Messerangriff auf Kölner OB-KandidatinSo erlebten die Augenzeugen das Attentat auf Henriette Reker

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Der Tatort, an dem Henriette Reker und vier weitere Personen mit einem großen Messer angegriffen worden sind.

Der Tatort, an dem Henriette Reker und vier weitere Personen mit einem großen Messer angegriffen worden sind.

Köln – Der Wahlkampf-Schirm von den Grünen liegt am Samstagmittag neben dem Wahlkampfständen von CDU, Grünen und FDP an der Aaachener Straße in Braunsfeld. Es ist der Schirm, mit dem ein ehrenamtlicher Wahlhelfer am Samstagmorgen mutig und verzweifelt versucht hat, die Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker (parteilos) und seine Kollegen gegen den Messerstecher zu verteidigen. Der Schirm, der vielleicht auch noch Schlimmeres verhindert hat. Weitläufig um den Wahlstand am kleinen Braunsfelder Wochenmarkt an der Aachener Straße hat die Polizei weiträumig mit Flatterband abgesperrt.

Mehrere Augenzeugen waren in nächster Nähe dabei, als die Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker gegen 9.04 Uhr attackiert wurde. „Wir hatten gerade den Wahlkampfstand eröffnet, als das Schreckliche passierte“, erzählt CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. „Es ging alles sehr sehr schnell. Der Mann stand mit dem Messer da.“ Nach Schilderung des CDU-Ratsmitglieds Jürgen Strahl hat sich die Attacke folgendermaßen zugetragen: Der „offensichtlich politisch motivierte Täter“ sei mit einem „Messer gezielt auf Frau Reker zugegangen“ und habe „zugestochen. „Dann hat er in dem weiten Getümmel noch zwei Frauen in den Unterlieb gestochen und zwei weitere Beteiligte mit Stichwunden verletzt“. Strahl beschreibt den Täter als 1, 90 Meter groß: „Ein Mann aus dem Volk, würde ich sagen.“ Er habe ihn noch nie vorher gesehen. „Während der Tat sind keine Worte gefallen.“ Anschließend sei der Täter abgewehrt worden von einem Mitarbeiter.

Der Mann sei „angegriffen worden von einem Ehrenamtler mit einem Schirm. Dann hat sich der Täter das Unterteil geschnappt und die beiden haben sich gefühlt fünf Minuten gegenüber gestanden.“ Der Täter habe vergleichsweise ruhig abgewartet, bis die Polizei kam. „Sinngemäß hat er währenddessen gesagt, er wolle die Gesellschaft vor solchen Leuten retten. Er habe die Tat hier für alle getan, um sie vor so etwas zu bewahren.“ Damit habe er offenbar die OB-Kandidatin gemeint.

„Riesensäbel und ein Butterfly-Messer“

Das Ratsmitglied ist fassungslos angesichts der vielen unschuldig Verletzten: „Das muss man sich mal vorstellen. Da kriegt die Ortsvorsitzende der CDU in Braunsfeld (Marliese Berthmann, Anmerkung der Redaktion) einen Messerstich in den Unterleib. Was hat sie getan?“ Petelkau: „Wenn man jemanden eineinhalb Meter vor sich hat mit einem Messer in der Hand, denkt man nicht über dessen Motivation nach. Da schaut man, wie man andere und sich selbst schützen kann. Zu dem Zeitpunkt war auch noch gar nicht abzusehen, wer alles verletzt worden ist. “

Neben dem Markstand in unmittelbarer Nähe des Wahlkampfstandes ist eine große Blutlache zu sehen. Der Schock der Anwesenden ist groß, vor allem bei den Mitarbeitern der Marktstände, die die Tat in nächster Nähe mitbekommen haben. „Der Mann hatte einen Riesensäbel und ein Butterfly-Messer“ erzählt eine der Marktfrauen, die ungenannt bleiben möchte. Sie hat einen der Verletzten unmittelbar nach der Tat behandelt, bis die Rettungskräfte eintrafen. „Der hatte den ganzen Arm aufgerissen“.

Die CDU-Politiker Bernd Petelkau und Jürgen Strahl sind sich einig darin, dass die Tat nicht aus dem Affekt geschehen ist. Petelkau: „Das war eindeutig geplant. Er hat sich ohne Probleme abführen lassen.“ Strahl: „Dass der Mann gezielt auf Frau Reker losgeht mit einem großen Messer und anschließend fünf Minuten wartet, das ist keine Tat im Affekt. Und das am letzten Tag, wo wir hier stehen. Kurz vor der Wahl.“ Der Mann sei verhaftet und abgeführt worden. „Ohne Gegenwehr. Das spricht dafür, dass das eine sehr gezielte Tat war.“

Für Strahl ist die Attacke ein trauriger „Quantensprung in der politischen Auseinandersetzung. Hier standen Ehrenamtler, die arbeiten, damit es dieser Gesellschaft gut geht“. Die Gedanken seien jetzt bei den Verletzten: „Wir müssen jetzt einfach an unsere Kandidatin und an alle denken, die verletzt worden sind. Dass sie wieder gesund werden. Das ist das Allerwichtigste. Wir hoffen sehr, dass Frau Reker außer Lebensgefahr ist und alles wieder gut wird.“

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