Auf dem Hügel stand einst eine Burg

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Eine der ersten Darstellungen von Motten ist auf dem berühmten "Teppich von Bayeux" aus dem 11. Jahrhundert zu sehen.

Eine der ersten Darstellungen von Motten ist auf dem berühmten "Teppich von Bayeux" aus dem 11. Jahrhundert zu sehen.

Odenthal - Motten oder deren Überreste gibt es bis heute viele. Gemeint sind nicht die Tierchen, sondern Burgenbauten, die zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert angelegt wurden. Berühmt ist der „Husterknupp“ bei Grevenbroich, zahlreiche andere befinden sich in England und Frankreich. Auch in Wiebershausen bei Odenthal existiert eine solche Motte. Sie ist heute ein eingetragenes und somit geschütztes Bodendenkmal.

„Motten sind kleine Niederungsburgen, die meist an Bach- oder Flussläufen angelegt wurden“, erklärt der Bodendenkmalpfleger Manfred Link aus Odenthal. Denn als Standort der Burgen wurde sumpfiges Gelände bevorzugt. Das Wort „Motte“ stamme vom lateinischen Wort „mota“ ab, so Link. Es bezeichne den Hügel, auf dem die Motten standen. Der Hügel wurde künstlich aufgeworfen, oben abgeflacht und zum Teil durch Hölzer abgestützt. Eine Palisade umschloss die kleine Anlage, in deren Mitte ein hölzerner Wohnturm stand. „Je nach Platzverhältnissen gab es noch kleinere Gebäude für das Gesinde sowie Stall und Vorratshaus“, erklärt Manfred Link.

Eine der ersten Darstellungen dieser Motten befindet sich auf dem berühmten „Teppich von Bayeux“ aus dem 11. Jahrhundert, der heute im Tapisserie-Museum der französischen Stadt aufbewahrt wird. Dessen Stickereien erzählen in bunten Bildern die Geschichte der Eroberung Englands im Jahr 1066.

Noch heute ein Sumpf

Die Reste der Motte Wiebershausen liegen im Scherfbachtal an der Straße von Odenthal nach Bechen: ein unscheinbarer ovaler Erdhügel im Wald, ungefähr 21 mal 25 Meter groß und nur einen bis anderthalb Meter hoch. Heute noch ist das Gelände rund um die Motte sumpfig und fast unzugänglich. 1994 ließ der Odenthaler Geologe Randolf Link eine Bodenuntersuchung mittels Geomagnetik durchführen. Sie ergab nach der Auswertung eine kleinere Struktur von ungefähr 16 mal 16 Metern gegenüber der genannten Gesamtgröße der Motte. Das könnte auf die innere Umfriedung hinweisen. Darin befindet sich wiederum eine weitere Struktur aus Steinen oder Fels - zehn mal fünf Meter groß. Das scheinen laut Bodendenkmalpfleger Manfred Link die tiefsten Fundamente des sonst hölzernen zentralen Bauwerks der Anlage zu sein, eventuell also die Fundamente des Turms.

„Nehmen wir das 11. Jahrhundert als Bau der Anlage an, deckt sich das mit der Zeit, als die salischen Könige dieses Land verdienten Getreuen zu Lehen gaben“, erklärt Link. Schon in dieser Zeit habe in Deutschland der Verfall der Zentralgewalt des Königs begonnen. Viele neue Burgen - so wurden oft auch befestigte Häuser aus Stein genannt - des kleinen und mittleren Adels wurden errichtet. „Aus solch kleinen Anfängen entwickelten sich größere Anlagen, Wasserburgen und viel später dann auch die großen Burgen, die bis heute spektakulär die früheren Machtverhältnisse anzeigen.“ Es sei also sicher anzunehmen, dass die kleine Motte in Wiebershausen nicht lange benutzt wurde - „da unten im nassen Tal, mit wenig Platz für Mensch und Tier“.

Tatsächlich gab es unweit davon, ein Stück bachaufwärts, eine geeignete Stelle. Dort konnte man größer, höher und damit auf trockenem Boden bauen - wenn auch weiterhin als Wasserburg von Wassergräben umschlossen: Das war das heutige „Amtmannscherf“, nachgewiesen als altes Rittergut. Es wird ebenfalls noch in dieser Serie vorgestellt.

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