Abschiebung drohtKölner Betroffener beschreibt Anhörung vor Bamf als Farce

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imago Bamf 310517

Ein junger Afghane soll abgeschoben werden. Er bezeichnet die Anhörung beim Bamf als Farce. (Symbolbild)

Köln – Der 26-jährige Abdulla (Name geändert) ist Mitglied im Kölner „Forum afghanischer Migranten“, einem Zusammenschluss, der von der Caritas unterstützt wird. Er kennt viele von Abschiebung bedrohte Landsleute. Dennoch: Als er vor zwei Wochen selbst die Ablehnung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bekam, konnte er es nicht glauben.

„Ich bin immer noch fassungslos. Ich habe 21 Nachweise meiner politischen Tätigkeit als Journalist vorgelegt, alle in englischer Übersetzung, und dazu drei ärztliche Atteste über körperliche Misshandlungen. Das hat alles nicht gezählt.“

Hat Taliban kritisiert

Vor seiner Flucht, erzählt der aus Herat stammende Abdulla, habe er immer wieder scharfe Kritik an den Taliban geübt, die ihn daraufhin mehrfach brutal zusammenschlugen. Deutsche Ärzte haben bei ihm einen Kieferbruch festgestellt, außerdem auf dem Rücken die Spuren einer Auspeitschung.

Seine Anhörung beim Bamf in Mönchengladbach, auf die er zwei Jahre lang warten musste, beschreibt er als Farce. „Mir wurde ein Dolmetscher aus dem Iran gestellt, der mich nicht verstanden hat. Dann sollte ich in 15 Minuten meine ganze Geschichte darstellen.“ 15 Minuten, die er mit seinen in einem Deutschkurs bei Ehrenamtlern gelernten Sprachkenntnissen bewältigte.

Der Ablehnungsbescheid kam dann aus Bayern. „Von Menschen, die mich gar nicht persönlich erlebt haben und kein Gefühl dafür haben können, ob ich glaubwürdig bin.“ Sein Eindruck: „Egal, welche Geschichte man hat, als afghanischer Flüchtling hat man keine Chance.“

Abdulla wird jetzt Klage beim Kölner Verwaltungsgericht einreichen. „Ich würde ja gerne zurückgehen, ich habe meine Familie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Aber ich kann nicht. In Herat und auch in Kabul bin ich bekannt, die Taliban würden mich sofort festnehmen.“

„Still welcome – Austausch und Vernetzung zum Thema Abschiebung“ heißt eine Veranstaltung des Forums für Willkommenskultur, der Melanchthon-Akademie und der AG Bleiben am 24. Juni ab 10 Uhr in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24B, 50678 Köln.

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