Hausdurchsuchung bei „dolphin kids“

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Ermittler laden Computer und Unterlagen von "dolphin kids" ein.

Ermittler laden Computer und Unterlagen von "dolphin kids" ein.

Mit diesem Besuch hatte sie offensichtlich nicht gerechnet. Verblüfft und kleinlaut habe Gabriele Rossek gewirkt, als die Polizei am Dienstagmorgen an ihrer Wohnungstür klingelte. Ermittler der Staatsanwaltschaft Köln waren mit einem richterlichen Durchsuchungsbefehl gekommen. Rossek steht im Verdacht, als Vorsitzende des Vereins „dolphin kids“ Spendengelder veruntreut zu haben. Die Fahnder beschlagnahmten Unterlagen und einen Computer, gleichzeitig wurden Rechner und Papiere im Büro der Organisation an der Beethovenstraße gesichert sowie Belege der Jahresabrechnungen beim Steuerberater des Vereins konfisziert.

Mit dem Ziel, behinderten Kindern durch Spenden kostspielige Delfin-Therapien im Ausland zu ermöglichen, wurde der Verein im Jahr 2001 gegründet. „Die Arbeit für »dolphin kids« ist kein Beruf, sondern Berufung“, heißt es auf der Internet-Homepage. Im Behördenregister bürgerlich mit Rossek geführt, nennt sich die Dame dort standesbewusst „von Rossek“.

Unter anderem auf Galas mobilisierte sie zahlreiche prominente Unterstützer. Boxer Axel Schultz war unter anderem dabei, Kabarettistin Annette Frier, Tennisspielerin Anke Huber, Sänger Rainhard Fendrich, Moderatorin Britta von Lojewski und ihr Kollege Jörg Draeger sowie Big-Brother-Gewinnerin Alida Kurras. Als Schirmherrin wurde Corinna Prinzessin von Anhalt gewonnen. Im Glauben, eine gute Sache zu unterstützen, schickte der heutige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers vor drei Jahren ein Grußwort. „Der Verein hilft nicht nur den Kindern, ein Stück Lebensfreude zurückzugewinnen. Die Organisation ist auch ein Segen für die Eltern“, wird der CDU-Politiker heute noch auf der „dolphin“-Homepage zitiert.

Aber zahlreiche Eltern, die mit ihren behinderten Kindern Mitglied im Verein geworden sind, gehen mittlerweile auf die Barrikaden. „Wir sind maßlos enttäuscht“, sagt deren Sprecherin Dunja Franke. Tatsächlich seien einige Kinder zu Delfin-Therapien ins Ausland geflogen. Häufig jedoch seien dazu Gelder verwendet worden, die die Betroffenen selber aufgetrieben hätten.

Soweit Spenden von „dolphin kids“ eingesetzt wurden, habe die Vorsitzende anschließend völlig überraschend von Eltern gefordert, „das Minus wieder auszugleichen“. Ihr siebenjähriger Sohn Can, der auf Grund von Spastiken im Rollstuhl sitzt, sei auf Wunsch von Gabriele Rossek oft im Fernsehen gewesen, so Franke weiter: „Da habe ich im Nachhinein das Gefühl, als sei mein kleines Kind missbraucht worden.“

Gabriele Rossek, die vor etwa vier Wochen beim Amtsgericht Köln Insolvenzantrag für den Verein stellte, wollte sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zu den Vorwürfen äußern. Ausgelöst wurden die Ermittlungen gegen sie durch eine Strafanzeige der Kaufhof AG, die „dolphin kids“ mehr als 200 000 Euro gespendet hatte. Revisoren des Konzerns hatten Unregelmäßigkeiten im Jahresabschluss 2003 des Vereins entdeckt. Dem Vernehmen nach soll die Beschuldigte unter anderem Kleider mit Spendengeldern bezahlt und einen großen Raum ihrer Villa für etwa 21 000 Euro im Jahr an den Verein vermietet haben. Den Vorschlag, auf Kosten des Warenhauses einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer einzuschalten, habe sie abgelehnt, sagte ein Kaufhof-Sprecher. Danach habe sein Unternehmen Anzeige erstattet.

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