Kunst des KandierensWie lassen sich Früchte, wie die Ananas, zuckersüß zubereiten?

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Kandieren

Zum Kandieren eignen sich alle möglichen Früchte - wie hier die Ananas.

Zuckersüß und selbst gemacht: Das Zubereiten von kandierten Früchten ist gar nicht so schwierig. Man braucht dazu nur ein bisschen Zeit und eine ordentliche Portion Geduld. Dann schmecken kandierte Früchte auf Kuchen, in Desserts, Müsli, Joghurt oder pur. Kandierte Früchte sind auch als Dekoration ein Patisserie-Klassiker. Und während Backen oder Kochen ziemlich anspruchsvoll sein kann, ist Kandieren eigentlich kinderleicht.

Im Prinzip lassen sich alle Früchte kandieren: von Kiwi, Papaya, Mango über Quitte, Apfel, Birne, Pflaume bis hin zu Ananas, Erdbeeren oder Kirschen. Allerdings: „Je höher der Wassergehalt in der Frucht ist, desto schwieriger wird es“, sagt Kerstin Spehr, Inhaberin der Pralinenschule in München und Mitautorin des Buches „Süßigkeiten selbst gemacht“ (GU).

Aus ihrer Sicht eignen sich am besten Zitrusfrüchte oder deren Schale. „Und kandierter Spargel. Das schmeckt super.“ Sterne-koch Alfons Schubeck denkt beim Kandieren unkonventionell: „Auch Besonderheiten wie grüne Mandeln und Nüsse sowie Ingwer, Rosen- und Veilchenblüten können durch Kandieren veredelt werden.“ Immer gilt: Das verwendete Obst oder Gemüse muss absolut frisch und makellos sein.

Was beim Kandieren passiert

Der Zuckergehalt in der Frucht wird auf mindestens 70 Prozent erhöht, der Wassergehalt gleichzeitig entsprechend heruntergesetzt. Durch Osmose wird die Zellflüssigkeit der Früchte durch Zuckerlösung ersetzt.

Was man braucht

Man braucht einen Kochtopf, eine Schüssel und am besten ein Gitter, das in die Schüssel hineinpasst. Dieses dient später als Hilfsmittel, um die Früchte, die in der Schüssel liegen, unter dem Sirupspiegel zu halten. „Um das Ganze zu perfektionieren, kann auch eine Zuckerwaage und ein Refraktometer benutzt werden“, sagt Spehr. Ein Refraktometer ist ein Messgerät zur Bestimmung des Zuckergehaltes. Die Zuckerwaage sieht aus wie ein altes Fieberthermometer. Damit kann die Dichte der Zuckerlösung gemessen werden. Auf diese beiden Spezialgeräte kann man aber auch verzichten.

Vorbereitung, Kandieren, Schwierigkeiten und Haltbarkeit

Die Vorbereitung

Die schadlosen Früchte werden gesäubert, entstielt, geschält, entkernt und in Stücke geschnitten. An der dicksten Stelle sollten sie nicht mehr als 1,5 Zentimeter Durchmesser haben. „Je dünner die Scheiben, desto schneller der Arbeitsschritt“, sagt Spehr. Wird die Außenhaut mitverarbeitet, müssen die Früchte mit einer kleinen Nadel eingestichelt und blanchiert werden. Blanchieren heißt, dass die Früchte kurz ins heiße Wasser gelegt werden.

Dadurch werden die Zellwände aufgelockert, die Zuckerflüssigkeit kann in die Fruchtstücke ein- und das Wasser austreten. Anschließend werden die Fruchtstücke ganz kurz mit Eiswasser abgeschreckt und zum Abtropfen in ein Sieb gelegt.

Kandieren mit Äpfeln

Das Kandieren von Äpfeln – mit viel Geduld und Spaß an der Arbeit, ist es gar nicht so schwierig.

Das Kandieren

Jetzt fängt das eigentliche Kandieren an: Das Wasser wird mit normalem Haushaltszucker im Verhältnis 1:1 aufgekocht, bis ein zähflüssiger Sirup entsteht. Diesen lässt man etwas abkühlen und gießt ihn anschließend über die vorbereiteten Fruchtstücke. „Die Früchte müssen immer vollständig mit dem Sirup bedeckt sein, damit der Zucker eindringen kann“, sagt Spehr. Dabei kann man, wenn man mag, ein Gitter auf die Früchte legen, damit sie unter dem Spiegel bleiben. Am nächsten Tag wird der Sirup abgegossen, etwas eingekocht und erneut über die Früchte gegossen. Dieser Vorgang wird mehrere Tage nacheinander wiederholt.

