Weihnachten wie im FilmFeiern wie die Buddenbrocks, Harry Potter oder Astrid Lindgren

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Buddenbrooks dpa Warner Bros Kinofilm

Feiern wie die Buddenbrooks

Ach, wir hätten es auch gerne so schön weihnachtlich, dass wir fast Bauchweh davon bekommen, wie Inga vom Nordhof. Würden Sie Weihnachten nicht auch gerne mal wie in Bullerbü feiern? Oder möchten Sie lieber einmal die festlich-knisternde Spannung bei den Buddenbrooks erleben?

Feiern wie in unseren Lieblingsbüchern

Dann führen Sie doch mal Regie bei Ihrem eigenen Weihnachtsfest. Die passenden Vorlagen liefern wir: Mit sieben Weihnachts-Sehnsuchtsszenen aus Büchern und Filmen zum Nachgestalten, mal heimelig, mal lustig, mal schnulzig. Mit Rezepten und Tipps direkt aus Literatur und Film.

Weihnachten bei den Buddenbrocks

Buddenbrooks dpa Warner Bros Kinofilm

Feiern wie die Buddenbrooks

„Die Vorzeichen mehrten sich“, heißt es in Thomas Manns Schilderung von Weihnachten bei den Buddenbrooks. Der kleine Hanno wacht morgens auf und findet Flittergold auf seinem Bett, von Zauberhand gestreut. Der große Saal bei den Großeltern ist geheimnisvoll verschlossen und Marzipan und braune Kuchen kommen auf den Tisch.

Weiße Lilien im Baum

Wenn es festlich wird im großbürgerlichen Haushalt, dann schmücken Silberflitter und große, weiße Lilien den Weihnachtsbaum und ein schimmernder Rauschgoldengel ziert die Spitze. Auf dem langen, weiß gedeckten Tisch stehen mit Konfekt behängte und beleuchtete kleine Bäumchen. Dort schlemmt die Gesellschaft Mandelcreme, ein Gemisch aus Eiern, gemahlenen Mandeln und Rosenwasser.

Weihnachten 1901 zum Nachschmücken

Thomas Manns Erzählung aus dem Jahr 1901 kann problemlos als Anleitung zum Nachschmücken verwendet werden, so detailliert ist sie. Immerhin sind seine Familie und das Wohnhaus in Lübeck Vorbild für die Buddenbrooks und ihr Haus im Roman. Die weißen Lilien sind doch auf jeden Fall ein Weihnachtsbaumschmuck, der es wert ist kopiert zu werden, oder?

In Lübeck kann man sich im Buddenbrook-Haus zur Weihnachtszeit ansehen, wie es damals ausgesehen haben muss, inklusive Lesung und literarischem Spaziergang durch die Stadt.

Termine und Infos unter www.buddenbrookhaus.de

Astrid Lindgren: Pfefferkuchen und Stockfisch in Bullerbü

Bullerbü Schnee imago United Archives 1987

Harter Winter in Bullerbü, aber wenn alle um den Weihnachtsbaum tanzen sind die Sorgen vergessen.

Zu Weihnachten ist es ganz besonders schön in Bullerbü. Anders als hier muss in dem kleinen schwedischen Dorf niemand in seinem Wintermantel schwitzen, kein fieser Nieselregen trübt die Sicht – natürlich auf die schneebedeckten Bäume. Denn wenn in Bullerbü Weihnachten ist, dann schneit es. Deshalb müssen die Kinder auch mit dem Schlitten losziehen, um das Holz für das gemütliche Kaminfeuer einzuholen.

Pfefferkuchenduft liegt in der Luft

Es riecht nach roten Äpfeln und nach den Pfefferkuchen, die drei Tage vor Heiligabend gebacken werden. Und auch nach dem Lack, mit dem das Geschenkpapier versiegelt wird. Wenn die Kinder von Bullerbü – das sind Lasse, Bosse und Lisa im Mittelhof, Britta und Inga im Nordhof und Ole und die kleine Kerstin vom Südhof  – am Weihnachtsmorgen aufstehen, steht der Baum fertig geschmückt vor dem prasselnden Kaminfeuer. Zu Essen gibt es Stockfisch, Schinken, Nüsse und Marzipan. Danach liest der Vater die Weihnachtsgeschichte vor und die Familie singt gemeinsam „O Du Fröhliche“.

Schwedisches Weihnachtsfest

An dem Wetter in Deutschland können wir nichts ändern. Es gibt jedoch ein paar Sachen, die können wir uns von Astrid Lindgrens Bullerbü-Geschichte abgucken, um unser Weihnachtsfest ein bisschen schwedischer zu machen. Zum Beispiel gemeinsam, Hand in Hand, um den Tannenbaum zu tanzen und dabei zu singen. Hört sich das nicht lustig an?

Theodor Storm und sein Lieblingsrezept

Knecht Ruprecht dpa

„Knecht Ruprecht“ von Theodor Storm ist eines der bekanntesten Weihnachtsgedichte überhaupt.

