Pure White Food Club in KölnDer Hummer ist der Hammer

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Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

Köln – Club nennt sich dieses neue Restaurant, weil Koch Cristiano Rienzner samstagabends als DJ auflegt. Neben der Musik sind auch Polstermöbel und Deckenleuchter (aus russischen Flugzeugteilen) von ihm, die im Gesamten aber kein Interieur aus einem Guss ergeben – im Gegensatz zu Rienzners Speisen. Man sitzt hier bequemer, es ist weniger heiß und rauchig als im nur ein paar Meter entfernten „Pure White Food“.

Ähnliche Gerichte, aber neue Kombinationen

Im Unterschied zu dort gibt es einen Gruß aus der Küche in Form von Wagyu- und Steinbutt-Preziosen, die man mit der Hand essen soll. Wie gut, dass eine Serviette in Form eines gelben Geschirrtuchs bereit liegt. Insgesamt sind die Speisen weniger „pure“, dafür kreativer und spannender als im Haupthaus. Klassiker wie die Sea Food Platter gibt es aber auch hier, und viele Produkte, für die das Stammhaus sich einen Namen gemacht hat – aber eben in neuen Kombinationen. Noch sind die Ansätze der Restaurants aber recht nah beieinander, weitere Differenzierung würde beiden zu einer stärkeren Daseinsberechtigung verhelfen. Der neu ins Team gekommene Sushi-Fachmann könnte dabei helfen.

Im Gegensatz zum nahegelegenen „Pure White Food“ sind die Speisen hier weniger „pure“, dafür aber genauso lecker. Zusätzlich gibt es samstagabends DJ-Musik.

Im Gegensatz zum nahegelegenen „Pure White Food“ sind die Speisen hier weniger „pure“, dafür aber genauso lecker. Zusätzlich gibt es samstagabends DJ-Musik.

Handgetauchte Jakobsmuscheln und Hummersuppe

Jakobsmuscheln aus dem Fjord /

Mayonnaise von weißer Schokolade /

Kirsche / Grapefruit // 19 Euro

Lobster-Soup // 22 Euro

„Black Forest“ Gegrilltes Jack-O’Shea-

Filet / Sauce béarnaise // 36,50 Euro

„Au Backe“ Geschmorte Wagyu-Bäckchen von der Morgan-Ranch nach Szechuan-Art / grüner Spargel // 39 Euro

„Sweet Ocean“ Himbeer-Schoko-Koralle // 9 Euro

Home made Vanille-Eis / Kirschen

// 15 Euro

Ein Gericht zeigt, wohin der Weg führen kann: Die handgetauchten Jakobsmuscheln. Die Qualität ist exemplarisch, sie sind dünn aufgeschnitten, aber nicht zu dünn, haben wunderbaren Biss, dazu ganz wenig Weiße-Schokolade-Mayonnaise, Basilikum und enorm intensiv, aber punktgenau gesetzte Schärfeakzente sowie einem Frucht-Säure-Spiel, das wie die Grundierung eines Gemäldes wirkt. Danach sieht man die oftmals öden, übergarten Jakobsmuscheln mit anderen Augen.

Auch die Hummersuppe ist Grund allein herzukommen. Sie besteht aus Hummer. Punkt. Das ist pur. Und intensiv. Und gerade in seiner Schlichtheit beeindruckend, der gegrillte Hummer darin zudem ungemein saftig. Den Vogel schießt Rienzner auch mit den pfiffigen Schokokorallen ab, die mit Himbeerpulver bestreut sind und strahlend rot auf einem großen Stein serviert werden.

Außen pfui, innen hui

Teuer ist es hier ohne Frage, preislich liegt man auf Sterneniveau, selbst ein günstiges Menü wird leider nicht angeboten. Und wer es lieber leise hat, der ist hier ebenfalls fehl am Platze, denn die hippe, sehr gemischte Musik ist einen kleinen Tacken weiter aufgedreht als anderswo. Von außen sieht der Club übrigens extrem uncool aus – wie eine Kneipe nämlich. Außen pfui, innen hui – so rum ist es mir allemal lieber. Rienzner sagt, er sei jetzt mehr hier als im Stammhaus, zukünftig teilt er sich dann auf – er hat es ja nicht weit. Und wir haben ab jetzt die Qual der Wahl. Pure White Food Club Brabanter Straße 48 50672 Köln 0221/96026556 & 0178/6697667 geöffnet Di-Sa 18-0 Uhr

