Tischtennis-InterviewWas macht Tischtennis so besonders?

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Weshalb erfreut sich Draußen-Tischtennis gerade so großer Beliebtheit?

Ich glaube, dass der Trend zurzeit dahin geht, bei Freizeitaktivitäten den Druck etwas herauszunehmen. Die Leute sind durch die Schule, den Beruf oder das Studium schon so sehr gestresst, dass sie in der Freizeit eher Spaß haben wollen, als sich Leistungsdruck auszusetzen. Ein bisschen um die Platte (im Fachjargon „Tisch“) zu rennen ist da deutlich entspannter.

Tischtennis wird ja auch gerne unterschätzt. Was macht das Spiel so besonders?

Naja, viele denken, weil man erstmal nicht schwitzt und sich nicht so viel bewegen muss, ist Tischtennis nicht so anstrengend. Wer aber Tischtennis auf Wettkampf-Niveau betreiben will, muss drei- bis viermal in der Woche trainieren. Dazu kommt, dass man viel vorausahnen muss, je schneller das Spiel wird. Das heißt, ich kann nicht einfach den Ball rüberspielen und mal abwarten, was der Gegner daraus macht, sondern muss auch taktieren. Dies macht es auch für den Breitensport oder den Reha-Bereich interessant. Die Belastung ist beim Tischtennis moderat, man kann sich eigentlich nicht verletzen und es fördert die Konzentration.

Was schult Tischtennis?

Allen voran die koordinativen Fähigkeiten. Dazu gehört es, die Schläge richtig zu differenzieren, sich zu orientieren und auch schnell zu reagieren. Der Tischtennisball dreht sich schneller als etwa beim Tennis. Eben weil er so klein ist. Der Trick ist ja, den Ball mit Schnitt anzuspielen, ihm eine Rotation zu verleihen, so dass er für den Gegner schwer zu parieren ist. Genau das lernt man. Draußen an der Platte oder im Profi-Bereich merkt man schnell, dass Tischtennis auch mental sehr anspruchsvoll ist. Man ist ja sehr nah dran an seinem Gegner. Der Tisch ist nur 2,74 Meter lang. Da bekommt man jede Gefühlsregung mit. Das Schöne ist: Wer aus Spaß im Park spielt, kann sich dabei dann auch noch ohne Anstrengung unterhalten. Das ist beim Tennis schon schwieriger.

Sie bilden Studenten aus, die später Sportlehrer werden. Gehört Tischtennis in den Schulsport?

Eine Rückschlagsportart ist im Lehrplan der Schulen vorgesehen. Meist lassen die Sportlehrer aber Volleyball oder Badminton spielen, weil es einfacher zu organisieren und die Ausrüstung vorhanden ist. Beim Tischtennis ist die Schwierigkeit, dass man oft nicht für alle Schüler und Schülerinnen Tische und Schläger hat, um sie gleichzeitig zu beschäftigen. Ich zeige den Studenten in meinen Kursen, wie man auch in einem Hallendrittel und mit wenigen Tischen auskommen kann. Es gibt spannende Spielformen, Rotationsparkours, Wechselmethoden oder Handicap-Spiele, mit denen man trotzdem viel spielt und dabei die Technik lernt.

Wie wichtig ist die Technik?

Anders als in der Leichtathletik oder beim Turnen gibt es nicht die eine idealtypische Technik. Man sollte den Schläger schon halbwegs ordentlich halten, damit man jeden Schlag ausführen kann. Manchmal sind exotische, teilweise selbst angeeignete Techniken sogar besser, weil niemand damit rechnet. Das ist ja auch der Reiz beim Tischtennis. Jeder kann es machen, auch wenn es manchmal eher nach Pingpong aussieht.

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