E-Bike oder PedelecDas müssen Sie beim Kauf beachten

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Alle wichtigen Kriterien für den Kauf: vom Motor über den Akku.

Das Radfahren mit technischer Unterstützung boomt ungebrochen: Im vergangenen Jahr wurden bundesweit rund 605.000 Elektroräder verkauft. Gegenüber 2010 hat sich die Absatzzahl mehr als verdreifacht. Mit der steigenden Nachfrage wächst auch die Modellvielfalt. Dies gilt insbesondere für Pedelecs, die mit 95 Prozent den Löwenanteil der in Deutschland verkauften Elektroräder ausmachen. Sie sind verkehrsrechtlich dem Fahrrad gleichgestellt und dürfen von jedermann ohne Anmeldung, Führerschein oder sonstige Formalitäten benutzt werden.

Infos

E-Bike oder Pedelec?

Der Oberbegriff „Elektrorad“ teilt sich in drei Kategorien auf: Pedelec, S-Pedelec und E-Bike. Das Pedelec ist dem Fahrrad rechtlich gleichgestellt: Nutzer benötigen weder ein Versicherungskennzeichen noch eine Zulassung. Es besteht keine Helmpflicht. Die maximale Leistung der Motoren liegt bei 250 Watt. Bei 25 Kilometern pro Stunde Geschwindigkeit ist Schluss – darüber hinaus unterstützen die Motoren den Fahrer nicht beim Treten.

Das S-Pedelec (schnelles Pedelec) gilt als Kleinkraftrad, muss also zugelassen sein und versichert werden. Fahrer benötigen mindestens einen Führerschein der Klasse AM und müssen einen Helm tragen. Die Motorunterstützung endet bei 
45 Stundenkilometern.

E-Bikes im eigentlichen Sinne sind mit Elektromofas zu vergleichen. Sie beschleunigen durch einen Drehgriff oder Schaltknopf, auch ohne dabei in die Pedale zu treten. Wer mehr als 20 Kilometer pro Stunde fahren möchte, muss strampeln. Eine Helmpflicht besteht nicht, allerdings ist zum E-Bike-Fahren ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis sowie mindestens ein Mofa-Führerschein erforderlich.

Tipps zum Kauf

Verschiedene Modelle testen Es empfiehlt sich, bei Probefahrten verschiedene Modelle auszuprobieren. „Im Fachhandel sollten Kunden nach dieser Möglichkeit fragen“, sagt Radwan Mahmoud, Verkaufsleiter bei Fahrrad XXL Feld in Sankt Augustin. Dort gibt es eine eigene Teststrecke für die Kunden. Wer regelmäßig mit Gepäck oder einem Anhänger fahre, sollte dies vorab testen. Auch das Gewicht des Rads spiele eine Rolle. Auf Komfort achten So genannte Tiefeinsteiger ermöglichen dank ihres niedrigen Rahmens ein komfortables Aufsteigen auf das Rad. Zum Regulieren des Unterstützungsgrades durch den Motor ist ein Drehmomentsensor wichtig. Zudem sollte das Display unter die Lupe genommen werden. Wichtige Kriterien sind laut Mahmoud eine leichte Bedien-barkeit, gute Lesbarkeit sowie die übersichtliche Anzeige aller relevanten Informationen für die Tour. Auge aufs Gesamtgewicht Viele Pedelecs sind nur bis zu einem Gesamtgewicht von 120 Kilogramm zugelassen. Dabei wiegt allein das Rad etwa 25 Kilogramm – bleiben also noch maximal 95 Kilogramm für Fahrer plus Ladung. Einige Hersteller bieten so genannte „Heavy Duty“ oder XXL-Räder an, die von 140 bis teilweise 200 Kilogramm Gesamtgewicht zugelassen sind.

Typentest: Die wichtigsten Fragen

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) bietet im Rahmen seiner E-Rad-Kaufberatung einen Typentest an, der Verbrauchern die Suche nach einem den individuellen Bedürfnissen entsprechenden E-Rad erleichtert.

