EisenbahnclubHeile, kleine Welt in Bodenheim

Lesezeit 2 Minuten
Nein, das ist nicht Gulliver in der Zwergenwelt, sondern ein begeisterter Eisenbahner inmitten der Miniaturwelt. (Bild: dino)

Nein, das ist nicht Gulliver in der Zwergenwelt, sondern ein begeisterter Eisenbahner inmitten der Miniaturwelt. (Bild: dino)

Bergisch Gladbach – In der Mülheimer Straße 180 hat sich städtebaulich in den vergangenen 25 Jahren Erstaunliches getan: Die Orte Bodenheim und Spitze entstanden und erhielten ein öffentliches Nahverkehrssystem, das sich jede Gemeinde nur wünschen kann. Bauherr ist der Eisenbahn-Club Bergisch Gladbach, der am Wochenende beim Tag der offenen Tür zur Ortsbesichtigung einlud. Im ersten Stock des Hauses sitzt Pascal (12) in einer erhöhten Ecke der weitläufigen Miniaturlandschaft an einem der „Bahnhöfe“ und hält sich einen Telefonhörer ans Ohr. „Ich krieg' einen Anruf, und dann weiß ich, welcher Zug kommt“, erklärt er. Fünf Sekunden später ist er im Bild: Der Zug der Ruhrkohle AG fährt ein auf Gleis 1 / 2. Die Anweisung kommt aus der „Steuerzentrale“ um die Ecke, in der Lämpchen blinken und alle Drähte zusammenlaufen. Wer hier sitzt, bestimmt wortwörtlich wo es langgeht. „Man nennt das vorbildgerechten Betrieb“, erklärt der Vereinsvorsitzende Ulrich Fassbender den interessierten Besuchern.

Verblüffend echt und lebendig wirken auch Dörfer und Landschaft, die die über 30 Eisenbahnliebhaber in jahrzehntelanger Arbeit geschaffen haben. Im idyllischen Dörfchen Bodenheim kuscheln sich die Fachwerkhäuschen aneinander. Eine Bewohnerin hängt gerade die Wäsche auf die Leine und vor der Kirche feiert eine Hochzeitsgesellschaft. Zweimal im Jahr öffnet der Verein sein Vereinshaus für die Öffentlichkeit und jedes Mal gibt es Neues zu sehen. „Vorher schieben wir schon mal Nachtschichten“, sagt Fassbender. Das Herzstück der Miniaturrealität liegt versteckt unter Dörfern und Wiesen. In einer „Tiefgarage“ mit vier Ebenen finden bis zu 40 Züge Platz, die von der Steuerzentrale aus auf die Schiene geschickt werden, damit die Zuschauer etwas zu sehen bekommen. Und weil es den Eisenbahnern Spaß macht. Für ihr Hobby ist ihnen keine Zeit zu lang und keine Perfektion zu vollkommen. Im Erdgeschoss des Hauses hat Gerhard Laußmann seinen Teil der Perfektion ausgestellt. Sein Zug fährt unter dem Nachbau eines Bogens der Kölner Südbrücke. Der ehemalige Architekt hat mit dem Zollstock die Maße der Profile auf der echten Brücke ausgemessen und sie im Maßstab 1:87 aus Messing nachgebaut. Den Rhein untendrunter hat er nicht vergessen und das Kunstharzwasser schlägt sogar Bugwellen vor den Frachtern. „1000 Stunden Arbeit und 1000 Mark Material“, sagt Laußmann und reut nichts.

KStA abonnieren