Gut bürgerliche KücheAuf den Punkt gegart im „Chateaubriand“

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Erhard Lüdecke will es noch einmal wissen. Mit seiner Frau Fisun Küccük eröffnete Kölns bekannter Gastronom ein Lokal.

Erhard Lüdecke will es noch einmal wissen. Mit seiner Frau Fisun Küccük eröffnete Kölns bekannter Gastronom ein Lokal.

Köln – Unternehmensgründer mit 65 finden sich nicht viele, im Knochenjob Küchenchef erst Recht. Doch Köln hat nun einen, und er ist kein Unbekannter: Erhard Lüdecke, der einst im „Charrue d’Or“ für Udo Jürgens, Inge Meysel oder Walter Scheel kochte und dann für die Gäste im Decksteiner Tennisclub. Geschäftsführerin des neuen Restaurants ist seine Frau Fisun Küccük.

Das „Chateaubriand“ ist eine Zeitreise, gute 20, 30 Jahre zurück geht es in dem kleinen schlauchförmigen Gastraum, der Gutbürgerlichkeit atmet. Die Fenster sind vergittert, im Keller eine Kegelbahn, aus den Boxen dudelt Musik. Das Essen fügt sich nahtlos ein, von der Auswahl an Gerichten (unter anderem Filetspieß, Hechtschaumklößchen, Rinderragout) über das Anrichten (schmucklos ist untertrieben), bis zum Geschmack.

Letzteres ist nicht als Kritik zu verstehen: Lüdecke ist ein Koch, der sein Handwerk beherrscht und Respekt vor guten Produkten hat. Das merkt man zum Beispiel an den guten Salzkartoffeln, und natürlich ist bei ihm jedes Stück Fleisch auf den Punkt gegart.

Lauwarmer Tafelspitz in Vinaigrette mit Salat // 12,50 Euro

Bretonische Fischsuppe // 12,50 Euro

Chateaubriand, Sauce béarnaise, frisches Gemüse, Kartoffel nach Wahl // für 2-3 Personen, 85 Euro

Perlhuhnbrust scharf mit Curry // 15,50 Euro

Minutensteaks vom Weideochsenfilet mit grünem Pfeffer // 26 Euro

Sorbet von der Passionsfrucht // 6,50 Euro

Fischsuppe ohne Finesse und scharfes Curry

Der lauwarme Tafelspitz schmeckt betont sauer und salzig, der Beilagen-Salat enttäuscht. Die bretonische Fischsuppe bietet viel Einlage, aber kaum Finesse. Die Perlhuhnbrust ist herrlich scharf mit Curry gewürzt und wunderbar saftig. Wie aus dem Bilderbuch: die Minutensteaks vom Weideochsenfilet mit grünem Pfeffer – allerdings sind sie für den hohen Preis viel zu klein. Und dass Perlhuhnbrust und Steaks die gleichen Beilagen haben, zeugt nicht von kongenialen Begleitern.

Als Dessert gibt es einzig ein eindimensionales und zu hartes Sorbet von der Passionsfrucht – das ist zu wenig an Angebot. Wie auch das Weinsortiment mit nur vier Weinen, größtenteils ohne Jahrgangsangabe, Ausbau nötig hätte.

Nebraska Beef gut zubereitet

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist das namensgebende Chateaubriand vom Nebraska Beef. Beim aktuellen Grill-Hype wird häufig vergessen, wie gut dieser Klassiker ist – und Lüdecke weiß, ihn zuzubereiten. Der freundliche Service agiert nicht ganz so souverän wie er, das Gesamtbild braucht noch Nachbesserung: Die einseitige eingeschweißte Speisekarte versprüht Imbiss-Charme, mal fehlt eine Gabel, auf den Toiletten die Seife, die Tischdecke ist geknittert. Fazit: Konzeptionell kann die One-Man-Show von Küchenchef Lüdecke fraglos aufgehen, aber dafür sollten die selbstbewusst bepreisten Portionen größer sein, und der Service sollte mehr Liebe zum Detail beweisen. Dann würde das „Chateaubriand“ eine überzeugende Zeitreise werden und ein verdienter Erfolg später Selbstständigkeit.

Dürener Straße 180, 50931 Köln, 0221/16909588, Öffnungszeiten: Di-So 11-14 Uhr & 18-22.30 Uhr

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