„Unser Vater war ein echter, rechter Weihnachtsmann“, schrieb Gertrud Storm über ihren berühmten Vater Theodor. Er wusste den ganzen Zauber der Weihnacht zu übertragen. „Im ganzen Hause duftet es nach Tannen und braunen Weihnachtskuchen.“  Die feinen Streifen Rauschgold für den Baum schnitt der Dichter höchstselbst zurecht, bis ihm ein Freund „eine Tüte märchenhafter Silberfäden“ mitbrachte – das erste fertige Lametta.

Vergoldete Nüsse und Tannenzapfen

Und er bastelte auch den Baumschmuck mit seinen Kindern selbst. Nüsse und Tannenzapfen haben sie so vergoldet: Watte wird in Eiweiß getaucht, Nüsse und Tannenzapfen damit vorsichtig betupft. Die so befeuchteten Stellen werden mit  Schaumgold verziert.

Weiße Netze für Kinderträume

Außerdem werden weiße Netze gebastelt. „Auf diese Netze, in denen schon feine Kinderträume hingen, legte unser Vater besonderen Wert“, schreibt Gertrud Storm.  Aus Konzeptpapier schnitten die Storms Netze aus, die mit in grün, rot und goldfarbenes Papier gewickelten und viereckigen Bonbons gefüllt wurden. Im Weihnachtsbaum hing außerdem ein „Märchenzweig“ – ein vergoldeter Lerchenzweig. Auch in Storms Gedichten und Erzählungen spielt Weihnachten eine wichtige Rolle.

Tiere aus Schololade und Marzipan für den Baum

Besonders schön ist die Idee aus der Novelle „Unter dem Tannenbaum“: Hirschkäfer, Schmetterlinge und Bienen aus Schokolade und allerlei Tiere aus Marzipan schmücken den Weihnachtsbaum. So einen Baum hätten wir auch gerne. Wir suchen nur noch jemanden, der Eichhörnchen und Buntspechte aus Marzipan in halber Lebensgröße macht. Braune Kuchen sind eigentlich Plätzchen und ein typisch nordisches Weihnachtsgebäck. Das von Theodor Storm heiß geliebte Gebäck kommt auch bei den Buddenbrooks auf den Tisch.

„Rezept für Braune Kuchen“

Zutaten 250 g Zuckerrübensirup 50 g Butter 50  g Butterschmalz 180  g brauner Zucker 500  g Mehl 1 gestr. TL gemahlener Kardamom 1 gestr. TL Nelkenpulver 1 gestr. TL Zimt 7 Gramm Pottasche (Kaliumcarbonat) 2 EL Rosenwasser 50 Gramm Mandeln Zubereitung Rübensirup, Butter, Schmalz und Zucker in einem Topf unter Rühren erwärmen, bis alles zu einer Masse geschmolzen ist. Das Mehl in eine Schüssel sieben,  Gewürze, den warmen Sirup und die in Rosenwasser aufgelöste Pottasche  hinzugeben.  Alles zu einem glatten Teig verkneten. In Frischhaltefolie wickeln und bei Zimmertemperatur etwa eine Stunde ruhen lassen. Danach den Teig dünn ausrollen und in kleine Rechtecke schneiden oder Formen ausstechen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad Umluft etwa zehn Minuten lang backen.

Wham mit „Last Christmas"

Wham Last Christmas dpa

Wham! haben mit Last Christmas Zeichen gesetzt.

Klamotten- und frisurentechnisch orientieren Sie sich bitte nicht am Pop-Duo „Wham!“ im Video von „Last Christmas“. Den Ton dürfen Sie beim Anschauen auch ausschalten. Aber: Dem Winterpullover mal einen Sinn zu geben und mit Freunden in die Schweizer Alpen zu fahren, anstatt zu Hause bei Nieselregen „Leise rieselt der Schnee“ zu singen – das klingt doch verlockend.

Video aus den 1980er Jahren

Im Video aus den 1980er Jahren ist zu sehen, wie die Freunde mit dem Skilift zu einer Hütte mit Kamin fahren. Dort machen sie sich gleich daran, gemeinsam den Weihnachtsbaum zu schmücken und Kaminholz aus dem Wald zu holen. Nach Schlittenfahren und Schneeballschlacht gibt es dann ein tolles Abendessen und schmachtende Blicke am Kamin. Das Video hat Saas-Fee unzählige Touristen beschert. Aber Schnee und Hütten gibt es ja auch woanders.

Max von der Grün: Der „Antibaum“

Max von der Grün imago teutopress

Der Schriftsteller Max von der Grün schrieb auch das beliebte Kinderbuch „Vorstadtkrokodile“.

Wer mit spießigen Weihnachtsrelikten brechen will, kann wie die „demokratische Familie“ bei Max von der Grün feiern. Da gibt es einen „Antibaum“, einen mit Ostereiern geschmückten Tannenbaum. Anstelle von „O Tannenbaum“ spielt der Plattenspieler „Alle Vögel sind schon da“.