pure-white-food.de

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Pure White Restaurant

Nettes Ambiente im Pure White Restaurant

Nettes Ambiente im Pure White Restaurant

Der Rauch steigt aus der kleinen, offenen Küche in dichten Schwaden an die hohe Decke und mein Essen schaut mich an. Passiert beides nicht so oft, im „Pure White“ ist es keine Seltenheit. Der Rauch stammt aus dem Josper-Ofen, ein kultiger Grill aus Spanien, der auch im „Noma“ steht (das kürzlich wieder zum besten Restaurant der Welt gewählt wurde), bis auf 800 Grad geheizt werden kann und hier unter anderem mit südafrikanischer Akazien-Holzkohle befüllt wird – die genaue Zusammensetzung des Kohlegemischs bleibt Hausgeheimnis. Das Essen, das mich anschaut, sind Langustinos von der Nordmeer-Insel Frøya. Eine Bedienung zeigt sie mir auf einem Tablett, sie bewegen ihre Scheren. Zweimal die Woche wird frische norwegische Seafood-Ware vom Kölner Flughafen abgeholt.

2-Gang-Lunch / Italienischer Spargelsalat mit kurzgebratenem Thunfisch / Holzkohle-Öl und Lychee / Querrippe vom Wagyu vom Grill / gebratenes Gemüse und Szechuan-Power // 16 Euro

Handgetauchte Jacobsmuscheln aus dem Fjord / Mayo aus weißer Schokolade / Kirsche / Grapefruit // 18 Euro

Gegrillte Langustinos aus Froya / Salat / Aioli / 300 Gramm // 29 Euro

Black Angus dry aged „Jack O’ Shea Ribeye“ / Salat / Aioli / 200 Gramm // 29,50 Euro

Crème Anglais vom Ingwer / Lychee-Sorbet / Ananas // 9 Euro

Beim „Pure White“ geht es um extreme Frische. Der Geschmack ist später unglaublich fein mit leichtem, purem Meeresaroma. Allein dieser Gang ist Grund genug, in das kleine Restaurant im Belgischen Viertel zu kommen. Ebenso der aus Berlin stammende Küchenchef Cristiano Rienzner, der unter anderem zwei Jahre in China und eine Zeit lang bei Koch-Legende Ferran Adrià zubrachte. Er hat sich Top-Zutaten und schlichter Zubereitung verschrieben, manchmal mit genialem Kniff. Ärgerlich: Es steht kein vegetarisches Gericht auf der Karte.

Starke Grillaromen

Rienzner kocht sehr maskulin, mit (ganz selten zu) viel Hitze. Die Grillaromen sind enorm stark, beim innen herrlich saftigen Wagyu passen sie, beim Thunfisch übertönen sie den Eigengeschmack. Auch Salz und Essig sind zum Teil extrem präsent. Dass er es auch subtiler kann, zeigt er bei den handgetauchten Jakobsmuscheln, die er dünn geschnitten mit Kirsche und Grapefruit kombiniert oder der Crème Anglais vom Ingwer mit perfekt harmonierendem Lychee-Sorbet und den Kick gebenden Geleewürfeln von Fishermans Friend Kirsch, einem Prototyp-Gericht aus seiner Zeit bei Adrià.

Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

Cristiano Rienzner von "Pure White Food".

„Foodporn“ steht auf der schlichten Karte des „Pure White“. Zwar sind die meisten Teller auf den blanken Holztischen unspektakulär angerichtet, doch was darauf liegt, lässt die Herzen von Foodies höher schlagen – unter anderem Dry Aged Beef vom Hoflieferanten Queen Elizabeths. Der Service ist nett und schnell, es gibt 30 Flaschenweine und sieben offene, der Weiser-Künstler Riesling und der rote Zio Porco Blend sind eine sichere Bank. Dank Details wie dem Plüscheinhornkopf als Jagdtrophäe an der Wand wirkt das Restaurant nicht modernistisch-kühl sondern – obwohl erst wenige Wochen offen – sympathisch eingelebt. Das „Pure White“ kann ein „Sechs von Sechs Punkte“-Bistro werden. Eine extrem erfreuliche Ergänzung der Kölner Gastro-Szene ist es jetzt schon. Der Lunch ist preislich einfach der Wahnsinn. Und das Seafood spektakulär.

Fazit: Hochbegabter Koch, grandiose Zutaten, außergewöhnlicher Grill. Hot Spot für Foodies!

Da läuft das Wasser im Mund zusammen

Da läuft das Wasser im Mund zusammen

Antwerpener Straße 5, 50672 Köln, 0221/29436507 Mo-Fr 12-15 +18-0 Uhr, Sa 18-0 Uhr, So geschlossen www.pure-white-food.de

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