Dauerhafte HeilungGute Chancen bei Lymphdrüsenkrebs

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Schauspieler Michael Lesch hat den Krebs besiegt. (BILD: DPA)

Schauspieler Michael Lesch hat den Krebs besiegt. (BILD: DPA)

KÖLNER STADT-ANZEIGER Professor Hallek, was sind maligne Lymphome?

MICHAEL HALLEK Maligne Lymphome sind bösartige Lymphknoten-Geschwülste des Lymphsystems. Wie bei anderen Krebsarten auch, entstehen Lymphome aus einer einzigen bösartig veränderten Zelle, die sich unkontrolliert vermehrt. Über die Lymph- und Blutgefäße können sich diese Lymphomzellen im gesamten Körper ausbreiten.

Gibt es verschiedene Arten von Lymphomen?

HALLEK Ja. Zunächst gibt es zwei Hauptgruppen: die Hodgkin- und die Non-Hodgkin-Lymphome. Letztere Gruppe wird wiederum in aggressive, schnell wachsende und indolente, langsam wachsende Lymphome unterteilt. Insgesamt gibt es 20 bis 30 verschiedene Unterformen der Lymphknoten-Krebse.

Wie unterscheiden sich die aggressiven von den indolenten Lymphomen?

HALLEK Der größte Unterschied liegt in der Heilung. Die aggressive Form wächst zwar schnell, kann aber geheilt werden. Die Chancen stehen hier bei 50 bis 60 Prozent. Die indolenten Lymphome sind dagegen nicht heilbar, wachsen aber langsa mer. Einige Patienten haben jahrelang auch keine Beschwerden. Bei Hodgkin-Lymphomen stehen die Chancen auf Heilung sogar bei 90 Prozent.

Welche Symptome zeigen sich?

HALLEK Typisch ist eine Schwellung der Lymphknoten - mit allgemeinem Schwächegefühl, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Fieber. Darüber hinaus verändern sich die Blutwerte und es setzt Juckreiz ein. Einige der Symptome treten auch bei einer Erkältung ein.

Muss man besorgt sein, wenn man die Symptome wahrnimmt?

HALLEK Nein, denn es handelt sich um unspezifische Symptome, die auch bei anderen Krankheiten auftreten können. Wenn sie beispielsweise einem Infekt zugeordnet werden können, sind sie harmlos.

Sollte man beim Auftreten von Symptomen sofort zum Arzt?

HALLEK Als Faustregel gelten zwei bis drei Wochen. Geht die Schwellung der Lymphknoten danach nicht zurück, sollte man zum Arzt und die Ursache abklären. Das gilt auch, wenn mehrere Beschwerden zusammen kommen.

Was sind die Ursachen von Lymphomen?

HALLEK Das konnte noch nicht vollständig geklärt werden. Fest steht aber, dass chronische Entzündungen die Entstehung der Erkrankung begünstigen. Ein Beispiel ist das Magen-Lymphom, das durch ein Bakterium ausgelöst wird. Es ruft auch Magengeschwüre hervor. Zudem können ein schwaches Immunsystem und genetische Veränderungen das Wachstum der Tumorzellen fördern.

Gibt es Risikofaktoren?

HALLEK Das größte Risiko ist das Alter, mit dem die Häufigkeit für ein Lymphom steigt. Das hängt mit dem Reparaturmechanismus der Körperzellen zusammen, der mit dem Alter nachlässt. Dadurch steigt die Chance, dass die Zellen etwa durch schädigende Stoffe verändert werden. Rauchen oder Alkoholkonsum spielen bei dieser Erkrankung keine wichtige Rolle.

Wie wird ein malignes Lymphom diagnostiziert?

HALLEK Erhärtet sich der Verdacht, dass der Patient an einem bösartigen Lymphom erkrankt ist, muss schnell das Krankheitsbild geklärt werden. Besonders die Bestimmung des Stadiums, das so genannte Staging, ist für die Therapie wichtig. Durch eine Blutuntersuchung sowie durch Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen kann die Erkrankung festgestellt werden. Üblich ist auch eine Gewebsdiagnose, die pathologisch untersucht wird.

Warum ist die Bestimmung des Stadiums so wichtig?

HALLEK Je nach Stadium therapiert der Arzt unterschiedlich. Prinzipiell wird jedes Lymphom anders behandelt: Im frühen Stadium erfolgt meist eine Bestrahlung und keine Chemotherapie. Dadurch ist die Behandlung insgesamt weniger intensiv. Ist die Erkrankung dagegen bereits fortgeschritten, erfolgen eine Chemotherapie und gegebenenfalls weitere Therapieformen.

Wie genau werden Lymphome behandelt?

HALLEK Bei langsam wachsenden Lymphomen und fehlenden Symptomen wird oft abgewartet. Hat der Patient keine Beschwerden, wird auch keine Therapie durchgeführt. Handelt es sich um ein aggressives Lymphom, erfolgt erst die Chemotherapie, kombiniert mit einer Antikörper-Therapie. Schlägt diese nicht an, kommt es zum Wechsel in der Therapie mit anderen Medikamenten oder in hoher Dosierung. Verläuft auch diese Behandlung negativ, erhält der Patient eine Stammzellentransplantation, bei der neben den Lymphomzellen auch das erkrankte Knochenmark durch eine hoch dosierte Chemo- oder Strahlentherapie zerstört wird. Anschließend wird gesundes Knochenmark durch eine Eigen- oder Fremdspende blutbildender Stammzellen wieder aufgebaut. Operieren kann man ein Lymphom selten. INTERVIEW: JUSTINE KOCUR

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