Der Quotenkölner setzt Akzente

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Energy Spieler Gregor Linke.

Energy Spieler Gregor Linke.

Der 24-Jährige, schon zu Regionalliga-Zeiten Spieler der Cologne 99ers, kommt regelmäßig zum Einsatz.

Köln - Gregor Linke kommt zu spät zum vereinbarten Treffpunkt in einem Kölner Café. Genau eine akademische Viertelstunde verstreicht, bis endlich ein ungewöhnlich großer junger Mann die Tür aufreißt und sich entschuldigt. Macht doch nichts, jetzt ist er ja da und legt auch gleich los mit dem Reden.

Eigentlich, so gibt er zu, war seine Karriere bisher eine Aneinanderreihung von Zufällen: Er war zehn Jahre alt, als ihm sein Tennistrainer ein großes Talent - im Tennis - attestierte und vorschlug, zum Ausgleich ein bisschen Basketball zu spielen. Und das war ein richtig guter Vorschlag wenn auch mit einem anderen Ausgang, als ihn der Trainer im Sinn gehabt hatte. 1987 wurde Gregor Mitglied der DJK Köln-Nord - geboren und aufgewachsen in Köln-Weiler lag das nahe. „Wir spielten damals in einer ganz kleinen Halle in der Osietzky-Straße. Die Halle war einfach Kult und wir waren richtig gut.“ Mit seinem Team wurde er wiederholt Meister, gewann Turniere und internationale Vergleiche, Gregor spielte in der in der Junioren-Nationalmannschaft. Für die kleine gelbe Filzkugel blieb da schon bald keine Zeit mehr. Basketball hat eben alle Vorzüge eines Mannschaftssports - und cooler als Tennis ist es ja sowieso. Basketball war längst zum Lebensinhalt für Linke geworden und wer große Ziele hat, im Basketball, der will auch in den USA spielen. Nachdem Talentsucher ihm „US-Tauglichkeit“ bescheinigt hatten, hielt er nach seinem Abitur 1997 drei Angebote von amerikanischen Colleges in der Hand. Auch aus akademischen Gründen entschied sich Linke für das Davidson-College in North Carolina. Geklappt hat es am Ende doch nicht, zum Verhängnis wurde ihm sein Video. Ohne sichtbare emotionale Regung erzählt er: „Zur Bewerbung gehörte ein Video über die eigene Spielweise. Und mir war damals nicht klar, wie viel Bedeutung die Amis dem beimessen. Ich hatte einfach einen Kumpel gefragt, ob er mich beim Spielen filmt und dieses Amateurvideo dann weggeschickt.“ Erst nach der Absage achtete er bewusster auf diese der Eigenwerbung dienenden Filmchen. Und stellte fest: „Die Amis, die hierher kommen haben immer ein perfektes Highlight-Video, auf dem sie aussehen, als seien sie Michael Jordan.“

Nachdem der College-Zug doch noch in letzter Minute ohne ihn abgefahren war, wechselte er statt dessen zum Zweitligisten Schwarz-Weiß Essen. Weil Essen aber ein schlechter Ersatz für North-Carolina ist und, wenn schon Deutschland, dann Köln die Stadt ist, in der er am liebsten - und am besten - spielt, hieß sein neuer Arbeitgeber nach nur einem Jahr Cologne 99ers. Hier wurde der 24-jährige Center zum Leistungsträger. Nebenbei blieb sogar noch ein bisschen Zeit für sein Studium (Produktionstechnik). Als sich dann die Übernahme der Bundesligalizenz abzeichnete und für viele seiner ehemaligen Kollegen allein aus Zeit- und Jobgründen die erste Liga nicht in Frage kam, legte Linke sein Studium vorerst auf Eis. „Als Cologne 99ers hatten wir immer ein bisschen das Image einer Thekenmannschaft. Aber wenn man den Sprung von der Regionalliga in die erste Liga wagt, muss man sich darauf einstellen“, sagt der 2.01-Meter-Mann.

Für Linke war früh klar, dass er sich nicht die Möglichkeit entgehen lassen würde für Köln in der ersten Liga zu spielen. Den Vorwurf doch bloß „Quotenkölner“ im hochklassig besetzten Team zu sein, lässt er nicht gelten: „Als Shooting-Guard liefer ich eine solide Leistung und ich habe schon gezeigt, dass ich auch hier Akzente setzen kann.“ In seinen Augen hängt ein Großteil der Kritik an dem gekauften Team schlichtweg mit Neid zusammen. „Wer den Pesic kennt, sollte wissen, dass man sich bei ihm nicht auf die faule Haut legen kann. Wir arbeiten hart.“ Bei diesem Satz fällt sein Blick auf die Uhr. Er muss sich beeilen, will er noch pünktlich zum Training kommen. Er weiß, dass er bei Pesic besser nicht zu spät kommen sollte. Nicht eine Minute - und erst recht keine akademische Viertelstunde.

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