Pedelec ist allerdings nicht gleich Pedelec: Die erste Frage, die sich vor der Anschaffung stellt, ist die nach dem Motortyp. Unterschieden wird zwischen Vorderrad- oder Hinterradnabenmotor sowie dem Mittelmotor. Je nach Modell variiert die Gewichtsverteilung. „Das Fahrverhalten der drei Antriebstypen ist sehr unterschiedlich“, sagt Rainer Hauck, Experte für E-Räder beim Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) in Berlin.

„Der Mittelmotor bietet das ausgewogenste Fahrgefühl. Er befindet sich zentral unter dem Körper und liefert die größte Stabilität. Allerdings sind Räder mit Mittelmotoren aufgrund des längeren Radstands weniger wendig.“ Im Vergleich zum Vorder- oder Hinterradantrieb reagiert der Mittelmotor direkt auf den Tritt in die Pedale.

Unterschiedliche Motortypen

Bezüglich der Brems- und Schaltsysteme unterscheiden sich die Motortypen ebenso. Eine Rücktrittbremse – insbesondere für ältere Nutzer häufig ein Entscheidungskriterium – kann nur mit Vorderradantrieb und mit einigen speziell dafür gebauten Mittelmotoren kombiniert werden. Einen Hinterradmotor gibt es nicht in Kombination mit Rücktritt. Auch eine Nabenschaltung kann bei diesem Typ nicht montiert werden.

Durch Kettenschaltungen mit mehreren Blättern wird das Fahrradheck schwer. Lastet zusätzlich Gepäck auf dem Träger, kann das Fahrverhalten schnell instabil werden. Diese Faktoren gilt es gegen den großen Vorteil des Hinterradmotors, seinen kräftigen Schub, abzuwägen.

Beim Frontantrieb können sowohl Ketten- als auch Nabenschaltungen eingebaut werden. Allerdings macht der Motor die Lenkung träge, zudem bricht das Rad auf nasser Straße oder am Berg schneller aus. Die flexibelsten Einsatzmöglichkeiten bei Brems- und Schaltsystemen bieten Mittelmotoren. Zudem überhitzen sie nicht so leicht wie Nabenmotoren. Allerdings ist das Getriebe deutlich lauter und sie verbrauchen im Schnitt mehr Strom.

Akku je nach Nutzung

Unterschiede in Preis und Leistung gibt es ebenso beim Akku. Entscheidende Faktoren sind die Kapazität und das Gewicht. „Man sollte sich vor dem Kauf überlegen, wie man das E-Rad nutzen möchte“, sagt Hauck. „Wer regelmäßig längere Touren plant, sollte einen leistungsstärkeren Akku wählen.“

Standard sind heutzutage Lithium-Ionen-Akkus, die je nach Antriebsart, Nutzung und Pflege zwischen 500 und 1.000 Mal voll aufgeladen werden können. Die Reichweiten variieren aktuellen Tests zufolge im Schnitt zwischen 40 und 150 Kilometer pro Ladung. Ein Kriterium ist zudem die Herstellergarantie, die derzeit meist zwischen einem halben Jahr und zwei Jahren liegt.

Gut gepflegte Akkus leben länger

Mit der richtigen Pflege lässt sich die Lebensdauer eines Akkus verlängern. „Wird das E-Fahrrad länger nicht benutzt, sollte der Akku ausgebaut sowie kühl und trocken gelagert werden“, sagt Hauck. Das Ladevolumen sollte nicht unter 40 Prozent sinken. Den Akku möglichst selten komplett entladen sowie nach jeder Fahrt wieder vollständig aufladen. Dabei unbedingt das Original-Ladegerät verwenden.

Das Reinigen der empfindlichen Kontakte sollte von einem Fachmann übernommen werden. Beim Transportieren mit dem Auto empfiehlt Hauck, den Akku auszubauen: „Dabei müssen aber die Kontakte mittels Folie oder Ähnlichem vor Spritzwasser oder Salz geschützt werden.“

Nicht jeder Fahrradträger eignet sich im Übrigen für den E-Rad-Transport. „Ein Pedelec wiegt etwa 25 Kilogramm. Am geeignetsten sind Fahrradträger für die Anhängerkupplung.“ Für die meisten Dach- oder Heckträger seien E-Räder zu schwer und zu unhandlich.

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