Ein Mörder mit seltener Kaltblütigkeit

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Der mutmassliche Serienmörder Marco M. versteckt sich im Landgericht in Limburg an der Lahn hinter einem Aktenordner.

Der mutmassliche Serienmörder Marco M. versteckt sich im Landgericht in Limburg an der Lahn hinter einem Aktenordner.

Limburg - Unendliches Leid habe er über die Familien der Opfer und über seine eigene Familie gebracht. Es sei ihm egal gewesen, wer seine Opfer waren, wie sie ausgesehen haben. Wesentlich sei gewesen, dass er einen Körper hatte, über den er verfügen konnte. Richterin Karin Walter fand am Montag in ihrer Urteilsbegründung deutliche Worte für die Taten des als „Brummi-Mörder“ bekannt gewordenen Lastwagenfahrers Marco M. (29) aus dem hessischen Haiger. Sie verurteilte ihn wegen dreifachen Mordes und einem Mordversuch zu einer lebenslangen Haftstrafe. Außerdem stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest und verhängte eine anschließende Sicherungsverwahrung für den 29-Jährigen. Dass könnte bedeuten, dass Marco M. den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen muss.

In der knapp 50-minütigen Begründung der Vorsitzenden Richterin am Landgericht Limburg, in dieser gerafften Zusammenfassung der vier Verbrechen, wurde ganz besonders deutlich, mit welcher Kaltblütigkeit Marco M. vorgegangen ist. Nachdem er im November 2003 die 32 Jahre alte Prostituierte Nicole U. aus Köln in seinem Lkw erwürgt, sich anschließend an ihr vergangen und die Leiche der Frau auf einem Autobahnparkplatz in Dormagen abgelegt hatte, fuhr er zu seiner damaligen Ehefrau ins Krankenhaus, um bei der Geburt seines Sohnes dabei zu sein.

Als er im November 2005 die 31-jährige Aneta B. in seinem Heimatort an einer Telefonzelle überwältigte, um sie in seiner Wohnung zu vergewaltigen und anschließend zu töten, erlaubte M. seinem Opfer vorher noch, sich am Bahnhof eine Fahrkarte zu kaufen. Die 18-jährige Schülerin Anna S. befand sich im Juli 2006 bereits in der Gewalt des 29-Jährigen, als sie auf ihrem Handy einen Anruf erhielt. Seelenruhig beendete Marco M. mit einem Knopfdruck der rechten Hand das Gespräch, während er dem Mädchen mit der anderen weiter die Kehle zudrückte.

Marco M., der unter anderem deshalb festgenommen werden konnte, weil sein viertes Opfer, eine weitere Prostituierte aus Köln, den Angriff überlebte und ihn identifizieren konnte, nahm das Urteil regungslos zur Kenntnis. „Er hatte mit diesem Ausgang gerechnet“, sagte sein Verteidiger Jochen Hentschel nach der Verhandlung. Trotzdem kündigte der Rechtsanwalt an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. „Wir werden prüfen, ob wir gegen das Urteil vorgehen können oder nicht.“ Hentschel hatte in seinem Plädoyer gefordert, seinen Mandanten in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen. Das Urteil entspricht der Forderung von Staatsanwalt Frank Späth. „Es ist die gerechte Strafe“, sagte er. So eindrucksvoll, wie es dem Schwurgericht gelungen war, Marco M. die vier grausamen Taten nachzuweisen, so wenig gelang es, die genauen Beweggründe des 29-Jährigen für seine Vergehen ans Licht zu bringen.

„Lieb“ zu Freundinnen

Der Angeklagte hat im Gerichtssaal so gut wie kein Wort gesagt. In seiner Vernehmung hatte er zu Protokoll gegeben, es „sei einfach über ihn gekommen“. Ein Gutachter hatte ihm bescheinigt, unter unauffälligen Bedingungen aufgewachsen zu sein. Auch seine sexuelle Entwicklung sei unauffällig verlaufen. Seine früheren Freundinnen schilderten ihn als lieb und freundlich. „Seine Beweggründe werden sein Geheimnis bleiben“, schloss die Richterin.

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