftritt.

Welche Aufgaben hat die Schule heute, wie kann sie ihre Ziele erreichen, und sollte die auf acht Jahre verkürzte gymnasiale Schulzeit (G8) wieder um ein Jahr (G9) verlängert werden? Schüler und Eltern sollten wählen können, fand Vera Werdes. „Kinder sind unterschiedlich. Ich möchte, dass meine Kinder auch die Chance haben, G9 zu machen.“ „Alles, bloß nicht noch mehr Turbulenzen“, warnte Anita Rick-Blunck. Vor Jahren seien die Schulen mit G8 ins kalte Wasser geworfen worden. Jetzt, da es sich langsam eingespielt habe, solle man lieber die Lehrpläne entrümpeln, als das Rad zurückzudrehen. Dass die Lehrpläne nicht angepasst worden seien, warf Holger Müller Schulministerin Sylvia Löhrmann von den Grünen vor. „Man kann nicht jedes Jahr neu herumreformieren“, sagte deren Parteikollege Friedhelm Weiß. Eine Bilanz solle man erst nach zwei abgeschlossenen Schuljahrgängen ziehen.

Bildung hat viel mit Geld zu tun. Darin waren sich die Politiker einig. Ob beim Thema Frühförderung: „Ich bin für eine kostenfreie Bildung für alle – von der Kita bis zur Hochschule“ (Werdes), Inklusion: „NRW gibt pro Kopf in Deutschland am wenigsten für Bildung und für Inklusion aus“ (Rick-Blunck), oder der Digitalisierung: „Die Schulen von heute sind nur noch bedingt geeignet für die modernen Anforderungen“ (Weiß). „Hier vor Ort muss mehr Geld ankommen“, war das Fazit von Holger Müller. Doch ob man dafür stärker den Bund heranziehen sollte, wie von Werdes gefordert, war schon wieder strittig. „Wer Geld gibt, will mitreden“, sagte Weiß und verteidigte das Prinzip des Föderalismus. Ob das klassische dreigliedrige Schulsystem bereits mausetot oder doch noch quicklebendig ist, auch darüber gingen die Meinungen auseinander. Die Gesamtschule aber, das machten die Politiker deutlich, habe sich längst etabliert und vergrößere die Wahlmöglichkeiten. Die Gesamtschüler dürften es gern gehört haben – nicht nur kurz vor der Wahl. Für diesen Tag, so Guido Wagner, mache man sich am besten einen Knoten ins Taschentuch, denn von Beteiligung lebe Demokratie.

Wie hat Ihnen die Diskussion der Kandidaten gefallen?

Frederik Klär: „Die FDP-Kandidatin hat oft etwas zu lang, Holger Müller sehr konkret geantwortet. Überraschend fand ich einige Publikumsfragen. Es ist gut gelaufen, würde mir aber für mein Kreuzchen nicht reichen.“

Schulnoten:

  • Vera Werdes: 2-
  • Holger Müller: 2-
  • Friedhelm Weiß: 3+
  • Anita Rick-Blunck: 3

Janina Hollmann: „Vieles wurde angesprochen, aber Lösungen wurden kaum genannt, etwa für G8/G9. Frau Werdes war überzeugend, weil sie Beispiele aus dem Alltag brachte. In meiner Entscheidung bin ich bestärkt.“

Schulnoten

  • Vera Werdes: 2+
  • Holger Müller: 2
  • Friedhelm Weiß: 2
  • Anita Rick-Blunck: 3

Matthias Welzel: „Wie immer war zu wenig Zeit. Für mich war das Thema Bildung wichtig, und darauf sind sie eingegangen. Die Kandidaten persönlich zu erleben ist ganz anders, als nur das Wahlprogramm zu lesen.“

Schulnoten

  • Vera Werdes: 2+
  • Holger Müller: 2
  • Friedhelm Weiß: 1-
  • Anita Rick-Blunck: 3

Tim Heckmann: „Ich weiß von jedem jetzt, warum er meint, dass ich ihn wählen sollte. Oft sind die Parteien nah beieinander, und daher ist so eine Veranstaltung notwendig. Es hat mein Kreuzchen sicherer gemacht.“

Schulnoten

  • Vera Werdes: 2
  • Holger Müller: 2-
  • Friedhelm Weiß: 2+
  • Anita Rick-Blunck: 3
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