KommunenAus Tagebau wird Freizeit-See: Ideen gesucht für Garzweiler

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Die Kirche von Keyenberg steht knapp 500m von der RWE Braunkohle Tagebau Garzweiler.

Die Kirche von Keyenberg steht knapp 500m von der RWE Braunkohle Tagebau Garzweiler.

Wo heute noch Braunkohlebagger schaufeln, könnten in mehreren Jahrzehnten Segelschiffe übers Wasser gleiten und Ausflügler auf Wellen schauen. Das wird noch dauern - aber die Ideenbörse ist eröffnet.

Wegen des vorgezogenen Ausstiegs aus der Braunkohle beginnen die in der Nähe gelegenen Städte im Rheinischen Revier mit der Zukunftsplanung. Vor allem die geplante Verwandlung der Förderlöcher in Freizeit-Seen beflügelt die Fantasie. In einer Online-Befragung will der Zweckverband Landfolge Garzweiler jetzt Ideen zur künftigen Nutzung des am gleichnamigen Tagebau entstehenden Sees erkunden. Bis zum 6. Mai können sich Interessierte beteiligen. Daraus werden Ideen für einen sogenannten Masterplan zur Entwicklung des Gebietes um den künftigen See abgeleitet.

Der Zweckverband entwickelt Projekte für die Zeit nach dem Tagebau und wird von den angrenzenden Kommunen Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen, Grevenbroich und Titz getragen. In dem Gebiet lebt fast eine halbe Million Menschen. An sie richtet sich die anonyme Befragung in erster Linie. Am 21. Mai sollen in Erkelenz öffentlich die Ideen und Rückmeldungen diskutiert werden.

„Nach dem Tagebau entstehen neue Landschaften“, sagte Volker Mielchen, der Geschäftsführer des Zweckverbands. Durch die drei großen Tagebauseen - neben Garzweiler sind das Hambach und Inden - werde das Rheinische Revier in den nächsten Jahrzehnten ein neues Gesicht bekommen. Für den künftigen See nach dem Tagebau Garzweiler könnten jetzt die Weichen gestellt werden.

In der Befragung geht es darum, was aus der Landschaft am See werden soll. Das könnten unter anderem Wohngebiet, Landwirtschaft, Freizeit, Sport, Energiegewinnung, Naturschutz und Tourismus sein. Erste Nutzungen sollen schon zehn Jahre nach dem Start der Seebefüllung möglich sein.

Nach den Angaben wird der zu planende Garzweiler See im endgültigen Zustand 160 Meter tief und mit einer Fläche von 2200 Hektar einer der größten Seen in NRW sein. Am Ostufer soll sich ein ehemaliges Tagebaugelände befinden, das aufgefüllt und rekultiviert wurde. Gegenüber liegen mehrere Dörfer, die vor dem Abriss bewahrt wurden.

Der in der Nähe liegende Hambach See, der aus dem gleichnamigen Tagebau entstehen wird, ist deutlich größer. Hier ist geplant, dass schon die Befüllung eine Attraktion für Besucher werden soll. Die Entstehung des Gewässers soll miterlebt werden können, etwa dort, wo das Wasser in die Seemulde fließt.

Der Garzweiler und der Hambacher See sollen jeweils mit Wasser aus dem Rhein befüllt werden. Rund 40 Jahre soll die Befüllung dauern. Die dafür notwendige Transportleitung muss aber noch entstehen. Im nächsten Jahr soll der Bau beginnen. Der Ausstieg aus der Kohleförderung ist für 2030 geplant. (dpa)

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