Katholische KircheAm Ende ihrer Kräfte

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Pfarrer Lothar Tillmann war 17 Jahre gerne für die Gläubigen in Hellenthal verantwortlich, 15 Jahre lang wirkte auch die Gemeindereferentin Elke Jodocy an dieser Aufgabe mit. Nun werden beide aus gesundheitlichen Gründen Hellenthal verlassen. (Bild: Heinen)

Pfarrer Lothar Tillmann war 17 Jahre gerne für die Gläubigen in Hellenthal verantwortlich, 15 Jahre lang wirkte auch die Gemeindereferentin Elke Jodocy an dieser Aufgabe mit. Nun werden beide aus gesundheitlichen Gründen Hellenthal verlassen. (Bild: Heinen)

Hellenthal – Als Pfarrer Lothar Tillmann vor 17 Jahren die Pfarrgemeinde Hellenthal übernahm, gehörten zu seinem Sprengel die Orte Blumenthal und Hellenthal. Bald kam die Pfarrei Hollerath-Ramscheid hinzu. Inzwischen betreut Tillmanns Pastoralteam die gesamte Kommune Hellenthal zwischen Kehr und Blumenthal. Das sind zehn Kirchengemeinden. Vor 15 Jahren kam als eine tragende Säule im Team die Gemeindereferentin Elke Jodocy dazu. Die beiden haben an Seelsorge geleistet, was man nur leisten konnte. Aber jetzt sind sie körperlich am Ende, es gab mehrere Zusammenbrüche durch die stete Überlastung. Gestern gaben Tillmann und Jodocy den kirchlichen Gremien bekannt, dass sie Hellenthal Ende Juni verlassen werden.

Völlig überraschend

Der Schritt dürfte für viele der von ihnen betreuten 6750 Katholiken völlig überraschend kommen, aber auch den beiden ist die Entscheidung sehr schwer gefallen. In einem Schreiben an Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände, das gestern Abend verbreitet wurde, heißt es einleitend: „Ihnen diese Zeilen zu schreiben, fällt uns - Lothar Tillmann und Elke Jodocy - nicht leicht.“

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Beide bezeichnen als Grund für ihren frühen Abschied - Jodocy ist 41 Jahre, Tillmann 52 Jahre - ihren Gesundheitszustand: „Es waren sehr reiche Jahre, die aber auch von uns durch die immer schneller werdenden Veränderungen gesundheitlichen Tribut gefordert haben.“ Beider Kräfte reichten nicht mehr aus, „mit Ihnen hier vor Ort neue Impulse zu setzen und das lebendige Gemeindeleben in den Orten aufrechtzuerhalten“. Ihnen fehle auch die Kraft, ein bisweilen eigentlich erforderliches „Nein“ zu sagen, wenn neue, Kraft raubende Aufgaben an sie herangetragen würden.

Tillmann und Jodocy wollen zusammen ihre Funktionen aufgeben, um einem Nachfolge-Team den Weg frei zu machen. Vom bisherigen Team bleiben dann noch Pastoralreferent Paul-Josef Jansen und Pfarrer Franz-Joseph Gasten, zwei ebenfalls in der Gemeindearbeit engagierte Mitstreiter.

Der Pfarrer und seine Gemeindereferentin sind mit dem Bistum seit einiger Zeit im Gespräch mit dem Ziel, für Hellenthal eine gute Nachfolge-Regelung zu finden. Angesichts der strukturellen Veränderungen im Bistum stünden die Chancen nicht schlecht. Tillmann und Jodocy haben das Bestreben, für die Aufgaben Seelsorger zu finden, die mit „Herzblut und fachlicher Profession“ die Nachfolge antreten. Saint Exupérys „Kleinen Prinz“ zitierend, drücken beide im Abschiedsbrief ihr Verhältnis zu den Hellenthalern aus: „Du bist für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ Gleichwohl ahnen beide, dass ihr Entschluss „nicht bei allen auf Verständnis stößt“. Aber sie bitten die Gläubigen darum, die Entscheidung zu respektieren.

Zusammenbruch erlebt

Tillmann zum „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Man spürt, dass man an körperliche Grenzen kommt.“ Vor zwei Jahren habe er als Folge andauernder Überlastung durch die kirchlichen Aufgaben - zufällig bei einer bischöflichen Visite - erstmals einen Zusammenbruch erlebt. Spätestens seit dieser Zeit habe er sich die Frage gestellt: „Kann ich den vom Bischof erhaltenen Auftrag eigentlich noch erfüllen?“ Und der Zustand des körperlichen Ausgebranntseins habe sich nicht geändert. Tillmann: „Zum Beruf des Seelsorgers gehört es, sich auf Menschen einzulassen, und das kostet Kraft.“

Ähnlich war das bei Elke Jodocy, die am 28 Juni 2003 in der Pfarrkirche St. Anna in einer feierlichen Zeremonie vom Bischof nach Kirchenrecht zur „Jungfrau“ geweiht worden war. Wenn es auf die Ferien zugehe, schiebe sie immer eine lange Liste von Aufgaben vor sich her, die dann während der Urlaubszeit abgearbeitet werden müssten, weil sie wichtig seien. Inzwischen ist Jodocy allerdings ernsthaft erkrankt, so dass der Entschluss, sich einer anderen Aufgabe zu widmen, zwingend war.

Beide erinnern sich gerne daran, wie sie gemeinsam mit den Gemeinden die notwendigen Veränderungen im Lauf der Jahre bewältigt haben. Dabei hätten sie große Unterstützung von den Gläubigen erfahren. Inzwischen seien die nötigen organisatorischen Veränderungen allerdings abgeschlossen, ein Nachfolger könne die Aufgabe durchaus mit geringerer Belastung angehen. Allerdings sollte der laut Tillmann die Fähigkeit mitbringen, auch mal „Nein“ zu sagen, wenn die Belastung überhandnehme. Tillmann und Jodocy wollen weiter im Bereich der Seelsorge arbeiten, allerdings an ruhigerer Stelle.

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