Never judge a book by its cover. Auf die inneren Werte kommt es an. Das gilt auch für gastronomische Einrichtungen. Es gibt in Köln eine Vielzahl an Lokalen, in denen viel Geld ins Interieur gesteckt wurde, aber durchschnittliches bis mieses Essen auf den Tellern landet. Da wurden Innenarchitekturbüros, Licht- und Sound-Profis zurate gezogen und beim kulinarischen Teil ging den Betreibern dann die Puste aus. Da ist mir die gegenteilige Version deutlich lieber: Das Essen ist gut und selbst gemacht, der Service freundlich, dafür ist das Interieur einfallslos oder eine unheilvolle Mischung aus Großmutters Dachboden und Ikea.

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Man kann halt nicht immer alles haben. An dieser Stelle schaue ich wehmütig zu unseren niederländischen Nachbarn und denke mir: doch! Kann man! Warum ist das bei denen immer so schön, innovativ und trotzdem kulinarisch anspruchsvoll und ich sitz’ hier zwischen Tetrapak-Hollandaise, Kalenderspruch-Wandtattoos und fadem Bananenbrot? Nein, das stimmt natürlich nicht.

In Köln gibt es einige kreative Ausnahmen und aktuell passiert sehr viel. Immer mehr junge, sehr ambitionierte Gastronomen eröffnen Läden mit konkreten Vorstellungen und dem dazugehörigen Raumkonzept. Das Café Holm in Lindenthal zum Beispiel.

Zuerst kam die Kaffee-Expertise und dann das stilvolle Lokal samt schicker Törtchen. Nils Kirschner und Philipp Rohrer betreiben seit 2019 die Kaffeerösterei Holm. Holm ist das dänische Wort für kleine Insel und ein sehr eindeutiger Hinweis auf die skandinavische Präferenz der beiden. Das gilt sowohl für die Kaffeeröstung, als auch für die Ästhetik ihres Ladens. Die genaue Erläuterung der Kaffeesorten, des Röstgrades, und was daran skandinavisch ist, kann jeder, der sich dafür interessiert, beim Fachpersonal erfragen. Die beraten sehr höflich, sowohl in Kaffee- als auch Törtchenfragen.

Eine Einrichtung, die zum Abschalten einlädt

Hell, puristisch, einheitlich: Im Café Holm wurde nichts dem Zufall überlassen. Cremefarbene Keramik, dezente Terrazzo-Tischlein, wiederkehrende Holzelemente, selbst die Kuchen haben eine ins Konzept passende Form erhalten. Diese aufgeräumte Eleganz ist nicht einfach nur schön und professionell, sie spendet Ruhe. So ähnlich wie ein japanischer Zen-Garten. Wenn um einen herum alles braust, dröhnt und die innere To-do-Liste mal wieder überläuft, dann hilft diese reduzierte Ästhetik. Ganz zu Schweigen vom Weiße-Schokoladen-Törtchen mit Passionsfruchtkern. Das lässt die Sinne zwar ordentlich scheppern – aber auf die gute Art: süß, sauer, fruchtig, herrlich cremig mit mürbestem Keksboden. Der hübsche Zitronenkuchen mit Zuckerguss ist kompakt und super saftig.

Restaurants und Cafés in Köln

10 Lieblingsorte zum Essen und Trinken von Julia Floß als Dossier

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Übrigens, die erlesene Gebäckauswahl ist der gute Einfluss von Miriam Casper vom Südstadtliebling Café Walter. Was für eine schöne Kollaboration. Bitte mehr davon!

Holm Kaffeerösterei Café, Lindenthalgürtel 61, 50935 Köln | Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr | https://holmkaffee.de/

Julias Auswahl

• Cappuccino // 3,50 Euro
• Americano // 3,10 Euro
• White Chocolate // Törtchen mit weißer Schokolade und Passionsfrucht // 4,10 Euro
• Zimtschnecke // 3,80 Euro
• Zitronenkuchen // 3,80 Euro