Grundschule FrankenforstBelgisch ist nur noch der Hausmeister

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Auch Tischtennis gehört zum Angebot, das die Kinder in den Pausen nutzen können. Die Kletteranlage wurde von den Kindern selbst finanziert - mit drei Sponsorenläufen. (Bild: Neumann)

Auch Tischtennis gehört zum Angebot, das die Kinder in den Pausen nutzen können. Die Kletteranlage wurde von den Kindern selbst finanziert - mit drei Sponsorenläufen. (Bild: Neumann)

Bergisch Gladbach – Würdevoll lächelt das belgische Königspaar vom Bild im Foyer der Katholischen Grundschule herab - allein an königlichen Untertanen mangelt es. Denn in die ehemals belgische Schule in Frankenforst sind längst deutsche Kinder eingezogen, nachdem die flämischen Mädchen und Jungen mit dem Abzug der letzten belgischen Soldaten wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Nur Rudolf Vanbeselaere hält noch die Stellung. Er war hier bereits unter belgischer Ägide Hausmeister und ist es auch heute wieder in der Katholischen Grundschule Frankenforst.

2006 zog die Grundschule von der Fasanen- in die Taubenstraße. Das angestammte Gebäude war damals so sanierungsbedürftig, dass die Renovierung mehr als 500 000 Euro verschlungen hätte. Die Stadt entschloss sich daher, lieber vom Bund die leer stehende Immobile der ehemaligen belgischen Schule zu kaufen und umzubauen. Denn hier, in dem großzügigen hufeisenförmigen Komplex mit Turnhalle, sah die Stadt die Chance, den offenen Ganztag zu verwirklichen.

Schwierigkeiten

Beim Umbau mussten etliche Schwierigkeiten überwunden werden, berichtet Schulleiter Hans-Georg Jaspers rückblickend. So war der Speisesaal in den Augen der Feuerwehr nur ein besserer Fluchtweg, der nicht durch Tische und Stühle versperrt werden dürfe, und aus den langen Gängen sollten die offenen Garderoben verschwinden. Dies wiederum habe dem Gesundheitsamt missfallen. Die Turnhalle musste modernisiert und die Decken in den Klassenräumen tiefer gehängt werden, um die Akustik zu verbessern. Aus der ehemaligen Kapelle wurde ein Werk- und Kunstraum, aus der Sakristei die Schülerbücherei. Und aus der tristen Asphaltwüste des Schulhofes wurde mit Hilfe von Schülern, Eltern und Lehrern und der Finanzierung aus dem Fördertopf für den Ganztag eine Spiellandschaft. „Die Kletteranlage haben die Kinder mit drei Sponsorenläufen selbst finanziert“, betont Jaspers. Das nächste Projekt soll eine Pausenhalle sein.

Heute werden rund 200 Kinder (45 Prozent von ihnen sind katholisch) in der zweizügigen katholischen Schule unterrichtet, die jüngst mit dem Schulentwicklungspreis „Gute gesunde Schule“ ausgezeichnet wurde. In den ersten beiden Jahren werden die Schüler hier altersgemischt unterrichtet. Die Hälfte der Schüler ist auch am Nachmittag noch in der Schule und nimmt an den Angeboten der Kreativitätsschule teil. Mittags erhalten sie eine warme Mahlzeit, vom Koch in der schuleigenen Küche zubereitet. „Wir versuchen uns nach den Bedürfnissen der Kinder zu richten, Möglichkeiten zur Ruhe oder Kreativität zu bieten“, erklärt Suzanne Prochnow, verantwortlich für das außerunterrichtliche Angebot. Neun Mitarbeiter betreuen die Aktivitäten auf dem Spielplatz, im Bauraum, der Fahrrad- und Schreibwerkstatt, bieten Fußball-, Selbstverteidigungs- oder Yogakurse an. Die Hausaufgaben werden am Nachmittag von Lehrern betreut.

Für Rudolf Vanbeselaere sind so vielfältige Angebote am Nachmittag nichts Neues. Die belgische Schule war immer eine Ganztagsschule. Was hat sich dann für den belgischen Hausmeister geändert? „Heute ist hier mehr Leben drin“, meint er lächelnd. Vielleicht seien die belgischen Kinder durch ihre familiäre Nähe zum Militär an viel Disziplin gewöhnt gewesen. „Heute geht die Klingel los - und wir in Deckung.“

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