GerichtMordhinweis in sauberer Küche

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Zeuge Nummer 54 hat sich geirrt: Der Nachbar der seit April 2007 spurlos verschwundenen Lotis K. galt im Mordprozess gegen den Ehemann der Philippinerin als wesentlicher Entlastungszeuge - und hat jetzt seine Aussage revidiert. Noch vor einer Woche war er sicher gewesen, Lotis K. am Morgen des 23. April mit ihrem kleinen Sohn an der Hand auf dem Weg zum Kindergarten gesehen zu haben. Dies hatte er im Prozess deutlich gemacht. Nach Überzeugung der Ermittler wurde Lotis K. aber bereits am 18. April von ihrem Ehemann in ihrer Wohnung ermordet.

Nachdem der Zeuge in der Zeitung las, welche Bedeutung seine Aussage hatte, meldete er sich erneut bei Gericht, um seine Erinnerung zu korrigieren. „Tut mir furchtbar leid, aber da habe ich mich wohl doch im Tag geirrt“, erklärte der Nachbar jetzt bei seinem zweiten Auftritt im Zeugenstand. Gemeinsam mit seiner Ehefrau habe er die eigene Erinnerung noch einmal detailliert überprüft.

Aufgeregte Hunde

Als im Sommer vergangenen Jahres Leichenspürhunde in der Wohnung der seit Wochen vermissten Lotis K. im Einsatz waren, schlugen sie in der hintersten Ecke in der Küche an. Ganz aufgeregt kratzten die Hunde an der Spüle, wo der Mülleimer stand, den PVC-Boden ab.

„Das kann ebenso gut Blut von einem entsorgten Kotelett oder Schnitzel gewesen sein“, warf die Verteidigung ein. Doch mussten sich die Anwälte belehren lassen: Ein Leichenspürhund „kann sehr wohl zwischen einem Tierkadaver und einem toten Menschen unterscheiden“, machte ein Hundeführer deutlich. Die Hunde hatten in der Küche angeschlagen, obwohl die Polizei zwei Tage zuvor bei aufwendigen mikroskopischen Untersuchungen keinerlei Hinweise auf Blutspuren gefunden hatte. Die Küche war „blitzsauber, extrem gereinigt“, erinnerte sich ein Ermittler.

Der fehlende Nachweis von Blutspuren lässt nach Überzeugung der Polizeibeamten den Schluss zu, dass die Vierbeiner dort Leichengeruch wahrgenommen haben. Denn ein Leichenspürhund reagiere nur auf zwei Dinge: entweder auf Blut, wobei das Tier dabei nicht zwischen Blut von einem Lebenden oder Toten unterscheiden kann - oder eben auf Leichengeruch. Für den Ankläger jedenfalls ist die Reaktion der Vierbeiner ein „nicht unwesentliches Indiz dafür, dass Lotis K. in ihrer Wohnung getötet wurde“.

Ihr Ehemann Siegfried K. soll laut Anklage die von ihm getrennt lebende Frau mit Hilfe seiner Schwester und deren Mann ermordet haben aus Sorge, Lotis K. würde sich mit Sohn Marc (5) für immer in ihre Heimat auf die Philippinen absetzen. Inzwischen wurden sämtliche von der Verteidigung gestellten Befangenheitsantrage als „unbegründet“ zurückgewiesen.

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