Was am Kandieren schwierig ist

„Kniffelig wird es erst, wenn der Zuckersirup deutlich dichter wird“, erklärt Alfons Schubeck. Dann sei darauf zu achten, dass der Zucker nicht auskristallisiert, damit die Früchte nicht hart werden. Um das zu vermeiden, müsse man sehr sauber arbeiten. Alle Hilfsmittel sollten deshalb immer wieder gründlich gereinigt werden. Außerdem ist viel Geduld gefragt. „Je nach Fruchtgröße kann der Vorgang beispielsweise bei einer Birne zehn bis zwölf Tage dauern“, so Schubeck. Bei Kirschen oder Erdbeeren geht es etwas schneller. „Die Früchte müssen immer wieder stehen. Wer hier zu schnell arbeitet, erreicht damit nichts“, warnen die Experten.

Die Haltbarkeit

Der Zuckergehalt der fertigen kandierten Früchte lässt sich ohne Refraktometer und Zuckerwaage nicht punktgenau bestimmen. Davon ist aber die Haltbarkeit abhängig. Deshalb sollten selbst gemachte kandierte Früchte, die ohne diese Geräte hergestellt wurden, innerhalb einer Woche gegessen werden. (dpa)

Die kandierte Ananas

Schnell geht es nicht gerade, aber der Aufwand lohnt sich: Wer Ananas selbst kandieren möchte, braucht außer der Frucht nur viel Zucker und etwas Salz. Nach 14 Tagen kann dann das erste gezuckerte Obststück probiert werden. Zubereitungszeit: 90 Minuten, Kandieren: ca. 14 Tage, Haltbarkeit 1 bis 4 Wochen

Kunst des Kandierens

Durch das Blanchieren werden die Zellwände der Früchte - wie hier Ananasringe - aufgelockert. Der Sirup kann dann beim Kandieren besser ein-, das Wasser besser austreten.

Zutaten für 800 g

  • 1 Ananas,
  • Salz,
  • 1,8 kg Zucker

Zubereitung Die Ananas sorgfältig schälen, die braunen „Augen“ entfernen. Ananas in 1 cm dünne Scheiben schneiden. Den harten Strunk aus der Mitte der Scheiben herausschneiden oder ausstechen. Ca. 500 g Ananasscheiben abwiegen.

In einem großen Topf leicht gesalzenes Wasser aufkochen. Die Ananasscheiben darin portionsweise jeweils knapp 1 Minute blanchieren und in Eiswasser abschrecken, abtropfen lassen.

1 kg Zucker mit 600 g Wasser in einem großen Topf aufkochen. Die blanchierten Ananasscheiben in den heißen Sirup legen und zugedeckt 24 Stunden ziehen lassen. Die Fruchtscheiben dabei mit einem Gitter oder Pergamentpapier abdecken, damit sie nicht an die Oberfläche steigen.

Am nächsten Tag die Ananasscheiben aus dem Sirup nehmen, abtropfen lassen und in einen anderen Topf geben. Den Sirup mit weiteren 100 g Zucker aufkochen und über die Ananasscheiben gießen. Wieder 24 Stunden zugedeckt stehen lassen. Diesen Vorgang noch viermal wiederholen.

Am sechsten Tag den mit 100 g Zucker angereicherten aufgekochten Sirup über die Früchte gießen und zwei Tage stehen lassen. Diesen Vorgang am achten Tag wiederholen.

Am zehnten Tag den Sirup mit weiteren 100 g Zucker aufkochen, über die abgetropften Ananasscheiben gießen und das Ganze vier Tage stehen lassen. Danach die Früchte aus dem Sirup nehmen und abtropfen lassen. Die Ananasscheiben zum Trocknen entweder offen ein bis zwei Tage liegen lassen oder im 50 Grad heißen Backofen (Umluft) ein bis zwei Stunden trocknen lassen. Zum Aufbewahren in ein gut schließendes Gefäß geben und zwischendurch kontrollieren.

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