Wer „anti“ genug ist, der probiere das bitte aus und schicke uns ein Foto. Verheimlichen wollen wir an dieser Stelle nicht, dass die demokratische Familie es dann doch nicht so richtig schafft mit der Anti-Weihnacht: Erst entpuppt sich der jüngste Sohn als Deserteur und spielt „Leise rieselt der Schnee“ ab, dann bricht die Mutter beim Anblick der verkohlten Weihnachtsgans in Tränen aus.

Joanne K. Rowling: Heiligabend mit Harry Potter

Harry Potter

Szene aus „Harry Potter und die Kammer des Schreckens".

Wer Weihnachten feiern will wie Harry Potter, steht natürlich vor einigen logistischen Problemen. Denn dafür bräuchte er zunächst einmal: Zwölf turmhohe Tannenbäume, einige mit winzigen Eiszapfen geschmückt, andere von Hunderten Kerzen beflackert –  aber zur Not tut es ja auch ein kleiner Baum. Machbar dagegen sind die Girlanden aus Stechpalmen- und Mistelzweigen, die entlang der Wände hängen und das prasselnde Kaminfeuer. Als Alternative für die Zauber-Knallbonbons, die Wolken blauen Rauchs machen, wenn man daran zieht, empfehlen wir Silvester-Knallbonbons oder Brausebonbons.

Heilgabend in Hogwarts

Das Essen an Heiligabend in Hogwarts ist üppig, lässt sich aber nachkochen. Es gibt fett gebratene Truthähne, Berge von Brat- und Pellkartoffeln, Cocktailwürstchen, Buttererbsen sowie sahnigen Bratensaft und Preiselbeersauce. Als Nachtisch kommt ganz klassisch Plumpudding auf den Tisch, eine Art gedämpfter Mehlteig mit Trockenobst und Nüssen, der in England traditionell zu Weihnachten serviert wird. Kein Wunder, dass Harrys erstes Weihnachten in der Zauberschule auch sein bis dahin schönstes ist. Zum Tee gibt es dann noch mal Brote mit kaltem Braten, Pfannkuchen, Biskuits und Weihnachtskuchen. Und wenn sie nicht geplatzt sind, dann zaubern sie noch heute.

Rezept Plum Pudding

Plum Pudding ist kein Pudding, enthält keine Plums (Pflaumen) und ist nicht mal eine Süßspeise. Ob Harry ihn mit Alkohol essen durfte, wissen wir nicht. Traditionell gehört er aber dazu. Außerdem braucht er viel Zeit und muss lange vor Heiligabend angesetzt werden, traditionell sogar schon am ersten Advent. Es sei denn, man kann zaubern. Zutaten  100 g Butter  100 g brauner Zucker  100 g Mehl  150 g Rosinen  150 g Sultaninen  25 g gehackte Mandeln  25 g glasierte Kirschen  150 g frische Semmelbrösel  Geriebene Schale und Saft einer Orange  50 g gehacktes Zitronat  1 Teelöffel Muskatnuss  Je 1 Msp.  Zimt, Muskat und Piment  150 ml Milch  2 große Eier  3 EL Cognac Zubereitung Butter im Topf schmelzen und alle Zutaten unter ständigem Rühren zugeben.  Die Mischung in eine mit Butter gefettete Schüssel oder Puddingform geben und mit einem Deckel verschließen.  In einem Dampfkochtopf mit dicht schließendem Deckel für 5-6 Stunden bei mittlerer Hitze dämpfen. Zwischendurch gegebenenfalls kochendes Wasser nachgießen. Nach dem Abkühlen in ein mit Cognac getränktes Tuch wickeln und im Kühlschrank aufbewahren ( bis zu vier Wochen). An Weihnachten die Abdeckung entfernen. Erneut für 2-3 Stunden ins Dampfbad stellen.

Charles Dickens und der Weihnachtsgeist

Charles Dickens Vom Geist der Weihnacht

Der Geist der Weihnacht - eine Adaption von Dickens' „A Christmas Carol“ wird gerne inszeniert.

Wir sind im kinderreichen Haus von Bob Cratchit, dem Angestellten von Ebernezer Scrooge in Dickens Geschichte „A Christmas Carol“ von 1843. Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht hat Scrooge dorthin gebracht, um dessen eiskaltes Herz zu erwärmen. Die Cratchits, arm und mit einem todkranken jüngsten Kind, feiern nämlich Weihnachten, als hätten sie keine Sorgen und sind voller Dankbarkeit.

Cognac mit Zitrone

Am Kamin trinkt Bob Catchit heißen Cognac mit Zitrone. Es gibt mit Salbei und Zwiebeln gewürzte Gans mit Bratensauce, geschmorte Kartoffeln und Apfelmus und Plumpudding zum Nachtisch. Anschließend werden Esskastanien in das Feuer geschüttet. Während sie im Feuer platzen, sagt der kranke kleine Tim: „Gott segne uns alle und jeden“. Grog-Rezept (in Anlehnung an Bob Cratchit): 40 ml Cognac mit 2 TL Zucker und Zitronensaft erhitzen, mit 100 ml heißem Wasser aufgießen.

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